Frances Tiafoe am Netz beim ATP-Match gegen Milos Raonic in Toronto

Szene zwischen Tiafoe und Raonic Eine Tennis-Regel, die nur wenige kannten

Stand: 08.08.2023 18:32 Uhr

Mit einem Kunst-Schlag verwandelt Frances Tiafoe einen Satzball, berührt aber das Netz. Der Schiedsrichter greift ein, korrigiert sich dann selbst und klärt auf.

Frances Tiafoe und Milos Raonic haben sich in der ersten Runde des ATP-Turniers in Toronto ein enges Match geliefert. Besonders der erste Satz am Montag (07.08.2023) war hart umkämpft. Es ging in den Tiebreak und dort in die Verlängerung bis zum Stand von 13:12 für den US-Amerikaner Tiafoe.

Lokalmatador Raonic schlug einen Netzroller, der kurz hinter dem Netz und nah an der Außenlinie auftickte. Tiafoe sprintete nach vorne, gerade noch rechtzeitig, und spitzelte den Ball mit der Vorhand spektakulär an Raonic vorbei. Allerdings konnte er nicht mehr rechtzeitig bremsen, er berührte das Netz, noch bevor der Ball ein zweites Mal im gegnerischen Feld auftickte.

Schiedsrichter Fergus Murphy korrigiert sich

Das ist verboten und dementsprechend sprach auch Schiedsrichter Fergus Murphy zunächst den Punkt Raonic zu. Kurz darauf korrigierte er sich allerdings und verkündete Punkt- und Satzgewinn Tiafoe. Die Verwirrung war groß, bis Murphy die beiden Spieler gut hörbar auch in der TV-Übertragung aufklärte.

"Mir ist aufgefallen, dass er in den Bereich des Netzes neben der Einzel-Stütze gerannt ist", sagte Murphy. "Deshalb habe ich meine Einschätzung geändert. Es war eine Regelfrage, keine Bewertung."

Doppelkorridore und Netzstützen

Zur Erklärung: Ein Tennisfeld beinhaltet, wenige Fälle bei reinen Einzel-Profiturnieren ausgenommen, seitliche Doppelkorridore. Sie verbreitern das Spielfeld, wenn Doppel gespielt wird. Die Netzpfosten befinden sich gemäß den offiziellen Regeln des Weltverbandes ITF drei Fuß (0,914 Meter) neben den Doppelkorridoren.

Wird Einzel gespielt, fallen die Doppelkorridore weg, dann begrenzen die Einzel-Außenlinien das Feld seitlich. Um außen die gleiche Netzhöhe wie im Doppel zu haben, werden mobile Stützen, die gleich hoch sind wie die Pfosten (1,07 Meter), in das Netz gesteckt. Auch hier soll der Abstand zur Außenlinie 0,914 Meter betragen.

Netz ist nicht gleich Netz

Was wohl nur wenige wissen und auch nur selten gebraucht wird ist dieses Detail der ITF-Regeln: Wird Einzel auf einem Spielfeld mit Einzel-Netzstützen gespielt, zählt der Bereich zwischen diesen Stützen und den Doppel-Netzpfosten nicht als Teil des Netzes. Deshalb durfte Tiafoe den hart erkämpften Punkt behalten. Und das ist übrigens auch der Grund dafür, dass dieser Bereich bei Einzeln mit Werbung bestückt werden darf, bei Doppeln jedoch nicht.

Das letzte Wort in der Partie in Toronto gehörte allerdings Raonic. Der Kanadier gewann vor heimischem Publikum die beiden folgenden Sätze mit 7:6 (7:4), 6:3 und zog damit in die zweite Runde ein.