Marco Reus und Mats Hummels

Borussia Dortmund Reus-Nachfolger gesucht - schwierige Kapitänsfrage beim BVB

Stand: 07.07.2023 18:09 Uhr

Dortmund-Routinier Marco Reus gibt die Kapitänsbinde ab. Bleibt die Frage: Wer soll den BVB nun bei der nächsten Attacke auf Bayern München anführen?

Von Julian Tilders

Marco Reus macht den Weg frei als Kapitän von Borussia Dortmund. Der 34-Jährige hat von sich aus die Binde zur Verfügung gestellt. Und die Verantwortlichen des BVB um Trainer Edin Terzic, Sportdirektor Sebastian Kehl und Vorstandsboss Hans-Joachim Watzke in die Nachfolgersuche hineingeschubst.

Kehl - "Werden den richtigen Kandidaten finden"

Kehl gab selbst die Kapitänsbinde freiwillig ab

Zunächst lobte Kehl am Freitag (07.07.2023) beim ersten öffentlichen Training die "Größe" des Mittelfeldspielers, diesen Schritt zu gehen. Und sprach das Offensichtliche an: Reus werde selbstredend weiterhin "unglaublich wichtig" sein.

Verständnis hatte Kehl für die Entscheidung des 34-Jährigen, der in der letzten Saison nicht mehr unumstrittene Stammkraft war, auch. Schließlich gab Kehl selbst vor seiner letzten BVB-Saison (2014/15) das Kapitänsamt freiwillig ab.

BVB-Geschäftsmodell: Toptalente geführt von einigen Routiniers

Und nun muss eben ein neuer Anführer für das Unterfangen gefunden werden, den Kader mit vielen Hochtalentierten beim nächsten Angriff auf Bayern München anzuführen.

Das BVB-Geschäftsmodell ist es, talentierte Spieler zu entwickeln und weiterzuverkaufen. So etwa jüngst geschehen mit Jude Bellingham (Real Madrid) oder zuvor Erling Haaland (Manchester City). Aufgrund ihrer dann doch überschaubaren Erfahrung und Rolle im Team fallen also bereits viele jüngere Akteure bei der Kapitänssuche weg.

Kehl - "Zeugt von Größe"

Denn natürlich sucht der BVB jetzt "jemanden, der eine Persönlichkeit ist", in "schwierigen Momenten" auf dem Platz Verantwortung übernimmt, wie Kehl es formulierte. Einen Spieler, der "eine gewisse Gewichtigkeit" mitbringt.

Hummels: Spiel- und Vertragszeit als Faktoren

Beim Blick in die jüngere Geschichte der Borussia lässt sich feststellen: Die letzten sechs Kapitäne des BVB waren Abwehr- oder defensive Mittelfeldakteure. Und darüber hinaus allesamt deutsche (Ex-)Nationalspieler.

Mats Hummels, der schon von 2014 bis 2016 Kapitän in Dortmund war, ist so ein defensiver Ex-Nationalspieler, dessen Führungsqualitäten unbestritten sind. Und der in der vergangenen Saison das Team mit 30 Einsätzen trug, außerdem den verletzten Reus 17-mal in der Bundesliga als Kapitän vertrat.

Der Innenverteidiger ist aber auch bereits 34 Jahre alt, die Wehwehchen häufen sich zwangsläufig. Es bleibt abzuwarten, auf welche Spielzeit Hummels noch kommt. Und wie Reus' Kontrakt läuft auch sein Arbeitspapier – Stand jetzt – nur noch bis Sommer 2024.

Can nach Bellingham-Abgang Anführer auf der Sechs

Dabei betrugen die Amtszeiten der BVB-Kapitäne meist mehrere Jahre. Der Blick in die Zukunft rückt somit jüngere Kandidaten in den Fokus. Abwehrspieler Niklas Süle (27, Vertrag bis 2026) wurde jedoch zuletzt von Bundestrainer Hans-Dieter Flick kritisiert, er schöpfe sein Potential nicht aus. Kehl sagte über ihn: "Er ist gerne Nationalspieler, er weiß, dass er dafür gute Leistungen bei uns bringen muss."

Noch deutlich jünger, dafür mit Vertrag bis 2027 ausgestattet und ein ehrgeiziger Hoffnungsträger in der DFB-Innenverteidigung, ist Nico Schlotterbeck (23). Er war letzte Saison gesetzt, wurde gegen Ende schlicht von Verletzungen ausgebremst.

Im defensiven Mittelfeld findet sich in Emre Can aber jemand, der ebenfalls in Frage kommen dürfte. 29 Jahre alt, deutscher Nationalspieler, darüber hinaus einer, der bereits als spielerischer sowie emotionaler Anführer in Erscheinung getreten ist.

Und nach dem Abgang von Bellingham nun ohnehin der Chef auf der Sechserposition sein wird. Zumindest auf jeden Fall bis Sommer 2024 – so lange geht sein Vertrag, bei dessen möglicher Verlängerung das Kapitänsamt vielleicht ein Faktor sein könnte.

Torwart-Lösung mit Gregor Kobel?

Eine Torwart-Lösung wäre mit Gregor Kobel (25) ebenfalls denkbar. Zwar war noch nie ein BVB-Schlussmann in der Bundesliga-Geschichte der Dortmunder der erste Kapitän. Vor einigen Jahren vertrat Roman Weidenfeller mal zeitweise den verletzten Kehl als Ersatz-Spielführer.

Aber Kobel hat noch einen Kontrakt bis 2026, genießt darüber hinaus europaweit hohes Ansehen als Torhüter. Zwar unterliefen ihm auch mal haarsträubende Fehler. Doch mitunter spektakuläre Paraden machten ihn zu einem echten Stabilisator.

Kapitän wird während USA-Reise bestimmt

Kehl unterstrich jedenfalls, Eile sei bei der Kapitänsfrage nicht unbedingt geboten. Zunächst werde der Mannschaftsrat gefunden, dann, während der USA-Reise (24. Juli bis 3. August), der neue Kapitän. Noch ist also ein bisschen Zeit für die Kandidaten, sich in Stellung zu bringen.