Trainer Thomas Reis (Schalke 04) bei der DFB-Pokal-Partie bei Eintracht Braunschweig.

Saisonstart missglückt Schalker Alarmstimmung vor Heimspiel gegen Kiel

Stand: 25.08.2023 10:44 Uhr

Drei Spiele, zwei Niederlagen: Der FC Schalke 04 ist mies in die Zweitligasaison gestartet. Das Heimspiel am Freitagabend gegen Holstein Kiel birgt Explosionsgefahr (Ab 18.30 Uhr live in der Radio-Reportage und im Ticker bei der Sportschau).

Natürlich: Zum Saisonstart hatte Schalke 04 ein recht ambitioniertes Startprogramm: Nach dem Auftakt beim HSV (3:5) ging es gegen Kaiserslautern (3:0) und in Braunschweig (0:1) um Punkte. Nicht leicht. Aber dass der Bundesliga-Absteiger dort nur mit drei Zählern herausging, entspricht nicht den Ansprüchen. Und so ist es kaum verwunderlich, dass die Stimmung nicht gerade die Beste ist. Auch Trainer Thomas Reis weht der Wind allmählich ins Gesicht.

"Das alte Schalke" sei zurück, klagte der langjährige Bochumer schon vor der 0:1-Pleite bei Eintracht Braunschweig, weil ihm nach einem 2:4 im Test gegen die eigene U23 zu viel "von blamabel und peinlich gesprochen" wurde. Nach den spielerisch durchweg schwachen Leistungen merkt Reis allmählich, was seine Vorgänger in Gelsenkirchen erlebten - auf dem Schleudersitz des deutschen Profifußballs, auf dem es seit dem Jahr 2000 30 Wechsel gab.

Stimmung könnte kippen

Sollte Schalke am Freitag gegen Holstein Kiel nicht gewinnen, könnte die Stimmung beim Traditionsklub komplett umschlagen. Bislang hatten Fans und Klubführung den Coach positiv bewertet, ihm die Aufholjagd in der Bundesliga-Rückrunde zugutegehalten und den fünften Abstieg nicht angelastet.

Der erneute Absturz in die Zweitklassigkeit rief ohnehin erstaunlich wenig Kritik hervor: Man klopfte sich angesichts der wiedergefundenen Harmonie mit den Fans gegenseitig auf die Schultern, feierte sich für die Wiederbesinnung auf alte Werte und verschob die angepeilte Rückkehr in die "Top-Sechs der Bundesliga" einfach um ein Jahr.

Der Beste ist erst 17

Nach einem Monat 2. Liga zerstört die Realität aber allmählich diese Wunschvorstellung. Von der Mannschaft, die sich in der Rückrunde so vehement gegen den Abstieg stemmte, sind die besten Spieler weg. Auf dem Feld steht aktuell ein Team, das eher Zweitliga-Mittelmaß repräsentiert. Der beste Fußballer ist ein 17-Jähriger, der langsam an den Profifußball herangeführt werden soll - U17-Europameister Assan Ouedraogo.

Das Mittelfeldtalent aus dem eigenen Nachwuchs könnte schon gegen Kiel eine größere Rolle spielen. Denn Reis kündigte "den ein oder anderen Wechsel" an, auch weil die Offensivkräfte Dominick Drexler und Kenan Karaman vorerst verletzt fehlen. "Manchmal braucht man einen Schuss Unbekümmertheit", sagte der Trainer mit Blick auf Ouedraogo und den Ex-Münchner Yusuf Kabadayi (19).

Von Qualität überzeugt

"Mehr Aggressivität" will Reis sehen, der schon bei den wenig überzeugenden Siegen gegen Kaiserslautern (3:0) und im Pokal in Braunschweig (3:1) Kritik an seiner Taktik zu hören bekam. Von dem Team, das ihm der neue Sportdirektor Andre Hechelmann zur Verfügung gestellt hat, ist er weiter überzeugt: "Wir haben eine Qualität, die sich viele Mannschaften wünschen. Ich glaube, die Mannschaft weiß noch nicht, was in ihr steckt."

Bisher können die Verpflichtungen Paul Seguin, Lino Tempelmann und Ron Schallenberg im komplett neuen Mittelfeld Abgänge wie Alex Kral oder Tom Krauß nicht ersetzen, auch die Abwehr wackelt ohne Moritz Jenz noch gewaltig, in der Offensive fehlen die Qualitäten von Marius Bülter oder Rodrigo Zalazar. Bis zum Transferschluss soll es nur noch einen weiteren Linksverteidiger geben, mehr ist angesichts von 180 Millionen Euro Verbindlichkeiten nicht drin. "Wir müssen realistisch bleiben", betonte Hechelmann.

Karaman und Drexler fehlen

Zum missglückten Saisonstart kamen zu Wochenbeginn auch noch die Hiobsbotschaften der Muskelverletzungen von Kenan Karaman und Dominick Drexler, die Trainer Thomas Reis erst einmal nicht zur Verfügung stehen. Trotz dieser Ausfälle richtet sich der Fokus der Sportlichen Leitung bis zum Transferschluss am 1. September weniger auf die Offensive als vielmehr auf Verstärkung für die hinteren Reihen.

"Defensiv müssen wir uns verstärken. Da gibt es auch das Thema Innenverteidiger. Es gibt Spieler, die können innen und außen spielen. Das ist wichtig, an dieser Stelle zu erwähnen", erklärte Hechelmann am Dienstag in einer Medienrunde. Er betonte aber auch: "Was wir nicht machen werden: Kurz vor Toreschluss irgendeinen dazunehmen, der vielleicht die Position spielen kann, wo wir aber keine Überzeugung haben."

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