Staffel | Antholz Biathlon: Deutsche B-Staffel mit Traumschießen aufs Podest

Stand: 22.01.2022 13:25 Uhr

Ohne Benedikt Doll, Erik Lesser und Johannes Kühn hat die deutsche Biathlon-Staffel am Sonntag (23.01.2022) in Antholz für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Mit nur vier Nachladern kletterte das DSV-Quartett auf das Siegerpodest.

Platz drei für Roman Rees, Philipp Horn, David Zobel und Lucas Fratzscher! Die Grundlage zu dieser Überraschung beim letzten Weltcuprennen vor den Olympischen Spielen legten die Deutschen am Schießstand mit nur vier Nachladern.

Damit war das DSV-Team im Schießen des 4 x 7,5 Kilometer-Rennens genauso gut wie Sieger und Top-Favorit Norwegen, das in Topbesetzung antrat. Sturla Holm Laegreid, Tarjei Bö, Johannes Thingnes Bö und Vetle Sjaastad Christiansen gewannen mit fast zwei Minuten Vorsprung vor Russland.

Doch auch die Deutschen hatten allen Grund zur Freude - und das mit einer neu zusammengewürfelten Mannschaft. Wie schon bei den Frauen nutzte der DSV die letzte Staffel nicht zur Generalprobe, sondern ließ die zweite Garde ran. Der sportliche Leiter, Bernd Eisenbichler, sprach danach von einem "ganz starken Rennen". Die Jungs hätten sich den dritten Platz verdient. Es zeige, dass sie auf dem richtigen Weg seien und bei den Großen ganz gut mitspielen könnten.

Startläufer Rees immer vorn dabei

Roman Rees schlüpfte in Antholz in die Rolle von Erik Lesser. Der etatmäßige Startläufer tankte die Akkus zu Hause noch einmal auf und war nicht nach Südtirol gereist. Vertreter Rees, der auch in Peking zum Staffelteam gehören könnte, machte seine Sache gut und räumte die zehn Scheiben mit elf Versuchen ab. Dabei kostete der letzte Schuss viel Zeit, weil Rees glaubte, die Scheibe sei gefallen. Er sei dann ein bisschen aus dem Konzept gewesen, sagte er im Sportschau-Interview.

Auf der Schlussrunde verlor Rees im Vergleich zu den Topläufern Fabien Claude (Frankreich/1 Nachlader) und Sturla Holm Laegreid (Norwegen/2 Nachlader) etwas Zeit, schickte Philipp Horn aber als Vierten mit knapp 21 Sekunden Rückstand ins Rennen.

Philipp Horn mit perfektem Schießen

Horn, der unter der Woche mit einem Magen-Darm-Infekt flachlag, präsentierte sich gut erholt und verdiente sich eine glatte Eins. Nach einem fehlerfreien Liegendschießen heftete er sich an die Fersen des Franzosen Antonin Guigonnat, der zweimal nachladen musste. Als Erster verließ Tarjei Bö den Schießstand, der mächtig auf die Tube drückte und auch beim Stehendanschlag fehlerlos blieb.

Weil Horn die Scheiben aber mit einer Schnellfeuereinlage noch schneller abräumte, schmolz der Rückstand auf zehn Sekunden. Nach einer kräftezehrenden Schlussrunde musste Horn die Franzosen und Russen noch vorbeiziehen lassen, übergab aber an Position vier mit 14 Sekunden Rückstand auf den deutschen Staffel-Debütanten David Zobel.

Debütant David Zobel abgezockt gegen die Top-Stars

Der 25-jährige Zobel bekam es in seinem ersten Staffelrennen mit den Topstars der Szene zu tun. Weiche Knie bekam der Neuling, der sich mit starken Leistung noch ein Olympia-Ticket sicherte, beim Duell mit Johannes Thingnes Bö, Simon Desthieux und Alexander Loginow nicht. Mit Bö konnte Zobel nicht mithalten. Der Norweger zeigte sich in bestechender Form und nutzte die Top-Bedingungen zu einem fehlerfreien Schießen.

Während Bö seinen Vorsprung auf fast eine Minute ausbaute, kämpfte Zobel mit Desthieux um den zweiten Platz. Beim Liegendanschlag noch fehlerfrei, brauchte Zobel stehend zwei Nachlader, Desthieux nur einen.

Der Franzose kam mit zehn Sekunden Vorsprung zurück auf die Schlussrunde und baute seinen Vorsprung aus. Zobel ging die Puste aus und von hinten drohte in Form von Loginow Ungemach. Der Neuling rettete aber den dritten Platz knapp vor Russland. "Ich bin fertig. Die Schlussrunde war richtig hart, aber es waren ja auch nicht die schlechtesten Athleten um mich herum", scherzte Zobel in der Sportschau.

Lucas Fratzscher erkämpft Podest

Schlussläufer Fratzscher musste den Russen Eduard Latypow auf der Strecke ziehen lassen, doch am Schießstand drehte sich der Spieß um. Latypow verzockte sich und ging nach dem ersten Schießen in die Strafrunde, Fratzscher räumte ab und lief hinter Norwegen und Frankreich auf Podestplatz-Kurs. Dahinter klaffte schon eine Lücke von rund 30 Sekunden auf den Russen.

Doch schnell war klar, dass Fratzscher noch ein Top-Schießen brauchen würde, denn Latypow schienen Flügel zu wachsen. Beim Stehendschießen benötigten beide einen Nachlader.

Der Deutsche ging 14 Sekunden vor dem Russen auf die Strecke. Es schien nur noch um den dritten Platz zu gehen. Doch weil der junge Franzose Eric Perrot komplett blau ging und einbrach, zogen Fratzscher und Latypow vorbei. Kurz vor dem Ziel ging der antrittsstarke Russe noch an Fratzscher vorbei. Der Jubel der deutschen Mannschaft über den dritten Platz mit dieser Staffelbesetzung war dennoch groß.