Tennis | US Open US Open - das Sensationsfinale der beiden Teenager

Stand: 10.09.2021 12:00 Uhr

Zwei Shootingstars verblüffen die Tennis-Welt. Nach sensationellen Siegesserien trifft die 18-jährige Emma Raducanu im Finale der US Open auf die 19-jährige Leylah Fernandez.

Als Emma Raducanu in New York ankam, war sie zunächst etwas hilflos. Die junge Frau, die aus dem Londoner Stadtbezirk Bromley anreiste, kannte sich überhaupt nicht aus in Flushing Meadows.

Sie fragte erst einmal die Mitspielerinnen, die sie traf, ihr die Wege auf dem Gelände zu zeigen und ihr zu helfen, wie sie sich am besten auf dieser größten Tennisanlage der Welt zurechtfindet - so berichtet es die britische Tageszeitung "Guardian".

Gab es noch nie - als Qualifikantin ins Finale

Wo es dann aber auf dem Tennis-Court langgeht, das wusste Emma Raducanu ganz genau. Drei Wochen nach ihrer Ankunft und neun Siege später erreichte die wundersame Reise Emma Raducanus in New York ihren vorläufigen Höhepunkt.

Sie ist die erste Britin seit der legendären Virginia Wade im Jahr 1977, die das Finale eines Grand-Slam-Turniers erreichte - und das im Alter von 18 Jahren. Noch bemerkenswerter: Nie zuvor war es einer Qualifikantin gelungen, es bis ins Endspiel bei einem der vier wichtigsten Tennis-Turniere der Welt zu schaffen.

Raducanu ohne Satzverlust ins Endspiel

Dort trifft Raducanu auf die Kanadiern Leylah Fernandez, gerade einmal zwei Monate älter und ebenso sensationell im Finale. Beide Newcomer machen das Turnier in diesem Jahr durchaus ungewöhnlich. Zwei Teenager im Finale eines Grand Slams - das gab es zuletzt bei den US Open vor 22 Jahren, als die nun bald 40-jährige Serena Williams gegen Martina Hingis gewann.

"Ich kann es - ehrlich gesagt - nicht glauben. Es ist verrückt", sagte Raducanu, nachdem sie ohne einen einzigen Satzverlust im Turnierverlauf mit einem 6:1, 6:4-Halbfinalerfolg gegen die Griechin Maria Sakkari ins Endspiel am Samstag (11.09.2021, 22 Uhr) eingezogen war: "Mir fehlen die Worte dafür, dass ich so früh in meiner Karriere schon in einem Grand-Slam-Finale stehe." 

Fernandez: "Unglaubliche Sachen geschafft"

Ähnlich ging es ihrer kommenden Gegnerin. "Es ist magisch", sagte Fernandez, nachdem sie zuvor die Weltranglisten-Zweite Aryna Sabalenka aus Belarus bezwungen hatte. "Ich denke, ich habe ein paar unglaubliche Sachen geschafft", sagte sie lächelnd. Sie hatte davor schon die Ex-Siegerinnen Naomi Osako und Angelique Kerber aus dem Turnier geschlagen.

Fernandez und Raducanu weisen einige Parallelen auf. Emma Raducanu hat erst in diesem Sommer die Schule beendet - und das sehr erfolgreich: mit A-Level in Mathemathik und Ökonomie, dem höchsten Abschluss des britischen Schulsystems. Sie zog eine normale High School in Grossbritannien einer der ungezählten Tennisakademien vor.  

Fernandez' Lehrerin riet vom Tennis ab

Ganz so reibungslos lief die Schulzeit von Leylah Fernandez nicht. Sie musste sich erst einmal freikämpfen, um den Traum von einer Tenniskarriere leben zu können. "Eine Lehrerin hat mir gesagt, ich solle mit Tennis aufhören, weil ich das nie schaffen werde und mich nur auf die Schule konzentrieren solle", berichtete Fernandez. "Das war damals nicht lustig, aber ich bin froh, dass sie das gesagt hat, weil ich diesen Satz jeden Tag im Kopf hatte."

Sowohl Raducanu als auch Fernandez haben einen kanadischen Pass, die Eltern sind Einwanderer. Fernandez' Mutter ist philippinischer Abstammung, der Vater kommt aus Ecuador.

Raducanu - in Kanada geboren, in England aufgewachsen

Raducanus rumänischer Vater und ihre chinesische Mutter zogen mit ihrer zwei Jahre alten Tochter allerdings von Toronto nach London, sie ist in England aufgewachsen und spielt unter britischer Flagge.

In Wimbledon hatte sie es bereits ins Achtelfinale geschafft, musste aber aufgeben, damals auch noch überwältigt von den Emotionen und dem plötzlichen Rummel um ihre Person.

Klarer Sieg für Raducanu in Wimbledon 2018

Beide kennen sich von klein auf. "Wir waren jünger als zwölf, als wir das erste Mal in Kontakt gekommen sind", berichtete Raducanu, die es als erste Qualifikantin überhaupt ins Finale eines Majors geschafft hat. Die ähnlichen Wurzeln als Töchter von Einwanderern in Kanada machten sie neugierig aufeinander, doch eine echte Freundschaft wurde nicht daraus.

2018 kam es dann in Wimbledon zum Juniorinnenduell, das Fernandez in der zweiten Runde glatt in zwei Sätzen 2:6 und 4:6 verlor. So deutlich dürfte es bislang im größten Spiel ihrer Karrieren nicht werden. Die Zuschauer im Arthur-Ashe-Stadion dürfen sich auf ein außergewöhnliches Match freuen.