Schalke-Torwart Ralf Fährmann weist im Training seine Vorderleute an

WDR-Sport Erstmals auf Schalke in der Kritik: Reis streicht Fährmann aus dem Kader

Stand: 01.09.2023 16:30 Uhr

Der Zoff beim FC Schalke 04 um Torwart-Urgestein Ralf Fährmann eskaliert. Trainer Thomas Reis strich den 34-Jährigen aus dem Kader für das richtungsweisende Auswärtsspiel am Samstag (13 Uhr) beim Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden.

Kritik statt Lob, Zoff statt Zustimmung: Thomas Reis erlebt nach dem Zweitliga-Fehlstart von Schalke 04 eine ganz neue Situation. Plötzlich muss der Trainer, trotz des Abstiegs bei den Fans beliebt, nicht nur eine sportliche Krise meistern - sondern auch seine eigene Arbeit verteidigen und Autorität demonstrieren.

Vor dem dem richtungweisenden Spiel am Samstag (13 Uhr) beim Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden strich der 49-Jährige das Torwart-Urgestein Ralf Fährmann aus dem Kader - nach dem öffentlichen Zoff mit dessen Berater. Nach SID-Informationen soll die Maßnahme vorerst auf ein Spiel beschränkt sein. 

Berater übte Kritik an Reis

Das Scharmützel um Fährmann, der nach seiner Verletzungspause nicht mehr die Nummer eins im Tor ist, sondern Neuzugang Marius Müller den Vortritt lassen musste, hatte dessen Berater Stefan Backs losgetreten. In der Sport Bild hatte er den Wechsel als "nicht nachvollziehbar" bezeichnet und beklagt, dass er nicht "sauber mit Ralf" kommuniziert worden sei, "so wird eine Schalke-Legende zerstört." 

Reis antwortete Backs zunächst süffisant: "Ich kenne diese Person nicht." Mit Fährmann sei er "immer im Austausch" gewesen. "Es ist sehr schade, dass das medial ausgetragen wurde. Ich glaube, dass es mit Sicherheit keinen Gewinner gibt." Am Freitag zog er dann die Konsequenz: Fährmann, mit Unterbrechungen seit 2003 auf Schalke, muss sich das Spiel am Fernseher anschauen.

Reis wehrt sich gegen Kritik am Training

Doch nicht nur das Thema Fährmann sorgte für Unruhe, hinter vorgehaltener Hand hatten Spieler auch Kritik an Reis' Trainingsgestaltung geäußert. "Meine Steuerung ist sehr gut", behauptete Reis, "man sollte schon in der Lage sein, 60 bis 90 Minuten Training pro Tag zu absolvieren." 

Die vielen Muskelverletzungen seien zwar "sehr ärgerlich", aber nicht durch das Training bedingt. Schmunzelnd fügte er an: "Ich habe nicht eine Rückmeldung, dass wir vielleicht nur noch eine halbe Stunde trainieren sollen." Auch seine Taktik mit sehr hoch attackierenden Außenverteidigern war teamintern kritisiert worden. Er spreche darüber mit der Mannschaft, "das ist meine Führungsphilosophie", sagte Reis.

Ziel bleibt der Aufstieg

Trotz drei Pleiten in den ersten vier Ligaspielen will Schalke noch nicht von den gesteckten Zielen abweichen. Die Bundesliga-Rückkehr sei "ganz klar das Ziel. Das ist unser eigener Anspruch, das muss er auch sein als Schalke 04", sagte Sportdirektor Andre Hechelmann im Interview mit dem Sportbuzzer: "Der Weg zum Aufstieg ist aber eher ein Marathon als ein Sprint. Uns ist bewusst, dass wir nicht perfekt hineingekommen sind in diesen Marathonlauf."

Die großen wirtschaftlichen Probleme mit 180 Millionen Euro Verbindlichkeiten machen die Lage noch schwieriger. "Wir haben einen klaren Plan. Der ist so gestrickt, dass wir finanziell nicht 'All in' gehen", sagte Hechelmann: "Wir wollen hier nachhaltig etwas aufbauen. Und dabei den maximalen Erfolg erreichen."

Dreijahresplan für den Aufstieg

Sollte der Aufstieg verfehlt werden, könne Schalke aber auch "ein zweites oder drittes Jahr in der Liga verkraften". Man habe sich bewusst für einen Dreijahresplan entschieden, so der Sportdirektor. 

Zuletzt legte allerdings Schalke auf dem Transfermarkt nach. Am Mittwoch wurde der Engländer Derry John Murkin (24) vom niederländischen Erstligisten FC Volendam für rund eine Million Euro Ablöse verpflichtet.