Dan-Axel Zagadou vom VfB Stuttgart im Duell mit Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund

Stärkster Zweikämpfer der Liga VfB-Verteidiger Dan-Axel Zagadou: Hinfallen, aufstehen, gewinnen

Stand: 14.11.2023 11:25 Uhr

Dan-Axel Zagadou patzte gegen Borussia Dortmund, schüttelte sich dann aber und hatte großen Anteil am Sieg des VfB Stuttgart. Der Verteidiger wird aktuell von Woche zu Woche besser.

In der 36. Minute des Heimspiels gegen Borussia Dortmund bekamen die zahlreichen Fans des VfB Stuttgart für einen kurzen Moment wieder den "alten" Dan-Axel Zagadou zu sehen. Den aus der Vorsaison, der immer für einen Patzer gut war, der oft genug ein Sicherheitsrisiko darstellte. Eine Hereingabe von Julian Ryerson war am ersten Pfosten durchgerutscht und der verdutzte Zagadou schaffte es nicht mehr, den Ball zu klären. Das Leder flutschte ihm durch die Beine, hinter dem Verteidiger bedankte sich Niclas Füllkrug, der zum 1:0 für den BVB einschob.

Doch dann bekamen die Anhänger der Schwaben den "neuen" Zagadou zu sehen. Er ärgerte sich kurz über sich selbst, schüttelte sich und spielte fortan so, als sei nie etwas gewesen. Der 24-Jährige zeigte gegen seinen Ex-Klub eine überragende Partie. Der Franko-Ivorer hatte Füllkrug - bis auf den Gegentreffer - komplett im Griff, auch der später eingewechselte Youssoufa Moukoko machte keinen Stich.

Den Widrigkeiten trotzen - eine Reaktion, die auch für die gesamte Stuttgarter Mannschaft galt. "Es war einfach wichtig zu zeigen, dass wir trotzdem dranbleiben, dass wir weitermachen", sagte VfB-Coach Sebastian Hoeneß. "Ich bin richtig stolz darauf, wie die Jungs mit dem Spielverlauf umgegangen sind. Wir verschießen einen Elfmeter. Wir gehen in Rückstand, was keiner so richtig verstanden hat. Trotzdem machen wir einfach weiter und lassen Dortmund nie so richtig ins Spiel kommen."

Zagadou bekam vom "kicker" trotz seiner unglücklichen Figur beim Gegentor die Note "2" - das zeigt, welch großen Anteil er daran hatte, dass der VfB das Spiel trotz des Rückstands mit 2:1 gewann. Und daran, dass der Sieg in der Schlussphase überhaupt nicht mehr in Gefahr geriet.

YouTube-Video von SWR Sport Fußball : "Mega-Comeback von Guirassy: VfB Stuttgart schlägt den BVB - DEIN VfB #88 | SWR Sport"

Der stärkste Zweikämpfer der Bundesliga

Die Statistiken belegen, dass Zagadou ein bärenstarkes Spiel gemacht hat. Der 24-Jährige hatte 97 Ballkontakte und spielte 91 Pässe, von denen 84 Prozent ankamen. Darunter waren längst nicht nur Querpässe, sondern auch vertikale und einige raumbringende Flugbälle. Auch in seiner Kernkompetenz, dem Verteidigen, überzeugte er mit 71 Prozent Zweikampfquote am Boden und sogar 100 Prozent in der Luft. Überhaupt weisen die Daten Zagadou nach elf Spieltagen als stärksten Zweikämpfer der Liga aus. Seine Quote: 71,64 Prozent. Er spielt so gut wie nie zuvor in Stuttgart.

Für Zagadou dürfte es eine besondere Genugtuung gewesen sein, dass er ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein so aufgetrumpft hat. Im Sommer 2017 war er zum BVB gewechselt, er galt damals als Riesentalent und hochveranlagt. Er spielte bis 2022 für die Schwarz-Gelben, dann war sein auslaufender Vertrag nicht verlängert worden. Der Ruf des Hochbegabten haftete ihm zwar bis zum Schluss an, er galt aber als zu wenig konstant. Und vor allem als zu verletzungsanfällig.

Zagadou braucht in Stuttgart einen langen Anlauf

Als damals vertragsloser Spieler wurde er während der Saison 2022/2023 von Ex-VfB-Sportdirektor Sven Mislintat geholt. Ein Transfer, der auch als Wette galt. Würde es Zagadou schaffen, sein beim BVB zuletzt nur sporadisch gezeigtes Level wieder zu erreichen? Würde er sein Potential abrufen können und vor allem: würde er Konstanz in seine Leistungen bekommen?

Zunächst sah es so aus, als würde die Wette verloren werden. Ohne Vorbereitung dauerte es, bis der 24-Jährige seine athletischen Defizite aufgeholt hatte. Zagadou wirkte oft unsicher und war ein Sicherheitsrisiko in der VfB-Abwehr. Allerdings - das muss fairerweise auch erwähnt werden - strauchelte in der abgelaufenen Saison die ganze Mannschaft. Stuttgart rettete sich erst in der Relegation gegen den HSV.

Mittlerweile angekommen

Doch das ist Geschichte. Der VfB spielt in der aktuellen Spielzeit wie verwandelt - und das trifft auch auf Zagadou zu. Quasi mit Verzögerung scheint er in Stuttgart angekommen zu sein. In dieser Saison präsentiert sich Zagadou austrainiert, spritzig, gedankenschnell und souverän. Er ist eine Bank in der VfB-Abwehr und hat großen Anteil daran, dass die Schwaben in den bisherigen 13 Pflichtspielen bereits sechs Mal zu Null spielten. Zagadou kam in allen Partien zum Einsatz und erzielte beim 5:0 gegen den VfL Bochum am ersten Bundesligaspieltag sogar seinen Premierentreffer für Stuttgart.

Hinfallen, aufstehen, gewinnen! Was für das Spiel gegen den BVB gilt, kann man auch auf Zagadous komplette Zeit in der Schwaben-Metropole übertragen. Und wer weiß, das Beste kommt vielleicht erst noch. Denn sowohl für den erst 24-Jährigen als auch für die sehr junge VfB-Mannschaft gilt: In der aktuellen Verfassung ist einiges möglich - und es scheint sogar noch Luft nach oben zu sein.