Roland Garros French Open: Djokovic schaltet Nadal aus

Stand: 11.06.2021 23:33 Uhr

Novak Djokovic hat auf dem Weg zu seinem zweiten French-Open-Sieg Rekordchampion Rafael Nadal ausgeschaltet. Der Weltranglistenerste trifft im Finale der French Open auf Stefanos Tsitsipas, der Alexander Zeverev nach einem großen Kampf über fünf Sätze niederrang.

Alexander Zverev packte völlig ausgepowert seine Schlägertasche zusammen, winkte noch einmal bitter enttäuscht ins Publikum und schlich dann unter großem Applaus vom Court Philippe-Chatrier: Der Traum des deutschen Tennis-Topspielers vom ersten Grand-Slam-Triumph platzte bei den French Open erneut. Und auch Sandplatzkönig Rafael Nadal verließ einige Stunden später seinen angestammten Hoheitsbereich schwer geschlagen.

"Wenn mich die nächsten drei Tage jemand anspricht, gehe ich weg. Viel sprechen darüber werde ich wahrscheinlich nicht", sagte der 24 Jahre alte Hamburger nach der bitteren 3:6, 3:6, 6:4, 6:4, 3:6-Niederlage gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas.

Im Finale von Roland Garros trifft der Grieche auf Novak Djokovic, der sich in einem sensationellen Match auf teils unglaublichem Niveau mit 3:6, 6:3, 7:6 (7:4), 6:2 gegen Nadal durchsetzte. Damit ist der 13-malige Titelträger raus, und es wird nach vier Nadal-Siegen in Serie wieder einen anderen Champion geben - 2016 hatte Djokovic seinen einzigen Titel bei den French Open eingefahren. Für Nadal war es zudem die erst dritte Niederlage in Paris - bei 105 Siegen.

"Es war das größte Match, das ich je in Paris gespielt habe", sagte Djokovic. "Ich habe mein Bestes gegeben. Novak verdient den Sieg", sagte Nadal.

Weltklasse-Ballwechsel - Zuschauer dürfen bleiben

Zunächst marschierte der Spanier noch voran und gewann den ersten Satz mit 6:3. Doch Djokovic ließ sich davon nicht beirren und schaffte den Satzausgleich. Was dann folgte, war einer der wohl besten Sätze der Tennis-Geschichte. 92 Minuten lang zeigten die beiden Superstars einen Weltklasse-Ballwechsel nach dem anderen. Jeder Punkt war so hart umkämpft, als würde es bereits um den Turniersieg gehen. Am Ende holte sich Djokovic den dritten Durchgang mit 7:4 im Tiebreak.

Danach hätte es wegen der fortgeschrittenen Zeit eigentlich eine Pause geben müssen, um die Zuschauer wegen des bevorstehenden Beginns der Ausgangssperre um 23.00 Uhr nach Hause zu schicken. Doch die Veranstalter entschieden unter dem Jubel der Fans, die Arena nicht zu räumen. Die Zuschauer dankten es mit dem lautstarken Singen der Marseillaise - es herrschte Festtagsstimmung im Stade Roland Garros. Djokovic ließ sich von der Atmosphäre weiter pushen. Zwar schaffte Nadal im vierten Satz ein schnelles Break, doch dann war der Serbe nicht mehr zu stoppen. Nach 4:10 Stunden nutzte er seinen zweiten Matchball.

Zverevs Fluch hält an

Für Zverev, den Weltranglistensechsten, setzte sich mit der schwer zu verdauenden Niederlage ein echter Fluch fort. Es bleibt dabei, dass er bei Grand Slams Top-10-Spieler nicht schlagen kann. "Am Ende des Tages ist es meine Schuld", sagte Zverev, der vor allem den ersten beiden Sätzen hinterhertrauerte.

Tsitsipas ging seinerseits mit 38 Siegen als klar erfolgreichster Profi der bisherigen Saison in das Match und mit dem frischen Selbstvertrauen aus dem deutlichen Viertelfinalerfolg gegen den Weltranglistenzweiten Daniil Medwedew aus Russland.

Tsitsipas startet dominant

Tsitsipas dominierte die Anfangsphase mit seiner starken Vorhand. Die deutsche Nummer eins war lange zu passiv und verschlief den ersten Satz. Zverev musste den Durchgang folgerichtig bereits nach 37 Minuten abhaken.

Das schien ihm zu gelingen - zunächst zumindest. Dank eines Breaks führte der Deutsche schnell mit 3:0. Doch Tsitsipas kam umso stärker zurück, gewann sechs Spiele in Folge und holte sich auch den zweiten Satz mit 6:3 völlig verdient.

Zverev kommt stark zurück

Die deutsche Nummer eins steigerte sich aber weiter und zeigte ein bemerkenswertes Comeback. Zuerst 6:4 im dritten Satz, und dann animierte er das Publikum zur Unterstützung, legte sich wenig später mit dem Schiedsrichter an - und schnappte sich auch den vierten Durchgang mit neuer Energie.

Bei durchgehendem Sonnenschein war der fünfte und entscheidende Satz dann auch eine Kraftfrage. Und es war der Grieche Tsitsipas, der es schaffte, noch einmal mehr Kräfte zu mobilisieren. Vier Matchbälle konnte Zverev zwar noch abwehren, aber den fünften verwandelte Tsitsipas dann mit einem Ass.