Deutsche Bob-Teams jubeln über vollen Medaillensatz bei Olympia in Peking

Friedrich, Lochner und Nolte Bob-Team will an die Olympia-Sause anknüpfen

Stand: 11.11.2022 16:25 Uhr

Das deutsche Bob-Team hatte bei Olympia in Peking ein Medaillen-Abo. In dieser Saison soll die Siegesserie weitergehen. Einer kann dabei einen Rekord knacken.

Von Nicole Hornischer und Johannes Kirchmeier

Er ist der König des Bobsports. Der viermalige Olympiasieger Francesco Friedrich hat in den vergangenen Jahren alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Doch die Ziele gehen dem 32-Jährigen nicht aus: Nun möchte er im Weltcup die 100-Siege-Marke knacken. "Meine Planung geht bis Olympia 2026. Wenn ich ab sofort 8,5 Siege pro Saison erreiche, wäre ich am Ende der einzige Wintersportler, der in einer Einzeldisziplin 100 Rennerfolge hätte", sagte der 32-Jährige der "Sport Bild", "diese coole Marke würde ich gerne erreichen."

Keine Frage, Friedrich ist der Vorzeigeathlet in der Mannschaft von Bundestrainer René Spies. Was ihn so stark macht? Dass er neben seinen Lenkfähigkeiten als Pilot auch noch ein Sprintertyp ist. Friedrich startet meist schon oben als einer der Schnellsten durch.

Friedrich geht die Konkurrenz aus

Mit 13 Triumphen ist Friedrich auf der Bob-Bahn der Rekordweltmeister. Bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang und 2022 in Peking gewann er jeweils Doppelgold im Zweier und Vierer. Zudem feierte er 14 Erfolge im Gesamtweltcup (Zweier fünfmal, Vierer viermal und Kombination fünfmal).

Dem Sachsen gehen langsam die Konkurrenten aus: Nach dem Rücktritt des WM-Zweiten Benjamin Maier aus Österreich beendete auch Justin Kripps seine Laufbahn. Der Kanadier holte im Viererbob Bronze bei den Olympischen Spielen in Peking.

"Den Franz ein bisschen ärgern"

Ein Konkurrent bleibt ihm aber erhalten - und der kommt aus den eigenen Reihen: Johannes Lochner. Der 32-Jährige, der in Peking zweimal Silber holte, ließ lange offen, ob er seine sportliche Karriere fortsetzen möchte. Doch der Bayer will noch mal angreifen und bei der WM in St. Moritz um Medaillen kämpfen.

"Dass ich die Natureisbahn in St. Moritz liebe und dort auch immer gut fahre, ist kein Geheimnis. Die Atmosphäre ist immer ganz besonders, und dort den Karriereabschluss vor Zuschauern, mit Familie und Freunden zu feiern, ist definitiv reizvoll", sagt Lochner: "Für die WM in St. Moritz haben die Ergebnisse der letzten Jahre gezeigt, dass ein Podestplatz in jedem Fall möglich ist, und dass man vielleicht auch den Franz (Francesco Friedrich, Anm. d. Red.) ein wenig ärgern kann."

Hafer setzt sich gegen Hannighofer durch

Dazu kommt der Olympia-Dritte im Zweier, Christoph Hafer, der im Februar ein schwarz-rot-goldenes Podest perfekt machte - es war der Start in die deutsche Bob-Olympia-Sause, die an die Goldmedaillen der Rodlerinnen und Rodler sowie Skeletonis anknüpfte. Auch der Bad Aiblinger Hafer fährt weiter, setzte sich in der teaminternen Qualifikation gegen den deutschen Meister Hans-Peter Hannighofer durch. "Die Entscheidung ist erst am letzten Tag der Qualifikation gefallen", sagt Bundestrainer René Spies. "Christoph Hafer hat sich die letzten Punkte gesichert und Hans verdrängt für die Übersee-Tour."

Jamanka hat ihre Karriere beendet

Lochner macht weiter, bei den Frauen hörte jedoch eine erfolgreiche Bob-Pilotin nach den Winterspielen auf: Mariama Jamanka. Die Olympiasiegerin 2018 und Silbermedaillengewinnerin in Peking 2022 gab im Frühjahr ihren Rücktritt bekannt.

Laura Nolte - erfolgreich in jungen Jahren

Doch mit der erst 23-jährigen Laura Nolte hat die deutsche Bob-Mannschaft bereits eine weitere erfolgreiche Athletin im Team. Gemeinsam mit Anschieberin Deborah Levi holte sie olmpisches Gold, als jüngste Bob-Pilotin in der Olympia-Geschichte.

Levi wird ihr aber jetzt erst einmal fehlen auf der Bahn. Schließlich hat sie sich wegen einer Knieverletzung abgemeldet - erst zur zweiten Saisonhälfte wird sie einsteigen. An Noltes Seite bis dahin: Lena Neunecker und Tamara Seer.

Rückkehr nach Nordamerika, Start in Whistler

Für die drei hält die Saison gleich anspruchsvolle Wochen bereit: Schließlich startet die Saison in Kanada und geht dann in den USA weiter - erstmals nach der Corona-Pandemie fahren die Athletinnen und Athleten wieder in Nordamerika. Die Saison beginnt am 25. November mit einem Mono-Bob-Wettbewerb auf der so schweren Bahn von Whistler.

Der Monobob war zuletzt die ungeliebte Disziplin der Deutschen. Lediglich die Frauen fahren eine Einer-Konkurrenz aus, bei Olympia erreichte die gesamte Mannschaft des deutschen Bob- und Schlittenverbandes (Bob, Rodeln und Skeleton) einzig in diesem Wettbewerb keine Medaille. Nolte wurde allerdings Vierte.

Neben ihr starten in dieser Saison auch Lisa Buckwitz und Kim Kalicki als Pilotinnen, Stephanie Schneider hörte auf.

Bundestrainer Spies vor nächstem Olympia-Turnus

Die Weichen für den nächsten Vier-Jahres-Turnus sind bereits gestellt. Nach den erfolgreichen Winterspielen in Peking hat Trainer Spies seinen Vertrag bereits bis 2026 zu den Olympischen Spielen in Mailand-Cortina verlängert. In dieser Saison müssen sich die Teams auch für ihre Prototypen entscheiden, mit denen sie in Richtung Olympia starten.

"Mit René wissen wir immer, woran wir sind. Er ist ein sehr innovativer und vor allem ausgleichender und zusammenführender Trainer. Wir freuen uns über seine unkomplizierte Weiterverpflichtung", sagte der BSD-Sportdirektor Thomas Schwab.

Höhepunkt WM in St. Moritz

Im Idealfall soll es mit den Erfolgen ja auch in den Wintern zwischen den Spielen weitergehen. Höhepunkt ist in dieser Saison neben der Entscheidung um die Gesamtweltcups die WM in St. Moirtz (22.01.2023 - 05.02.2023). Die Saison endet am 18./19. Februar in Sigulda/Lettland.