Eine russische Flagge ist während des Matches zwischen der Ukrainerin Kateryna Baindl und Kamilla Rachimowa aus Russland zu sehen.

Russische Flaggen bei den Australian Open Die Tenniswelt und der Krieg gegen die Ukraine

Stand: 17.01.2023 13:11 Uhr

Bei den Australian Open sind nach pro-russischen Provokationen gegenüber ukrainischen Profis ab sofort russische und belarusische Flaggen auch auf den Zuschauerrängen verboten. Der Vorfall zeigt, wie gespalten die Tenniswelt im Umgang mit dem Krieg gegen die Ukraine ist.

Mit dem Flaggen-Verbot auf der Anlage in Melbourne reagierte der Verband Tennis Australia auf die Aufregung rund um das Erstrundenmatch zwischen der siegreichen Ukrainerin Kateryna Baindl und der Russin Kamilla Rachimowa (7:5, 6:7, 6:1) am Montag (16.01.2023). Zuschauer hatten auf dem kleinen Court 14 in unmittelbarer Nähe der ukrainischen Spielerin eine russische Flagge präsentiert.

Auch T-Shirts mit dem Gesicht des russischen Präsidenten Wladimir Putin und pro-russischen Botschaften ("Mother Russia") waren zu sehen. Weitere Pro-Russland-Bekundungen gab es beim Erstrunden-Match zwischen der russischen Nummer eins Daniil Medwedew nach seinem 6:0, 6:1, 6:2 in der Rod Laver Arena gegen Marcos Giron.

Flaggen waren zuerst erlaubt

Offenbar weil Bilder davon in den sozialen Medien vielfach geteilt und kritisch kommentiert wurden, gaben die Organisatoren ihre ursprüngliche Haltung bezüglich der Nationalflaggen für die Fans auf.

Diese waren zunächst auf dem Gelände des Melbourne Parks erlaubt gewesen, so lange sie damit "keine Störungen verursachen". "Das Verbot gilt ab sofort", teilte Tennis Australia am Dienstag in einer Stellungnahme mit. Flaggen anderer Länder sind weiterhin erlaubt.

Harte Kritik vom ukrainischen Botschafter

In den sozialen Medien hatte unter anderem Wasyl Miroschnytschenko, der ukrainische Botschafter in Australien, Kritik geäußert. Er verurteile die Aktion "aufs Schärfste" und forderte Tennis Australia auf, die "Politik der neutralen Flagge unverzüglich durchzusetzen".

Russische und belarusische Tennisspieler dürfen beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres zwar starten, allerdings nur unter neutraler Flagge. In Wimbledon 2022 waren sie wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine noch ausgeschlossen gewesen.

Die Tenniswelt ist uneins. So vertritt der Dachverband für die Teamwettbewerbe ITF im Gegensatz zur ATP (Vertretung der Männer) und zur WTA (Vertretung der Frauen) die Haltung der Wimbledon-Organisatoren: Im Davis Cup und im Billie Jean King Cup sind Russen und Belarusen ausgeschlossen.

Millionenstrafe für Wimbledon-Oraganisatoren

Für die Veranstalter des Wimbledon-Turniers hatte ihre Haltung gravierende finanzielle Folgen: Sowohl ATP als auch WTA belegten den britischen Verband mit einer Geldstrafe in Höhe von einer Millionen US-Dollar. Die britische Lawn Tennis Association (LTA) reagierte zutiefst enttäuscht, Berufungen gegen die Strafzahlungen laufen.

Die LTA kündigte zudem an, zahlreiche in Großbritannien geplante Challenger-Turniere unter dem drohenden finanziellen Druck von weiteren Strafen nicht mehr zu veranstalten.

"Blutgetränkte Flagge"

Die Bloggerin Adriana Gic twitterte zu den Vorgängen in Australien: "Was machen Russen im Ausland mit ihrer Freiheit in demokratischen Gesellschaften? Diese Russen, die 'Mutter Russland'-T-Shirts mit Putins hässlichem Gesicht darauf trugen, nahmen die blutgetränkte dreifarbige Flagge (bei der Veranstaltung verboten), um ukrainische Spieler bei den Australian Open zu verärgern und zu belästigen."

Russische Flagge auch bei Rublev-Partie

Am Dienstag zeigten die Organisatoren, dass es ihnen ernst ist mit dem Verbot der Flaggen auf den Rängen. Bei der Erstrundenpartie zwischen dem Russen Andrey Rublev und dem Österreicher Dominic Thiem wurde erneut eine russische Flagge präsentiert. Das Sicherheitspersonal wies die Zuschauer auf das Verbot hin, die Flagge wurde daraufhin entfernt, wie ein Sprecher von Tennis Australia der Zeitung "Guardian" bestätigte.