Basketball | WM Trierer Basketball-Legende James Marsh feiert deutschen WM-Triumph

Stand: 10.09.2023 19:10 Uhr

Niemand hätte gewettet, dass Deutschland die Basketball-WM gewinnt. Auch James Marsh nicht. Der Titel stimmt ihn daher umso optimistischer.

James Marsh gehört zum Trierer Basketball, wie die Porta Nigra zur Stadt. Er organisierte bereits die Trierer Defense, als die Gladiators noch TVG Trier hießen (später dann Herzogtel Trier und TBB Trier) und spielte von 1986 bis 2006 insgesamt 19 Jahre an der Mosel. Die Differenz kommt durch ein Jahr in den USA zustande, in dem der 1,93 Meter große Small Forward für das Davidson College in North Carolina spielte. Marsh prägte die Trierer Glanz-Jahre in der Basketball-Bundesliga mit den beiden Pokalsiegen 1998 und 2001 mit 3.848 Punkten.

Den historischen Triumph der deutschen Nationalmannschaft hatte sich der 53-Jährige gemeinsam mit seinem Nachbarn Patrick Börder angeschaut, mit dem Marsh 1990 in die Basketball-Bundesliga aufgestiegen ist. Im Interview mit SWR Sport war Marsh die Freude über den deutschen Sieg bei der Basketball-WM noch anzuhören.

Herr Marsh, wie geht es Ihnen?

Sehr gut. Es hätte nie jemand gedacht, dass Deutschland die Weltmeisterschaft im Basketball gewinnt. Einmalig.

Nehmen Sie uns mal mit in die Schlussphase: Wie war es aus Ihrer Sicht?

Ausschlaggebend war das dritte Viertel. Die deutsche Mannschaft kam aus der Umkleide. Die waren ready, die wollten spielen, die wollten das Ding gewinnen. Und die Serben haben es total verpennt. Da war das Spiel im Grunde schon entschieden. Es wurde am Ende zwar nochmal knapp. Aber man hat gesehen: Die Serben hätten schon Glück gebraucht, um das Spiel zu gewinnen. Aber die Deutschen waren einfach tüchtiger in der Verteidigung, in der Offense und haben das Spiel dann auch verdient gewonnen.

Wirklich? Ich kann mich an ein paar vergebene Korbleger erinnern. Ganz so souverän habe ich das letzte Viertel nicht gesehen.

Absolut. Klar. Also es stand immer auf des Messers Schneide, wer das Spiel gewinnt. Aber von der Moral her haben die Deutschen mehr Charakter gezeigt. Es sind auch nicht alle Dinger reingegangen. Aber das Gute ist: In der Verteidigung kann man mit viel Biss alles wettmachen. Ich denke da an den Steal von Dennis Schröder, als der Querpass kam und er hat das Ding abgefangen und den Korbleger gemacht. Das waren Sachen, die haben die Serben nicht gemacht. Also, es war super spannend. Wir hatten hier auch lange Herzflattern. Es hat bis etwa zwei Minuten vor Schluss gedauert, bis ich wirklich gedacht habe: Jetzt haben wir das Ding gewonnen.

Was bedeutet dieser Titel für den deutschen Basketball?

Also für die deutsche Basketball-Welt ist dieser Titel unfassbar. Da hätte niemand drauf gewettet, dass Deutschland die Weltmeisterschaft gewinnt. Ich hoffe, dass sich das hintenraus auch auf die Akzeptanz des deutschen Basketballs auswirkt - wie damals, als Deutschland 1993 Europameister wurde. Die NBA mal ausgenommen, sind wir immer noch eine Randsportart. Und es wäre einfach schön, wenn der deutsche Basketball davon so profitieren würde, dass wir in den kommenden Jahren noch mehr in der Jugend arbeiten, um das Ganze dann auch fortzuführen. Nächstes Jahr ist Olympia, aber auch danach sind Europameisterschaften und Weltmeisterschaften. Und wir brauchen gute Spieler. Ich hoffe einfach, dass sich der Titel auch auf die Jugendmannschaften auswirken wird.

Eine ketzerische Frage: Die ganz großen Namen, wie LeBron James, Steph Curry oder Jason Tatum waren nicht dabei. Auch Serbien ist ohne Superstar und Playoff-MVP Nikola Jokic angetreten. Schmälert das die Leistung ein bisschen?

Nein. Es geht darum, wer zur WM kommt. Wenn jetzt die Amerikaner sagen, wir schicken unsere Spieler nicht dorthin, denn die NBA-Saison ist lang, die Spieler sind teilweise für mehrere Millionen Euro versichert, dann müssen die Amerikaner damit rechnen, dass sie auch in diesem Jahr nicht Weltmeister werden. Es zählt die Mannschaft, die antritt. Und deswegen ist Deutschland auch verdient Weltmeister.

Mit Blick auf Olympia: Was können sich die deutschen Basketball-Fans denn davon erhoffen? Und was darüber hinaus?

Mit Blick auf Olympia kann man ganz fantastisch anknüpfen. Die Mannschaft hat einen Run, hat eine Philosophie, hat eine Gemeinschaft. Das müssen wir jetzt zu Olympia tragen. Das Turnier ist ja schon in einem Jahr, und das ist sicherlich für Gordon Herbert gar kein Problem.

Was danach kommt, müssen wir mal schauen. Die Mannschaft ist noch relativ jung. Das ist ein Vorteil. Und dann muss man einfach schauen, welche Spieler nachkommen. Ich schaue der Zukunft des deutschen Basketballs optimistisch entgegen.