Jubel bei Casper Ruud nach seinem Finaleinzug bei den US Open

Männer-Finale der US Open Familie Ruud - Wenn der Vater mit dem Sohne

Stand: 10.09.2022 16:02 Uhr

Casper Ruud hat das Finale der US Open erreicht. Auf dem langen Weg dorthin hat ihn sein Vater Christian eng begleitet. Den Ex-Profi verbindet mit seinem Sohn eine besondere Beziehung.

Er könnte es tatsächlich schaffen. Er könnte der erste Norweger sein, der an der Spitze der Tennis-Weltrangliste geführt wird. Nur noch einen Sieg ist Casper Ruud davon entfernt. Gegen Carlos Alcaraz im Finale der US Open am Sonntag (11.9.2022, ab 22 Uhr MESZ) muss der 23-Jährige noch gewinnen, dann wäre es vollbracht. "Schon als er klein war, war es sein ultimatives Ziel, die Nummer eins zu werden", sagte Vater Christian Ruud jüngst über seinen Sohn.

Ganz unbeteiligt ist der ehemalige Profi-Spieler, der es einst auch bis auf Rang 39 in der Weltrangliste gebracht hatte, nicht am rasanten Aufstieg seines Sohnes. Schon als der heute 50-Jährige selbst auf der ATP-Tour unterwegs war, begann er mit seinem Sohn zu trainieren.

Vater Ruud: "Etwas Spezielles"

Mit zweieinhalb Jahren machte Casper die ersten Schritte auf einen Tennisplatz. "Ich habe ihn nie zum Tennisspielen gezwungen", sagt Christian Ruud nachdrücklich. Und was anfänglich nur aus Spaß stattfand, entwickelte sich nach und nach zu einer vielsprechenden Option.

Spätestens als Ruud als Dreizehnjähriger bei den damaligen U14-Europa-Meisterschaften überzeugte, glaubte Vater Christian an das Talent und das Potenzial bei seinem Filius. Christian Ruud erkannte, dass Casper "etwas Spezielles" hatte.

Nun ist das Verhältnis zwischen Vätern und ihren heranwachsenden Söhnen nicht immer ganz einfach und oft auch mit Komplikationen versehen. Aus diesem Grund nahmen sich die beiden auch in Zeiten der einsetzenden Pubertät eine zweieinhalbjährige Trainingspause. Christian Ruud war zwar nie ganz aus dem Team verschwunden, hielt sich aber merklich zurück.

Casper Ruud in Aktion

Casper Ruud in Aktion

Casper Ruud: Pause in der Pubertät

"Ich glaube, als er 16 war, bin ich ein bisschen zur Seite getreten. Er hatte zweieinhalb Jahre lang einen Trainer aus Spanien. Ich glaube, das war das Alter, in dem es gut ist, den Vater nicht zwei Schritte hinter sich zu haben", erinnert sich Vater Ruud. An Caspers Ehrgeiz und der Leidenschaft für Tennis änderte das aber nichts.

Als sich Casper und sein Vater dann auf die Suche nach einem neuen Trainer machten, kamen sie zu der Erkenntnis, dass Christian dieses Position neben der Vaterrolle wieder bekleiden könnte. Eine überaus seltene Konstellation im Herren-Tennis.

"Ich weiß, dass ein Trainer viel für dich tut und dir viel hilft, aber wenn er auch der Vater ist, hast du das Gefühl, dass er sich um dich kümmert, denn ein Vater kümmert sich um diese zusätzlichen Dinge, weil er deine Familie ist", sagte Casper Ruud.

Gute Erfahrungen für Tennis-Karriere weitergeben

Wie sehr ihm diese familiären Bande allerdings geholfen haben, lässt sich nicht nur bei diesem Turnier in New York ablesen. Auch schon bei den French Open in diesem Sommer hatte er das Finale erreicht, unterlag dort allerdings chancenlos seinem Tennis-Idol von Kindesbeinen an, dem König von Roland Garros, Rafael Nadal. Das ändert aber nichts an dem stetigen Aufstieg von Casper Ruud.

"Ich denke, dass ich mich vielleicht ein bisschen besser auskenne, als viele andere Eltern, die im Tennis nicht zu Hause sind, um diese Qualität während des Trainings zu haben und um die richtigen Dinge zu tun", sagte Christian. "Ich habe viele Fehler gemacht und ich habe einige Dinge richtig gemacht. Ich habe einfach versucht, die guten Erfahrungen und die guten Dinge, an die ich mich erinnere, an Casper weiterzugeben."

US-Open-Sieg als Krönung der jungen Karriere?

Casper Ruud hat seit der Saison 2020 bis heute neun ATP-Turniere gewonnen (acht davon auf roter Asche) und könnte im Finale der US Open seine Bilanz doppelt krönen: den ersten Grand-Slam-Sieg seiner noch jungen Karriere gepaart mit Weltranglistenplatz eins.

Vater Christian wird in der Team-Box am Rand wieder extrem mitfiebern mit seinem Sohn und Tennisschüler - so wie er das seit vielen Jahren bereits bei jedem Match macht.