Eiskunstlauf | WM Hase/Seegert nach Corona-Drama ohne Erwartungsdruck zur Eiskunstlauf-WM

Stand: 21.03.2022 13:39 Uhr

Die Olympischen Spiele in Peking sollten das Karriere-Highlight für das deutsche Eiskunstlauf-Paar Minerva Hase und Nolan Seegert werden. Sie endeten wegen einer Corona-Infektion in einem kleinen Desaster. Erst musste Seegert lange Zeit in Qurantäne verbringen, dann verließen ihn bei der Kür die Kräfte. Nun geht es zum Saisonabschluss zur WM nach Frankreich. Davor haben wir mit den beiden über die schwierigen vergangenen Wochen gesprochen.

Ein Monat ist seit den Olympischen Spielen vergangen. Wie haben Sie diese schwierigen zwei Wochen in Peking verarbeitet?

Nolan Seegert: Wir sind noch dabei, es zu verarbeiten und haben nach Olympia versucht, das Beste daraus zu machen. Wir versuchen, die körperlichen und psychischen Schwächen wieder abzubauen und hoffen, dass uns das nun bis zur Weltmeisterschaft gelungen sein wird.

Minerva, für Sie war es ebenfalls eine Extremsituation, auch wenn Sie nicht im Quarantänehotel eingesperrt waren. Wie blicken Sie auf dieses Situation zurück?

Minerva Hase: In dem Moment bei Olympia selbst, wo man in dem ganzen Trubel ist, habe ich erstmal nur funktioniert, da war es okay. Ich habe erst danach gemerkt, wie sehr das an den Kräften gezehrt hat. Danach habe ich ein paar Tage Abstand genommen. Es war keine leichte Situation.

Wie haben Sie jetzt darauf reagiert? Haben Sie etwa einen Mentalcoach dazu genommen?

Minerva Hase: Schon währenddessen war die Verbands-Psychologin mit dabei. Mit ihr haben wir uns ausgetauscht. Und ich habe auch schon davor mit ihr gearbeitet. Wegen der Situation selbst haben wir niemanden Neues dazu geholt.

Sie hat es in dieser Saison mehrfach erwischt. Dabei hatten Sie so viele Hoffnungen in diesen Winter gelegt. Jetzt kommt noch dieser schreckliche Krieg Russlands in der Ukraine dazu. Sie trainieren in Sotschi, kennen viele Sportler dort. Wie sehr trifft Sie die Situation im Moment persönlich, auch weil Ihr Trainer Russe ist?

Nolan Seegert: Es ist schon schwer. Die Lufträume sind gesperrt, und die Bundeswehr hatte sehr schnell danach den Befehl herausgegeben, dass alle Reisen nach Russland und damit auch Trainings- und Wettkampfaufenthalte untersagt sind. Damit wurde uns die Entscheidung abgenommen. Für uns wäre es auch so keine Option gewesen, weil das Risiko einfach viel zu groß ist. Wir arbeiten jetzt mit unserem Trainer Dmitri Sawin über Video und Telefon.

Die letzten beiden Wochen waren wir im italienischen Bergamo und haben dort mit Ondřej Hotárek gearbeitet. Er hat selbst unter Sawins Führung trainiert und ist nun selbst Trainer. Damit haben wir einen Ansprechpartner, der sehr ähnlich arbeitet wie unser Trainer. Zusammen haben sie uns nun auf die Weltmeisterschaft vorbereitet.

Dazu waren sie ja auch noch im Prüfungsstress …

Nolan Seegert: Ja, das kam noch dazu. Das Semester an der Uni ist vorbei und ich hatte jetzt meine letzten Prüfungen. Aber das ist nun geschafft.

Was ist in den letzten vier Wochen zwischen Olympia bis jetzt alles passiert?

Nolan Seegert: Wir haben nach der Rückkehr erst einmal ein paar Tage für uns gebraucht. Ich habe dann noch einmal einen medizinischen Check gemacht, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Dann haben wir langsam wieder mit dem Training angefangen und versucht, die konditionellen Schwächen anzugehen.

Minerva Hase: Ich habe noch eine Impfung bekommen. Wichtig war es, einfach wieder reinzukommen und einen Rhythmus zu finden. Das war am Anfang gar nicht so einfach. Inzwischen läuft es wieder leichter.

Viele Ihrer Freunde und Kollegen aus Russland und Belarus sind von den Weltmeisterschaften ausgeschlossen. Wie finden Sie diese Entscheidung?

Nolan Seegert: Das ist eine unglaublich schwere Frage. Auf der einen Seite fragt man sich schon, was die Sportler dafür können. Andererseits geht dieser Angriffskrieg natürlich überhaupt nicht und ist absolut zu verurteilen. Ich bin sehr zwiegespalten. Da ein klares Urteil zu fällen, ist sehr schwer.

Minerva Hase: Ich glaube, es ist keine Entscheidung gegen die Sportler. Es soll dem ganzen Treiben Einhalt geboten werden und gezeigt werden, wie falsch es ist, was dort abläuft. Natürlich ist das für die russischen Sportler sehr bitter, auch wenn sie nichts dafür können. Es soll letztlich eine Maßnahme gegen das Land sein.

Aus sportlicher Sicht bedeutet das für die Weltmeisterschaft, dass die Top 5 bei den Paaren fehlen, weil auch China nicht dabei sein wird. Deren Top-Paare waren drei Wochen in Quarantäne. Ist das nun eine Extramotivation?

Nolan Seegert: Einerseits ja, weil es die Weltmeisterschaften auf eine andere Art interessant macht. Es ist ein frischer Wind drin. Aber wir haben unsere Erwartungen nach den Olympischen Spielen nicht allzu hoch gesteckt. Platzierungen auszugeben, hat noch nie so gut funktioniert. Wir sind am besten gefahren, wenn wir versucht haben, unser Ding zu machen. Unsere Motivation kommt daher, dass wir es besser machen wollen als bei Olympia, um die Saison auf einer guten Basis zu beenden.

Haben Sie noch mal etwas an Ihrem Programm verändert?

Minerva Hase: Nein. Dazu war auch gar nicht die Zeit. Das Augenmerk lag auf der Kondition. Das Kurzprogramm wird gehen, bei der Kür könnte es dann schon schwerer werden. Dafür braucht man mehr Zeit. Deshalb ist es auch für uns schwer einzuschätzen, wie es vor Ort sein wird. Natürlich wollen wir zwei geile Programme zeigen. Es war aber nicht so viel Zeit, sich vorzubereiten.

Nach der Saison wollten Sie entscheiden, wie es bei Ihnen weitergeht. Nun hatten Sie viel Pech die letzten Wochen bei Ihrem eigentlich persönlichen Höhepunkt. Haben Sie für sich nun schon eine Entscheidung getroffen?

Nolan Seegert: Nein. Das Thema sind wir noch nicht angegangen. Wir bleiben dabei, was wir vor der Saison gesagt haben. Wir laufen erst einmal zu Ende, nehmen dann ein bisschen Abstand, um nicht aus der Emotion heraus zu entscheiden. Das soll ganz neutral geschehen.

Das Interview führte Sportschau-Kommentator Daniel Weiss.

Zeitplan der Eiskunstlauf-WM in Montpellier

Mittwoch, 23. März 2022
Startzeit Wettbewerb In der Sportschau
11.10 Uhr Kurzprogramm der Damen Ab 12.45 Uhr im Livestream und in One
17.45 Uhr Eröffnungsfeier
18.30 Uhr Kurzprogramm der Paare Ab 19.17 Uhr im Livestream
22 Uhr Kurzprogramm der Paare Zusammenfassung in One
Donnerstag, 24. März 2022
Startzeit Wettbewerb In der Sportschau
11.15 Uhr Kurzprogramm der Männer Ab 12.40 Uhr im Livestream und in One
18.22 Uhr Kür der Paare Ab 19.08 Uhr im Livestream
22.50 Uhr Kür der Paare Zusammenfassung in One
Freitag, 25. März 2022
Startzeit Wettbewerb In der Sportschau
11 Uhr Rhythmustanz Ab 12.25 Uhr im Livestream und bei One
18 Uhr Kür der Frauen Ab 19 Uhr im Livestream
22.30 Uhr Kür der Frauen Zusammenfassung in One
Samstag, 26. März 2022
Startzeit Wettbewerb In der Sportschau
10:55 Uhr Kür der Männer Ab 11 Uhr im Livestream und in One
17:05 Uhr Eistanz Ab 17.10 Uhr im Livestream und in One
Sonntag, 27. März 2022
Startzeit Wettbewerb In der Sportschau
14.30 Uhr Schaulaufen Ab 14.30 Uhr im Livestream und in One

Das deutsche Team für die Eiskunstlauf-WM

Disziplin Athlet:innen Verein
Frauen Nicole Schott Essener Jugend Eiskunstlauf-Verein
Männer Nikita Starostin ERC Westfalen Kunstlauf
Paarlaufen Minerva Hase/Nolan Seegert Berliner SV 1892/SC Berlin
Eistanzen Jennifer Janse van Rensburg/Benjamin Steffan EC Oberstdorf