Tennis Zverev und Kerber mittendrin: Der Favoriten-Check für die US Open

Stand: 27.08.2021 15:11 Uhr

Angelique Kerber und vor allem Alexander Zverev sind vor dem Start der US Open in bestechender Form. Doch die Topfavoriten sind andere - zumal Novak Djokovic Historisches vorhat.

Bei den am Montag beginnenden US Open (30. August bis 12. September), dem letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres, sind die Favoritenrollen klar verteilt. Die Sportschau nimmt die Form der Titelkandidatinnen und -kandidaten unter die Lupe.

Der Topfavorit: Novak Djokovic

Schier unschlagbar schien der Serbe 2021 - bis er bei Olympia erst gegen Alexander Zverev und dann gegen Pablo Carreno Busta verlor. Danach zog sich Djokovic zurück, er geht deshalb mit wenig Matchpraxis in die US Open. An seiner klaren Favoritenrolle ändert das allerdings nichts. Denn in Fünf-Satz-Matches ist der Weltranglistenerste in diesem Jahr noch ungeschlagen. Im Vorjahr verlor er nur im French-Open-Finale gegen Sandplatzkönig Rafael Nadal und bei den US Open. Dort warf er sich selbst aus dem Turnier, indem er unbeherrscht einen Ball über den Platz schlug, dabei eine Linienrichterin traf und disqualifiziert wurde.

Der super-ehrgeizige Djokovic richtet alles darauf aus, jetzt in New York den sogenannten Grand Slam einzufahren. Seit Rod Laver 1969 hat kein männlicher Tennisprofi mehr geschafft, aller vier Major-Turniere innerhalb eines Kalenderjahres zu gewinnen. Mit diesem Triumph könnte sich Djokovic von seinen Dauerrivalen Roger Federer und Nadal absetzen - genau dieser Dreikampf treibt ihn seit Jahren zu Höchstleistungen.

Herausforderer Nummer eins: Daniil Medwedew

Der Russe Daniil Medwedew steht in der Weltrangliste als Zweiter direkt hinter Djokovic und könnte dem Serben in New York gefährlich werden. Denn elf seiner zwölf ATP-Titel gewann Medwedew auf Hartplätzen, und auch die Form stimmt - Mitte August triumphierte er in Toronto. Medwedew gilt mit seinen 25 Jahren als etwas reifer und stabiler als der gut ein Jahr jüngere Zverev. Was beide eint: Ihnen fehlt ein Grand-Slam-Titel.

Herausforderer Nummer zwei: Alexander Zverev

Deutschlands Bester ist in der Form seines Lebens: Olympiasieg, Triumph beim Masters in Cincinnati. "So souverän, so locker, aber gleichzeitig so fokussiert habe ich ihn noch nie gesehen", sagte Michael Kohlmann, Herren-Tennis-Chef im DTB, zur Sportschau. Und Tennis-Legende Boris Becker befand im "Eurosport"-Podcast: "Langsam rutscht er wirklich in die Rolle eines sehr großen Spielers, eines Champions."

Über drei Sätze ist Zverev aktuell kaum zu schlagen. Doch in New York spielen die Herren wie bei allen Grand Slams über fünf Sätze - und da gibt es eine üble Statistik für Zverev. Noch nie hat er bei Grand Slams einen Spieler bezwungen, der zu jener Zeit in den Top Ten stand. Physisch und psychisch ist die Langdistanz fast wie eine eigene Disziplin - und gerade Djokovic beherrscht diese perfekt. Auf ihn könnte Vorjahresfinalist Zverev im Halbfinale treffen.

Im Blickfeld: Stefanos Tsitsipas und Andrej Rublew

Ohne die verletzten Rafael Nadal, Vorjahressieger Dominic Thiem und Roger Federer ist die Zahl der Titelkandidaten geschrumpft. Zum erweiterten Kreis gehört Stefanos Tsitsipas, aktuell in der Weltrangliste auf Platz drei und damit noch einen Rang vor Zverev. Im Finale der French Open im Juni verlor er gegen Djokovic erst im fünften Satz, lag sogar mit 2:0-Sätzen in Führung. Auf Hartplatz tut sich der Grieche allerdings schwerer.

Der Russe Andrej Rublew gilt immer als gefährlicher, unbequemer Gegner, verlor zuletzt in Cincinnati erst im Finale gegen seinen langjährigen Freund Zverev. Der große Wurf steht aber noch aus, Rublew hat noch keinen Masters-Sieg auf dem Konto.

Die Topfavoritin: Ashleigh Barty

In der Damen-Konkurrenz ist es meist schwierig, eine Topfavoritin auszumachen. Auch Ashleigh Barty, die seit 80 Wochen die Weltrangliste anführt, ist immer wieder für Ausreißer nach unten gut - wie beim Olympia-Erstrundenaus in Tokio. Doch ihre Leistung in Cincinnati hebt die Australierin dann doch in eine Sonderrolle bei den US Open. Ohne Satzverlust fegte die 25-Jährige die Konkurrentinnen von den Plätzen. Die French Open (2019) und Wimbledon (2021) hat Barty bereits gewonnen - jetzt könnten die US Open hinzukommen.

Die Herausforderin: Naomi Osaka

Die Japanerin Naomi Osaka hat bereits zwei Grand-Slam-Titel mehr auf dem Konto als Barty, darunter zweimal die US Open (2018 und 2020). Der Hartplatz ist Osakas Zuhause, die beiden anderen Grand-Slam-Titel stammen dementsprechend von den Australian Open. Dass sie trotzdem nicht als Topfavoritin in New York gilt, liegt an ihrer aktuellen Form. Nachdem sie sich Ende Mai mit dem Verweis auf Depressionen von den French Open zurückgezogen hat, ist sie noch nicht wieder in Tritt gekommen. Bei Olympia und in Cincinnati verlor sie jeweils im Viertelfinale.

Im Blickfeld: Angelique Kerber und Co.

Das Verfolgerfeld ist traditionell breit, Überraschungssiegerinnen sind nicht selten in der Damenkonkurrenz. Die Weißrussin Aryna Sabalenka (23 Jahre) ist auf Weltranglistenplatz zwei geklettert, hat mit 23 Jahren schon sechs WTA-Titel gewonnen - aber bei Grand Slams noch nie ein Finale erreicht.

Sofia Kenin (Corona-Infektion) und Serena Williams (verletzt) haben abgesagt - und so landet man bei der Favoritinnensuche schnell bei Angelique Kerber. Das erste Halbjahr 2021 war zum Vergessen, aber seitdem spielt sie hervorragend. Titel in Bad Homburg, Halbfinale in Wimbledon und nun auch in Cincinnati - die dreimalige Grand-Slam-Siegerin ist in Topform. "Ich halte ganz große Stücke auf Angie", sagte Boris Becker. "Ihr Umfeld ist wieder intakt, das Selbstbewusstsein ist da."