Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund.

Champions League BVB - die neue schwarz-gelbe Stabilität

Stand: 26.10.2023 13:05 Uhr

Borussia Dortmund hat mit dem Sieg in Newcastle auch in der Champions League wieder alle Chancen. Beeindruckend ist vor allem die Defensivleistung der Schwarz-Gelben.

Die Halbzeitpause war am Mittwochabend schon in Sichtweise im St. James Park zu Newcastle, da setzte Nico Schlotterbeck zur letztlich spielentscheidenden Szene an: Der hochgewachsene Innenverteidiger des BVB fuhr im Mittelkreis die Fußspitze aus und spitzelte Anthony Gordon den Ball vom Fuß.

Doch damit war es noch nicht getan. Schlotterbeck setzte zu einem Offensivlauf auf die linke Außenbahn an, bekam dort von Marco Reus den Ball, bediente Felix Nmecha, der im Strafraum ungedeckt zum 0:1 verwandelte.

BVB-Sportdirektor Kehl - "Diese Gruppe ist so verrückt"

Alles in der eigenen Hand

Dieser Führungstreffer kurz vor der Pause brachte Borussia Dortmund in Nordengland in die Spur. Der BVB siegte mit 1:0 und holte nach zuvor einem Remis und einer Niederlage den ersten Dreier in der Vorrunde der Champions League. Wo die Dortmunder plötzlich gar nicht mehr so aussichtslos dastehen. In den restlichen drei Partien gegen die schweren Gegner AC Mailand, Paris St. Germain und wieder Newcastle haben es die Schwarz-Gelben selbst in der Hand, das Achtelfinale des Wettbewerbs zu erreichen.

"Was gibt's Geileres?"

"Jetzt können wir es in unseren Heimspielen selbst regeln", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl, euphorisch fragte er: "Was gibt es Geileres?" Kehl sprach im wunderbar stimmungsvollen St. James Park wie befreit. "Wir sind noch lange nicht durch. Aber der Sieg tut richtig gut in dieser Gruppe", sagte er, "der wird uns helfen, weiter zu wachsen. Ich bin sehr hoffnungsfroh."

Es ist mittlerweile offenkundig: Der BVB hat sich gegenüber der letzten Saison in Sachen Verteidigung enorm verbessert. Trainer Edin Terzic selbst gibt zu, dass sein Team womöglich nicht mehr so einen wunderschön anzuschauenenden Hurra-Fußball zelebriert, dafür nimmt der Coach aber zufrieden zur Kenntnis, das seit dieser Saison die Resultate stimmen.

Terzic machte aus seinem Stolz am Abend keinen Hehl und bescheinigte seinem Team eine "fantastische erste Halbzeit": "Mit dieser ersten Halbzeit haben wir uns den Sieg verdient, in der 2. Halbzeit haben wir ihn verteidigt."

Defensivleistung - das ganze Team ist beteiligt

Es ist die ganze Mannschaft, die auf dem Rasen mehr Verantwortung für die Defensivleistung übernimmt. Stürmer wie Niclas Füllkrug oder Donyell Malen stressen die Gegner beispielsweise nicht nur in deren Aufbauspiel, sie arbeiten anschließend auch stets konsequent bis ganz nach hinten mit. Das Mittelfeld haben die Dortmunder bei gegnerischem Ballbesitz extrem verdichtet, dahinter steht die Viererkette mit den beiden aktuell überragenden Innenverteidigern Mats Hummels und eben Schlotterbeck wie eine flexibel verschiebbare Wand.

Vor allem die jüngste Leistungssteigerung von Schlotterbeck fällt dabei ins Auge. Das Talent des 23-Jährigen ist schon lange bekannt, allein: In der Vergangenheit fiel der Ex-Freiburger sowohl bei seinem Klub wie auch in der Nationalmannschaft mit beinahe regelmäßig eingestreuten großen persönlichen Fehlern auf, die nicht selten direkt zu ärgerlichen Gegentreffern führten.

Schlotterbeck - vom Wackelkandidaten zur sicheren Bank

Schlotterbeck schien auf dem absteigenden Ast, flog sogar schon unter Hansi Flick aus der Nationalmannschaft. Offiziell, um ihn zu "schützen", wie es vom DFB hieß, damit er sich wieder auf das "Wesentliche konzentrieren" könne.

Genau dies scheint dem Ex-Freiburger in den letzten Wochen und Monaten gelungen zu sein. Schlotterbeck wirkt aktuell zu jeder Sekunde im Spiel hochkonzentriert, setzt seine Zweikampffähigkeiten optimal ein und hat den Mut - wie nun eben gerade in Newcastle - sich punktuell ins Angriffsspiel einzuschalten. Neben Hummels ist er so etwas wie eine "sichere Bank" des BVB.

Highlights in den nächsten Wochen

Die jüngste Note eins im Spiel macht ihn natürlich zu einem wichtigen Akteur im BVB-Spiel und wird ihn - bei gleichbleibender Entwicklung - auch in der Nationalmannschaft wieder aufs Feld zurückbringen. Zunächst aber stehen mit dem BVB arbeitsintensive Wochen auf dem Programm.

In der Bundesliga folgt am Sonntag das schwierige Spiel bei Eintracht Frankfurt, unter der Woche geht's im DFB-Pokal gegen die TSG Hoffenheim, ehe in der Liga am 4. November der Knaller gegen Bayern München auf dem Programm steht. Danach ist schon wieder Champions League - das Rückspiel daheim gegen Newcastle.

Keine Zeit für Pausen also - und keine Zeit für Nico Schlotterbeck, sich eine Auszeit zu nehmen. Dranbleiben ist das Motto beim BVB. Kehl ist ausnehmend zuversichtlich: "Unser Rhythmus ist besser, wir sind besser eingespielt, wir sind fitter, die Dinge greifen."

Entwarnung bei Emre Can

Der verletzt ausgewechselte Emre Can gab ebenfalls schnell Entwarnung. "Geht schon. Nicht so schlimm", sagte der Kapitän von Borussia Dortmund, als er durch die Mixed Zone leicht humpelnd zum Mannschaftsbus ging. Die verletzungsbedingte Auswechslung wird wohl keine längere Pause nach sich ziehen.