Triathlon | Utah Anne Haug bei der Ironman-WM: "Ich habe selten so gelitten"

Stand: 08.05.2022 18:30 Uhr

Der dritte Platz von Anne Haug bei der Ironman-WM in Utah belegt einmal mehr die Stärke der Deutschen auf der Triathlon-Langdistanz. Und die nächste Generation steht schon in den Startlöchern.

Anne Haug wirkte erstaunlich aufgeräumt. Klar, ein paar Schweißtropfen flossen ihr über die Stirn, aber ansonsten deutete so kurz nach dem Zieleinlauf rein gar nichts auf die Strapazen hin, die die 39-jährige Bayerin den gesamten Tag über sich hatte ergehen lassen.

Die Bronzemedaille baumelte um ihren Hals, Haug grinste, sie wirkte glücklich. Ihre Worte hörten sich dann allerdings doch eher nach Qual an. "Das war heute Sterben auf Raten", sagte sie im Sportschau-Interview. Oder: "Ich bin froh, dass ich die Ziellinie überhaupt noch gesehen habe."

Kein Abo auf den Sieg

So ein Ironman hinterlässt eben auch bei den Besten seine Spuren. 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren auf außergewöhnlich schwerer Strecke und am Ende noch ein Marathon bei deutlich über 30 Grad und extrem trockener Luft. "Ich habe so gelitten", sagte Haug also. Auf der letzten Laufrunde seien bei ihr "die Lichter ganz schön ausgegangen".

Und trotzdem hat Haug geliefert. Der dritte Platz bei diesen Ironman-Weltmeisterschaften, die wegen Corona statt auf Hawaii in der Wüste von Utah ausgetragen wurden, ist für die Titelverteidigerin ein großartiges Ergebnis. "Man hat eben kein Abo auf den Sieg", sagte Haug. Dass die Schweizerin Daniela Ryf, die eben jenes Abo vor ein paar Jahren mal kurzzeitig innegehabt hatte, die verdiente Siegerin gewesen ist an diesem Tag, daran gab es keinen Zweifel.

Frage der Generationen

Auch wenn es einige prominente Absagen gegeben hatte, so waren die Wettkämpfe in St. George doch der erste richtig große Stresstest der Szene seit über zweieinhalb Jahren, seit eben jenem Triumph von Anne Haug 2019 auf Hawaii. Und auch wenn schon im Oktober wieder die nächste WM ansteht, lassen sich doch zarte Tendenzen aus dem Rennen in Utah ablesen, man kann es auf eine Frage der Generationen herunterbrechen.

Da sind die Routiniers, die Erfahrenen, die wissen, wie es geht und die es in Utah nochmal allen bewiesen haben. Anne Haug gehört mit ihren 39 Jahren dazu, Daniela Ryf mit 34 auch irgendwie. Schließlich ist sie schon seit gefühlten Ewigkeiten dabei.

Letztes großes Rennen für Frodeno?

Bei den Männern sind das allen voran Jan Frodeno, 40, und Patrick Lange, 35, die beide verletzt fehlten. Sie werden alles auf die WM im Oktober auf Hawaii setzen, für Frodeno, den Superstar der Szene, könnte das dann wahrscheinlich sein letztes großes Rennen werden. Frodeno, Lange, Haug, noch dazu Sebastian Kienle, 37, der am Samstag auf Rang 14 ankam, haben den Triathlon in Deutschland und der Welt über Jahre hinweg geprägt.

Sie sind für den Enthusiasmus und die Begeisterung hierzulande verantwortlich, haben die Sportart groß gemacht und getragen. Und just in diesen Tagen, in denen klar wird, dass diese Generation immer näher an den Ruhestand rückt, strahlt schon deutlich vernehmbar die Zukunft am Horizont. Und auch die scheint vielversprechend.

Angert: Gesagt, getan, geliefert

Florian Angert etwa kam bei seiner ersten WM als Fünfter ins Ziel. Genau das hatte sich der 30-Jährige vorgenommen. Gesagt, getan, geliefert. Und das, obwohl er auf der Strecke Probleme mit der Verpflegung und kurz darauf heftige Krämpfe hatte. "Am Ende war mir das aber alles egal", sagte Angert im Ziel. Überglücklich über Platz fünf bei seiner Premiere. Angert, ein Versprechen für die Zukunft, ganz ähnlich wie der norwegische Sieger Kristian Blummenfelt, der gerade mal 28 Jahre alt ist. Für Ironman-Verhältnisse ist das nichts.

Man darf gespannt sein, was das alles für die WM im Oktober auf Hawaii bedeutet, wenn Frodeno und Lange wieder mit dabei sind, wenn sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern die große Gegenwart auf die hoffnungsvolle Zukunft trifft.