Torjäger Eren Dinkci vom 1.FC Heidenheim

Bundesliga Eren Dinkci vom 1. FC Heidenheim: Laufwunder und Torjäger in einem

Stand: 15.11.2023 13:18 Uhr

Beim 1.FC Heidenheim hat sich mit Eren Dinkci ein Neuzugang überraschend schnell mit fünf Toren in den Vordergrund geschossen. Der frühere Bremer überzeugt vor allem mit seiner Schnelligkeit auf dem Platz.

Die Geschichte bleibt unvergessen, auch wenn sie inzwischen schon fast drei Jahre her ist. Als Eren Dinkci am 19. Dezember 2020 für Werder Bremen in der Bundesliga debütierte, benötigte er nur Sekunden für seinen ersten Treffer: In der 90. Minute gegen Mainz 05 erst eingewechselt, köpfte er als Joker die Bremer kurz darauf mit seinem ersten Ballkontakt zum 1:0-Auswärtssieg.
Ein Traum-Einstand für den damals 19-Jährigen.

"Ein sehr zurückhaltentener, angenehmer Junge", beschrieb der damalige Werder-Coach Florian Kohfeldt das Bremer Talent, das sich in den Jahren danach aber trotz 46 Einsätzen in der Bundesliga und 2. Liga nicht nachhaltig an der Weser durchsetzen konnte. Weshalb Eren Dinkci im Sommer zwecks Spielpraxis und Weiterentwicklung zum 1. FC Heidenheim verliehen wurde.

Schon fünf Bundesligatore für den 1.FC Heidenheim

Als eher zurückhaltend, aber für jeden Spaß zu haben, wird Eren Dinkci auch von seinen neuen Mitspielern beim FCH beschrieben. "Ein ruhiger Typ", sagt Verteidiger Oumar Traore, "auf dem Spielfeld ist das aber anders, da ist er da und fokussiert".

Sehr fokussiert sogar, denn erstaunlich schnell entwickelte sich Eren Dinkci beim Bundesliga-Neuling zum Leistungsträger und aktuellen Top-Torschützen. "Das war ein richtiger Zeitpunkt, auch mal etwas Neues zu sehen", bilanziert Dinkci im Gespräch mit SWR Sport seine ersten vier Monate seit dem Wechsel ins Heidenheimer Brenztal, "nicht nur was die sportliche Entwicklung angeht, sondern auch das selbständige Leben. Ich fühle mich hier sehr wertgeschätzt und das sieht man auch".

Bei Werder Bremen Stürmer, in Heidenheim auf der Außenbahn

Bereits in der Sommervorbereitung überzeugte die 21-jährige Bremer Leihgabe mit flottem Umschaltspiel und ordentlichem Zug zum Tor. Statt wie bisher in Bremen in der Spitze, sieht ihn Heidenheims Coach Frank Schmidt eher auf den offensiven Außenbahnen. "Ich finde das gut über Außen", sagt Eren Dinkci, "man hat viele Ballkontakte und kommt in viele Eins-gegen-Eins-Aktionen".

Mit Saisonbeginn startete Dinkci auf der neuen Position beim FCH dann gleichmal richtig durch: Fünf Bundesligatreffer stehen bislang schon zu Buche, dazu auch mehrere Torvorbereitungen, wie zuletzt beim 2:4 beim FC Bayern München. "Er ist sehr effektiv, er hat schon fünf Tore und ist an vielen gefährlichen Offensivaktionen beteiligt", freut sich auch Coach Schmidt über die Entwicklung seines Neuzugangs aus dem hohen Norden. Dazu kommt, so der Trainer, "dass er auch viel laufen kann und damit die Mannschaft in der Densive immer wieder unterstützt. Das macht ihn für uns so wertvoll".

Eren Dinkci ist aktuell mit der schnellste Bundesligaspieler

Und Achtung, hier droht Blitzergefahr! Eren Dinkci läuft nicht nur viel, sondern auch am schnellsten von allen. Mit seinem Top-Speed von 35,97 Kilometern in der Stunde ist der Offensivspieler gemeinsam mit Bayerns Davies, Stuttgarts Silas und Union Berlins Becker aktuell der Bundesliga-Spitzenreiter in Sachen Geschwindigkeit.

Gefordert und gefördert wurde Eren Dinkci von klein auf von seinem Vater Safat: "Er ist fußballverrückt durch und durch, mein Opa war genauso. Das hat sich dann auch auf mich übertragen. Ich wollte immer nur Fußbälle."

Erst relativ spät, mit knapp 18 Jahren, gelang Eren dann der Sprung vom kleinen Bremer Stadtteilkub SC Borgfeld zum großen SV Werder, wo er sich über die U19 und die zweite Mannschaft für das Profiteam empfehlen konnte. Noch heute hält er engen Kontakt zu seinen alten Kumpels aus der Bremer Heimat, mit denen er "tagtäglich telefoniert".

Deutschland oder Türkei?

Längst fühlt sich der Herzens-Bremer und "Fachländer" Eren Dinkci auch am Rande der hügeligen Ostalb richtig wohl: "Hier ist alles anders, hier gibt`s ein paar Berge mehr", lacht er, "mir gefällt`s sehr gut, vor allem wurde ich von der Mannschaft super aufgenommen".

Interessant: International spielte Eren Dinkci, dessen Eltern aus der Türkei stammen, zunächst für die U19 der Türkei, dann für die U20 von Deutschland. Und künftig? "Entschieden ist noch nichts", beschreibt der Torjäger seinen inneren Zwiespalt in Sachen Nationaltrikot, "daheim jedenfalls sprechen wir nur türkisch. Bislang aber hat sich auch noch kein Nationaltrainer bei mir gemeldet".

Spielt Eren Dinkci nächste Saison wieder in Bremen?

Stellt sich die Frage nach der Zukunft von Dinkci nach der Saison, wenn der Leihvertrag ausläuft: "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht", sagt er selbst, "klar, ich bin in Bremen aufgewachsen, Werder ist mein Herzensverein. Momentan aber bin ich mit dem Kopf voll in Heidenheim".

Eine deutliche Aussage kommt dagegen von der Weser Richtung Brenztal. "Aktuell liefert er eine gute Performance ab. Und wir freuen uns, dass er nächstes Jahr dann wieder hier ist", sagt Werder-Lizenzspielerleiter Clemens Fritz kurz und bündig. Ganz Fußball-Heidenheim aber hätte bestimmt nichts dagegen, wenn Torjäger und Laufwunder Eren Dinkci noch viel länger als bis zum nächsten Sommer im Brenztal dem Ball hinterhersprinten würde.