Dmytro Pidruchnyi bei der Biathlon-WM in Oberhof

Nach Vorstoß des IOC Biathlet Pidruchnyi - Rückkehr russischer Athleten wäre "ein großer Fehler"

Stand: 17.02.2023 13:27 Uhr

Treten russische Sportler bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris unter neutraler Flagge an? Der ukrainische Biathlet Dmytro Pidruchnyi hat einen entsprechenden Vorstoß des IOC scharf kritisiert.

Der ukrainische Biathlet Dmytro Pidruchnyi hat sich am Rande der Weltmeisterschaften in Oberhof klar gegen die Zulassung russischer Athleten ausgesprochen. "Das wäre ein großer Fehler. Russland sollte erst auf die Weltbühne gelassen werden, wenn der Krieg beendet ist und sie dafür bezahlen, was sie angerichtet haben", sagte der 31-jährige Verfolgungs-Weltmeister von 2019 gegenüber der in Berlin erscheinenden Zeitung "nd.DieWoche".

IOC startet Diskussion um russische Sportler

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte zuvor eine Debatte darüber angestoßen, russische Sportler bei den Sommerspielen 2024 in Paris als neutrale Athleten wieder antreten zu lassen, also nicht als offizielle Vertreter ihres Heimatlandes. "Neutrale Athleten gibt es nicht. Die Erfahrung haben wir ja schon mal gemacht. Jeder wüsste, dass sie Russen sind. Fans würden auch die russische Fahne schwenken", erteilte Pidruchnyi dem IOC-Vorstoß eine Absage.

Die ukrainische Sportführung hat bereits einen Boykott der Spiele von Paris angedroht, sollte das IOC den Plan tatsächlich realisieren. "Ich denke ebenfalls, dass das zu einem großen Boykott führen würde. Auch ich würde das tun, egal, wie viel ich vorher in diesen Traum investiert hätte", bekräftigte der Biathlet, der bei der WM den fünften Platz im Sprint belegen konnte, diese Haltung.

Pidruchnyi drei Monate im Militärdienst

Pidruchnyi war kurz nach Kriegsbeginn vor fast genau einem Jahr in die Nationalgarde eingezogen worden, um seine Heimatstadt Ternopil zu verteidigen. An der Front hatte er nicht kämpfen müssen, bevor er nach drei Monaten wieder vom Militärdienst befreit wurde.

"Ich sollte dann mein Land im Ausland repräsentieren und den Menschen dort davon erzählen, wie die Situation in unserem Land ist. Das ist jetzt eine meiner wichtigsten Aufgaben im Sport", umriss er gegenüber "nd.DieWoche" seine neue Rolle. "Aber wenn man mich wieder ruft, dann werde ich mein Land verteidigen, so wie jeder andere Ukrainer auch."

Klitschko: "Verrat an der olympischen Idee"

Zuvor hatte bereits der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba das IOC mit Präsident Thomas Bach für deren Überlegungen scharf kritisiert. "Die Heuchelei des IOC-Präsidenten und des Komitees ist einfach erbärmlich", sagte Kuleba den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Ein Land, das eine Aggression begeht - die von der großen Mehrheit der UN-Generalversammlung verurteilt wurde -, verliert das Recht, bei Olympischen Spielen mitzumachen. Das gilt auch für alle seine Sportler."

Auch der frühere Box-Weltmeister Wladimir Klitschko befürwortet notfalls ein Fernbleiben seines Heimatlandes. "Ich würde einen Boykott unterstützen und hoffe, dass auch andere Nationen in diesem Fall Stellung beziehen würden", sagte Klitschko und warf dem IOC "Verrat an der olympischen Idee" vor.