Angelique Kerber jubelt in ihrem Match gegen Magda Linette in Wimbledon

Tennis in Wimbledon Kerber weiter, Niemeier mit faustdicker Überraschung

Stand: 29.06.2022 22:35 Uhr

Angelique Kerber bleibt bei ihrem Lieblings-Grand-Slam auf Kurs. Die Wimbledonsiegerin von 2018 gewann am Mittwoch (29.06.2022) auch ihr zweites Match im All England Club ohne Satzverlust und steht nach dem 6:3, 6:3 über Magda Linette aus Polen in der Runde der besten 32 Spielerinnen. Dort trifft Kerber auf Elise Mertens (Belgien/Nr. 24) oder Panna Udvardy (Ungarn). Auch in dieses Match geht die Kielerin, die im vergangenen Jahr das Halbfinale erreicht hatte, als Favoritin.

Gegen Linette knüpfte Kerber an ihren souveränen Auftaktsieg an. Anders als beim ersten Duell mit der 30-Jährigen, auf dem Weg zu ihrem bislang einzigen Saisontitel auf Sand in Straßburg, musste Kerber (34) diesmal nicht in den dritten Satz.

Niemeier schafft große Überraschung

Zuvor hatte Jule Niemeier eine große Überraschung geschafft. Die 22 Jahre alte Dortmunderin bezwang die an Nummer zwei gesetzte Anett Kontaveit aus Estland in nur 58 Minuten locker mit 6:4, 6:0 und erreichte als erste deutsche Spielerin die dritte Runde. Dort stehen auch Oscar Otte und Tatjana Maria.

Die Weltranglisten-97. Niemeier stand erstmals auf einem der großen Grand-Slam-Courts und auch zum ersten Mal einer Konkurrentin aus den Top 10 gegenüber.

"Ich bin sprachlos, um ehrlich zu sein. Das Spiel auf Court 1 in Wimbledon zu gewinnen, ist ein großartiges Gefühl", sagte Niemeier: "Es ist eines der besten Matches, das ich je gespielt habe. Ich war ziemlich nervös vor dem Spiel."

Im Match war davon aber nichts zu sehen. Wie schon bei ihrem Wimbledondebüt gegen die Chinesin Wang Xiyu, dem überhaupt erst zweiten Grand-Slam-Match ihrer jungen Karriere, dominierte Niemeier mit ihrem Aufschlag. Noch immer hat sie kein Break zugelassen. "Ich liebe es, auf Rasen zu spielen", sagte sie, der Belag passt zu ihrem offensiven Spiel, mit dem noch lange nicht Schluss sein muss.

Bundestrainer Barbara Rittner dürfte sich bestätigt fühlen, sie hat Niemeier schon länger auf dem Zettel, nicht erst für die Zeit nach der "goldenen Generation" um Angelique Kerber. "Jule besitzt alle Waffen für eine Spitzenspielerin. Ich traue ihr die Top 20 in der Welt zu", sagte Rittner dem WDR und lobte Niemeiers Spielintelligenz und das "unglaubliche Händchen".

Erst im Mai in Paris hatte sie ihre Premiere im Hauptfeld eines der vier wichtigsten Tennisturniere der Welt gegeben, aber knapp gegen die frühere US-Open-Siegerin Sloane Stephens (USA) verloren.

Ottes Gegner gibt auf, Maria sehr stolz

Das Match von Oscar Otte war noch schneller vorbei. Christian Harrison aus den USA gab nach nur 15 Minuten Spielzeit auf. Damit steht auch Otte in der 3. Runde. Otte ist damit der einzige von ursprünglich sieben deutschen Männern in der dritten Runde von Wimbledon. Im nächsten Match wartet wahrscheinlich mehr Gegenwehr: Es geht gegen den spanischen Shootingstar Carlos Alcaraz (Nr. 5), der nach seinem Fünfsatzsieg in der ersten Runde gegen Jan-Lennard Struff (Warstein) mit Ottes Doppelpartner Tallon Griekspoor (Niederlande) beim 6:4, 7:6 (7:0), 6:3 weniger Probleme hatte.

Am frühen Mittwochabend schaffte auch Tatjana Maria den Einzug in die dritte Runde. Sie gewann gegen die an Position 26 gesetzte Rumänin Sorana Cirstea 6:3, 1:6, 7:5 und stellte damit ihr bestes Ergebnis im All England Club ein. 2015 hatte Maria zum ersten Mal die dritte Runde erreicht. Dort trifft sie am Freitag auf die Griechin Maria Sakkari, Nummer fünf der Setzliste. Maria war schon nach ihrem Auftaktsieg stolz gewesen auf ihren "ersten Grand-Slam-Sieg" mit zwei Kindern gewesen. Im April 2021 brachte sie ihre zweite Tochter zur Welt und schaffte nach der Geburt schnell wieder den Anschluss.

Marterer ohne Chance

Für Maximilian Marterer ist das Turnier bereits zu Ende. Der Nürnberger unterlag dem an Nr. 23 gesetzten Frances Tiafoe aus den USA glatt in drei Sätzen mit 2:6, 2:6, 6:7 (3:7).

Der Amerikaner dominierte die Partie vor allem mit seinem Aufschlag und ließ Marterer zu Beginn kaum eine Chance. Nach nur 23 Minuten musste der Franke den ersten Satz abgeben und kassierte auch im zweiten Durchgang schnell ein Break. Im dritten Satz hielt Marterer besser mit, musste sich aber nach 1:36 Stunden geschlagen geben.

Djokovic locker in Runde drei

Am Nachmittag erreichte der 20-malige Grand-Slam-Turniersieger Novak Djokovic locker die dritte Runde. Der an Nummer eins gesetzte Serbe gewann in zwei Stunden 6:1, 6:4, 6:2 gegen den Australier Thanasi Kokkinakis und hatte dabei deutlich weniger Mühe als beim Vier-Satz-Erfolg über den Südkoreaner Kwon Soon Woo zum Auftakt. Djokovic trifft nun entweder auf seinen Landsmann Miomir Kecmanovic oder Alejandro Tabilo aus Chile.

Bitterer Tag für britische Stars

Die britischen Hoffnungsträger Andy Murray und Emma Raducanu sind unterdessen ausgeschieden. Der zweimalige Champion Murray, der trotz einer künstlichen Hüfte wieder den Anschluss an die Weltspitze geschafft hat und zuletzt im Finale von Stuttgart stand, unterlag John Isner (USA) 4:6, 6:7 (4:7), 7:6 (7:3), 4:6.

Für US-Open-Siegerin Raducanu kam das Aus gegen die Französin Caroline Garcia, die beim Vorbereitungsturnier in Bad Homburg triumphiert hatte. Die 19-Jährige verlor 3:6, 3:6. Seit dem sensationellen Triumph in New York ist der Werbestar mit chinesischen und rumänischen Wurzeln auf der Suche nach dem Erfolg. Zuletzt litt Raducanu unter einer Rippenverletzung.