Olympische Winterspiele in Peking Peking 2022 - Olympisches Bob-Training im "offenen Vollzug"

Stand: 19.10.2021 18:35 Uhr

Die Vorbereitung des deutschen Bob-Teams auf die Olympischen Winterspiele vor Ort in Peking gibt einen Vorgeschmack auf das, was die Athletinnen und Athleten im Februar 2022 erwartet.

Ein Hotelkomplex mit drei Gebäuden in einem Radius von knapp 250 Metern, Busfahrten und Training auf der Olympia-Bahn - die Welt des deutschen Bob-Teams bei der ersten Besichtigung der Olympia-Rennbahn in Yanqing im Nordwesten von Peking ist überschaubar.

"Es ähnelt einem offenen Vollzug. Es gibt viele Wachleute, überall stehen Menschen herum und passen auf. Die stehen einfach da und gucken", berichtet Johannes Lochner im Gespräch mit Sportschau-Reporter Benjamin Eyssel. Die internationale Blase wird streng überwacht und kontrolliert.

Täglische Tests und enge Grenzen

Jeden Tag gibt es PCR-Tests. Den Komplex verlassen dürfen die Gäste nicht. China fährt eine Null-Covid-Politik. Schon jetzt ist klar, dass es bei den Spielen ab 5. Februar 2022 keine internationalen Zuschauer geben, die Bewegungsfreiheit für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer extrem eingeschränkt sein wird.

Neue Bahn in Yanqing beeindruckt

Zweierbob-Vizeweltmeister Lochner ist Mitte Oktober mit dem deutschen Team in China angekommen. Drei Wochen haben sie Zeit, um die eigens für die Winterspiele errichtete Olympiabahn kennenzulernen. Die Bahn, die sich die Hügel von Yanqing herunterwindet und komplett überdacht ist, hat die deutschen Sportlerinnen und Sportler beeindruckt.

"Das kann man sich eigentlich nicht vorstellen, wenn man weiß, dass da vorher nichts war. Die haben das in die Hügel reingebaut", sagt Lochner: "Das sieht auch richtig gut aus und die Bahn hat mir auch von der ersten Fahrt an gut gefallen." Laura Nolte, aktuelle Zweierbob-Europameisterin, war das Staunen in einem ihrer Facebook-Posts ebenfalls anzumerken: "Man kann förmlich spüren, wie viel Aufwand in den Bau dieses Kunstwerks gesteckt wurde."

Vorsprung für chinesische Teams?

Wie Lochner oder auch die aktuelle Zweierbob-Olympiasiegerin Mariama Jamanka versucht Nolte, jede Kleinigkeit, jede Eigenart der neuen Bahn aufzusaugen. "Wir sind ja alle das erste Mal hier, haben die Bahn vorher noch nie gesehen", erklärt sie im Sportschau-Gespräch.

Die chinesischen Teams haben seit der Fertigstellung der Bahn im Jahr 2020 bereits dort trainiert. Ob sie dadurch einen sportlichen Vorsprung haben, wird sich vielleicht Ende Oktober bei der WM-Qualifikation in Yanying zeigen. "Ich nehme an, dass sich die Chinesen das nicht entgehen lassen werden und dann vorbeikommen", vermutet Nolte.

Klare Absage an Boykott-Aufrufe

Von Diskussionen um die Winterspiele und die Situation der Menschen in China bekommen die deutschen Athletinnen und Athleten vor Ort in ihrer Blase nichts mit. Von einem Boykott oder gar aber eine Absage der Spiele halten sie aber nichts.

"Da hätte man an anderer Stelle einhaken müssen. Und da müsste man im Vorhinein mal überlegen, in welche Länder man Spiele vergibt und in welche nicht", meint Lochner. Er will sich wie die anderen im deutschen Team auf die sportliche Herausforderung konzentrieren - auch wenn das Drumherum alles andere als normal ist.