Karl Geiger im Sprung

Nordische Ski-WM Deutsche Titelverteidiger ohne Team-Medaille von der Großschanze

Stand: 04.03.2023 18:16 Uhr

Die deutschen Skisprung-Männer bleiben ohne Medaille von der Großschanze. Der Titelverteidiger von 2021 wurde am Samstag bei der WM in Planica abgeschlagen Fünfter - auch, weil sich der Bundestrainer verkalkulierte. Den Titel holte sich der Gastgeber.

Nach zwei WM-Titeln in Folge haben die deutschen Skisprung-Männer in Planica eine Team-Medaille von der Großschanze verpasst. Das Quartett Markus Eisenbichler, Constantin Schmid, Andreas Wellinger und Karl Geiger wurde am Samstag (04.03.2023) nur Fünfter. Die Deutschen bleiben damit erstmals seit 2017 ohne Team-Medaille von der Großschanze.

Der Sieg ging an Gastgeber Slowenien. Die Deutschen hatten 51,2 Punkte Rückstand auf Gold und 11,7 Punkte Rückstand auf Bronzemedaillengewinner Österreich.

Die Slowenen um Einzel-Weltmeister Timi Zajc kamen auf 1178,9 Punkte und siegten damit überlegen. Das Duell um Silber und Bronze entschied Norwegen vor Österreich (1139,4 Punkte) für sich.

Schon deutlicher Rückstand nach erstem Durchgang

Schon nach dem ersten Durchgang hatte das Team von Bundestrainer Stefan Horngacher deutlichen Rückstand. Nach Sprüngen von Eisenbichler auf 137 Meter, Schmid auf 133 Meter, Wellinger auf 126,5 Meter und Geiger auf 136 Meter lag das deutsche Team 11,9 Zähler hinter Österreich auf dem Bronzerang. Spitzenreiter Slowenien war bereits 22,7 Punkte entfernt.

Bundestrainer Horngacher verpokert sich

So entschied sich Bundestrainer Horngacher, im zweiten Durchgang zu pokern. Eisenbichler als erster Springer wurde mit zwei Luken weniger Anlauf vom Bakken geschickt. Mit 130,5 Metern verpasste der Siegsdorfer die geforderte Weite von 90 Prozent der Hillsize aber um 0,5 Punkte. Die zehn möglichen Zusatzpunkte gab es so nicht, die Deutschen fielen auf Rang fünf zurück.

Eisenbichler: "Wurde nicht mit mir abgesprochen"

"Das hat uns vielleicht die Medaille gekostet. Natürlich bin ich jetzt angefiedelt. Wir waren dicht an den Medaillen dran. Ich bin frustriert, es war auch nicht mit mir abgesprochen", sagte Eisenbichler angefressen nach dem Sprung in der Sportschau. Zu seinem Sprung sagte er: "Der Flug war ganz gut. Der Flug war geil. Ich hätte gedacht, dass der Flug deutlich über 130 Meter war. Der Flug war so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich hab im ersten Moment gedacht, es hätte gereicht."

Hongacher: "Haben uns nicht verzockt"

Der Bundestrainer erklärte seine Entscheidung so: "Verzockt haben wir uns nicht, wir haben gesagt, wenn wir nochmal in Richtung Medaille wollen, müssen wir etwas riskieren. Die zwei Luken haben wir Markus zugetraut. Dass es dann letztlich an einem halben Meter scheitert, muss man jetzt hinnehmen. Markus hat einen tollen Sprung gemacht, er hat das ausgezeichnet gemacht."

Eingeweiht in seine Entscheidung hatte der Österreicher den deutschen Auftaktspringer Eisenbichler nicht: "Bis wir das alles durchkalkuliert haben, war Markus schon oben auf der Schanze und hatte keinen Funkkontakt. Wir haben darauf vertraut, dass Markus das mitschneidet und weiß, um was es hier geht. Er hat das super gemacht. Ich habe mich erst gefreut, aber es war dann leider nicht so. Das müssen wir jetzt hinnehmen. Wir haben zu viele Fehler gemacht."

Geiger auf starke 135,5 Meter - "Ist schon bitter"

Weil die Konkurrenz stark sprang, vergrößerte sich der Rückstand auf Bronze nach dem Eisenbichler-Sprung auf 20,2 Punkte. Nach Weiten von 129,5 Metern von Schmid und 131,0 Metern von Wellinger vergrößerte sich der Rückstand noch. Vor Geigers finalem Sprung lagen die Deutschen bereits 30,0 Punkte von Bronze und 46,0 Punkte von Gold entfernt. Das konnte Geiger auch mit 135,5 Metern nicht aufholen.

Mit den zehn Zusatzpunkten von Eisenbichler hätten den Deutschen 1,7 Punkte zu Bronze gefehlt. "Es ist schon bitter", sagte Geiger nach dem Wettkampf in der Sportschau: "Das ist das erste Mal bei einem Teamspringen, bei dem ich dabei bin, dass wir keine Medaille machen. Das war heute kein einfacher Tag. Aber wir stehen zusammen. Das werden wir schon verkraften."

Sechs deutsche Skisprung-Medaillen

In den bisherigen insgesamt sechs Medaillenentscheidungen von Planica holten die Deutschen sechs Medaillen in den Einzel- und Teamwettbewerben. Katharina Althaus gewann von der Normalschanze und wurde von der Großschanze Dritte, Wellinger und Geiger holten auf der Normalschanze Silber und Bronze. Im Mixed-Team und im Frauen-Team gab es Gold.

Das gesamte deutsche Team holte bei der Nordischen Ski-WM bisher zwölf Medaillen. So erfolgreich waren die Langläufer, Kombinierer und Skispringer noch nie bei Weltmeisterschaften.