
Mountainbike | Cape Epic Lukas Baum will die "Tour de France" der Mountainbiker gewinnen
16. 475 Höhenmeter in acht Tagen – die Etappenfahrt Cape Epic in Südafrika ist das berühmteste, aber auch das härteste Mountainbike-Rennen der Welt. Sie gilt als "die Tour de France im Gelände". Die Sieger werden sogar mit einem gelben Trikot belohnt!
"Jeden Tag Vollgas". Lukas Baum bringt es auf einen einfachen Nenner. Beim Cape Epic sind in einer Woche 648 Kilometer zu bewältigen – durch feuchte Flußtäler, über steile Berge, bei staubiger Hitze. Kein Ruhetag, kein Stillstand. Ein einziger, schwacher Moment kann schon das Aus im Kampf um die begehrten gelben Trikots bedeuten. Denn damit werden die Sieger, wie bei der Tour de France im Sommer, belohnt!
"Das krasseste Ding"
"Die Hitze, die besten Mountainbiker der Welt – es ist das krasseste Ding, was Du machen kannst", so beschrieb es Lukas Baum, als er 2022 zusammen mit seinem Teampartner Georg Egger die Sensation schaffte: Gesamtsieg beim "Cape Epic" – und das gleich bei der ersten Teilnahme. Der Profi aus Neustadt an der Weinstraße und sein langjähriger Freund aus Obergessertshausen bei Würzburg haben zusammen das Team "Speed Company Racing" gegründet und sind seitdem aus der Weltspitze der Cross-Country-Spezialisten nicht mehr wegzudenken.
Platz drei zum Auftakt
Über 600 Zweier-Teams stellen sich dem achttätigen Abenteuer am Westkap von Südafrika – von Vollprofis wie Baum und Egger über ambitionierte Amateure bis hin zu den Master-Klassen der Seniorinnen und Senioren. Los geht es zwar im Massenstart, doch schnell trennt sich auf den knüppelharten Gelände-Passagen die Spreu vom Weizen. Zum Prolog am ersten Tag gesellte sich bei den Vorjahressiegern noch die Ungewissheit der Form-Stärke. Nach monatelanger Vorbereitung war die Frage: Sind wir konkurrenzfähig? Platz drei im Kampf gegen die Uhr bescherte Lukas Baum dann ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen: "Es ist cool zu sehen, dass wir vorne mitfahren können."
Zu zweit, nie allein
Dieses "Wir" ist wichtig beim Cape Epic. Denn im Ziel wird die Zeit des Zweiten im Team genommen, heißt: zusammen starten, zusammen kämpfen, zusammen ankommen. Für die pfälzisch-bayrischen Titelverteidiger läuft es von Tag zu Tag besser. Auf der dritten Etappe springt erstmals Platz zwei raus. Georg Egger freut sich, dass es sukzessive aufwärts geht: "Mit ein bisschen Glück kann es auch zum Etappensieg reichen. Oder zum Sieg in der Gesamtwertung. Wir bleiben dran!"
Sturz und Defekt
Wie schnell der Traum einer Titelverteidigung platzen könnte, zeigt sich beim Speed-Company-Racing-Team gleich zweimal kurz hintereinander. Einmal kommt Georg Egger in einer Schotter-Kurve zu Fall, kann sich aber schnell wieder aufrappeln und aufs Rad steigen. Und am Tag danach erwischt es Lukas Baum mit einem sogenannten Schleicher: "Kurz vor der Kuppe des letzten langen Anstiegs hab ich gemerkt, dass hinten die Luft entwichen ist. Da haben wir eine CO2-Kartusche reingedrückt in den Hinterreifen, konnten das Tempo dann wieder hochhalten und schnell wieder ranfahren." Denn im Mountainbike-Sport gibt es keine Service-Fahrzeuge wie bei Straßenrennen. Die Fahrer müssen eigenhändig selbst reparieren.
Ansage fürs Finale
Dass Baum und Egger die Handicaps gut weggesteckt haben, spricht für ihre gute Form. In die letzten drei Etappen von Freitag bis zum Finale am Sonntag gehen sie mit 1:11 Minute Rückstand auf die führenden Schweizer Nino Schurter und Andri Frischknecht. Dass die Konkurrenz ordentlich Gas gegeben hatte, als die Titelverteidiger mit Defekt zurückgefallen waren, bringt Lukas Baum nicht aus der Ruhe. Er weiß, dass das zum harten Profi-Geschäft im Gelände dazu gehört. Seine Ansage: "Wir haben noch ein paar Tage, um es denen heimzuzahlen. Wir geben alles!" Soll heißen: Der staubige Dreck im Gesicht und am ganzen Körper wird abgeduscht – und morgen neu angegriffen!