Richmond Tachie traf gegen den 1. FC Nürnberg sehenswert per Volley zur Führung für den FCK.

Fußball | 2. Bundesliga Richmond Tachie: Bei seinem Traumtor wurde es seiner Schwester auf dem Betze zu laut

Stand: 12.09.2023 16:32 Uhr

Mit seinem Treffer zur 1:0 Führung gegen den 1. FC Nürnberg leitete FCK-Neuzugang Richmond Tachie den dritten Ligasieg in Serie ein. Im SWR Sport Podcast "Nur der FCK" erzählt er, wie schnell er sich in Kaiserslautern eingelebt hat.

Selbst in seinen Träumen hätte Richmond Tachie sich wahrscheinlich nicht ausmalen könne, wie schön sein erster Treffer im FCK-Trikot werden würde. Mit einem Volleykracher Marke "Tor des Monats" ließ der Offensivspieler beim 3:1-Heimsieg gegen Nürnberg den Betze beben. "Dass ich den so getroffen habe, war optimal. Entweder er geht da rein - oder er fliegt halt in die Wolken", beschreibt Tachie seinen Treffer im SWR Sport Podcast "Nur der FCK".

Richmond Tachie: Traumtor als Dosenöffner gegen Nürnberg

"Dass der so gekommen ist, ist der Dosenöffner gewesen und auch für mich persönlich ein super Gefühl, weil es mein erstes Zweitligator und das erste Tor auf dem Betze war", zeigt sich Tachie noch immer begeistert. Nach nur 30 Minuten stand es gegen den Club bereits 3:0. Doch was auf dem Papier eindeutig aussah, war auf dem Platz ein hartes Stück Arbeit. Denn eigentlich waren die Nürnberger, vor allem in der ersten Halbzeit, spielerisch das bessere Team. Das weiß auch Tachie: "Die sind eine super Mannschaft, die spielen super Fußball. Der Trainer will sehr viel Fußball spielen und das hat man auch gemerkt. Die lassen den Ball laufen, gehen hinten aber auch viel Risiko ein."

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FCK gewinnt gegen Nürnberg durch individuelle Klasse

Mit den schnellen drei Toren habe der FCK individuelle Qualität gezeigt. Die Tore seien eher aus dem Nichts gekommen, "aber ich glaube, das zeichnet eine Mannschaft auch aus. Dass du, auch wenn du nicht so ein gutes Spiel machst, trotzdem Tore schießt".

Dass Tachie es am vergangenen Spieltag erstmals in die Startelf der Roten Teufel geschafft hat, hat er sich laut Kapitän Jean Zimmer durch seine harte Arbeit im Training verdient. Tachie selbst sieht das ähnlich "Ich glaube, mit der Zeit wird die Qualität immer belohnt und ich glaube, dass ich jetzt auf einem guten Weg bin."

Jean Zimmer mit "Kritik" an Tachie-Salto

Von Kapitän Zimmer gab es aber nicht nur Lob. Tachies Salto nach seinem Tor bekam keine gute Haltungsnote: "Der war ja nicht so clean. Ich weiß, dass er es besser kann. Von daher geben wir eine 2 minus." Über diese "Kritik" kann Richmond Tachie nur selbstkritisch schmunzeln: "Ich hätte da sogar eher eine 4 gegeben, weil ich weiß, dass ich es besser kann. Zum Glück bin ich gut gelandet."

FCK: Klose-Salto als Vorbild für Richmond Tachie

Schon als Kind habe er auf dem Spielplatz Salti trainiert, da habe es aber noch nicht so gut geklappt. Außerdem hätten ihn Spieler wie Miro Klose, der für den bis heute wohl berühmtesten Salto auf dem Betze verantwortlich ist, inspiriert.

Nach seinem Treffer zum 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg hebt Richmond Tachie ab zum Salto

Nach seinem Treffer zum 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg hebt Richmond Tachie ab zum Salto

Neuzugang Tachie scheint sich immer wohler in Kaiserslautern zu fühlen. Schon gegen Paderborn glänzte er mit einer starken Vorlage für Ragnar Ache. Tachie betont, dass es ihm die Mannschaft sehr einfach gemacht habe, sich auf und rund um den Betze einzuleben: "Ich glaube, es ist als Spieler wichtig, ein gutes Gefühl zu haben. Wenn du neben dem Platz ein gutes Gefühl hast, hast du es glaube ich auf dem Platz auch."

Harter Konkurrenzkampf um die Plätze im FCK-Kader

Auch wenn die gute Stimmung innerhalb der Mannschaft und rund um den Betzenberg gerade förmlich spürbar ist, gibt es dennoch einen Wermutstropfen. Einige Spieler, die in der vergangenen Saison noch gefragt waren, schaffen es teilweise am Spieltag nicht mehr in den Kader. Darunter zum Beispiel Philipp Klement, Philipp Hercher oder Lex-Tyger Lobinger.

"Das ist immer eine Trainerentscheidung, die wollen die Qualität in der Mannschaft sehr hoch halten" kommentiert Tachie den Kampf um die Plätze im Kader. "Das spricht aber auch für die Mannschaft, wenn Spieler mit Qualität mal nicht im Kader sind. Ich glaube, das ist für jeden Anreiz genug, zu wissen, dass man jede Woche Gas geben muss, um am Wochenende nominiert zu werden. Das macht die Mannschaft besser und da steigt die Qualität."

Gute Chemie bei den Roten Teufeln

Die Akteure, die am Spieltag außen vor bleiben, sind es innerhalb des Teams aber keineswegs: "Wir sind eine Mannschaft. Da versucht jeder den anderen zu pushen, auch wenn er nicht spielt. Du merkst auch nicht, wer gespielt hat. Du wirst nicht überheblich, wenn du getroffen hast und einer nicht im Kader ist. Da hat die Mannschaft eine gute Chemie. Im Endeffekt ist die Saison lang und da brauchst du alle Spieler."

Außerdem gibt es dem Team Selbstbewusstsein, dass Qualität von der Bank kommt: "Wenn du von Anfang an spielst, weißt du, du powerst dich aus, kannst komplett Gas geben und der nächste, der rein kommt, macht genau da weiter, wo du aufgehört hast."

Traf gegen den 1. FC Nürnberg zur wichtigen 1:0 Führung: Richmond Tachie

Traf gegen den 1. FC Nürnberg zur wichtigen 1:0 Führung: Richmond Tachie

Prägende Jahre für Richmond Tachie im Internat des VfL Wolfsburg

Sechs Jahre und somit einen Großteil seiner Jugend verbrachte Richmond Tachie im Internat des VfL Wolfsburg. Zwar gab es für den gebürtigen Berliner auch Interesse von Berliner Vereinen. Doch Tachie und seine Familie entschieden sich bewusst für den Schritt ins Internat. "Ich war nicht so gut in der Schule, das Umfeld, das ich hatte, war auch nicht so gut. Da haben meine Eltern und ich entschieden, dass ich einen neuen Weg einschlage", erinnert sich Tachie.

"Meine Eltern haben damals viel gearbeitet, deswegen konnten die nicht so viel aufpassen, das haben meine großen Geschwister dann gemacht. Im Internat in Wolfsburg hattest du dann Pädagogen, die auf dich geschaut haben, die dich in der Früh geweckt haben, wenn du nicht zur Schule gegangen bist. Die haben immer ein Auge auf dich gehabt und versucht, dich bestmöglich zu erziehen." Dafür sei er heute noch dankbar. Der Konkurrenzkampf im Internat sei zwar groß gewesen. Doch das habe ihn auch gepusht.

Richmond Tachie schaffte und Bruno Labbadia fast den Sprung zum Profi

In Wolfsburg konnte Richmond Tachie unter Bruno Labbadia auch häufig bei den Profis mittrainieren. Doch eine Verletzung verhinderte damals den Durchbruch. Deshalb nahm der Berliner mit Wurzeln in Ghana den "Umweg" über Viktoria Köln, wo er unter anderem mit Mike Wunderlich zusammenspielte.

Nach nur einem Jahr folgte der Schritt zur zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund. Tachie stand in der Saison 2021/22 für die Borussia auf dem Betzenberg in der Startelf, als der FCK die letzte Chance auf den direkten Aufstieg in die 2. Liga verspielte: "Ich muss ehrlich sagen, da hat man sich schon gewünscht, auf der anderen Seite zu stehen, weil du dann weißt, du hast so eine Kulisse hinter dir." Am Ende gewann der BvB mit 3:1 und Tachie machte ein starkes Spiel. Nach zwei Jahren als Stammspieler bei den Schwarz-Gelben folgte der nächste Schritt für Tachie und der hieß: SC Paderborn.

YouTube-Video von SWR Sport Fußball : "3. Liga: Aufstieg in Gefahr? BVB II gewinnt in Kaiserslautern | SWR Sport"

Richmond Tachie: Vom Ersatzspieler in Paderborn zum Leistungsträger beim FCK?

Doch bei den Ostwestfalen kam er über die Rolle des Ergänzungsspielers nicht hinaus und so landete er nur ein Jahr später beim FCK, wo er jetzt zeigen will, dass er der 2. Liga gewachsen ist. Bislang sieht es so aus, als würde ihm dieses Vorhaben gelingen.

Beim Heimsieg gegen Nürnberg war zum ersten Mal Familienbesuch aus Berlin im Fritz Walter Stadion zu Gast: "Meine Schwester war da und hat sogar mein Tor gefilmt und sich sehr gefreut. Sie hat aber gesagt, dass es ihr ein bisschen zu laut gewesen ist, weil sie das davor noch nicht kannte von meinen Ex-Vereinen."

Die FCK-Fans dürften sich wünschen, dass Richmond Tachie mit seinen Treffern den Betze noch häufiger zum Beben bringen wird. Und dann sollte sich auch die Schwester irgendwann an die Geräuschkulisse gewöhnen.