Alexander Nübel wechselt auf Leibasis für ein Jahr vom FC Bayern zum VfB Stuttgart

Fußball | Meinung Die Leihe von Alexander Nübel zum VfB Stuttgart hat drei Gewinner

Stand: 25.07.2023 14:36 Uhr

Der VfB Stuttgart hat Torhüter Alexander Nübel für eine Saison vom FC Bayern München ausgeliehen. Die Verantwortlichen der Schwaben haben damit eine Lösung gefunden, die sofort greift und langfristige Optionen lässt, findet SWR-Sportredakteur Johann Schicklinski.

Nach Wochen des Suchens nach einer neuen Nummer eins ist der VfB Stuttgart fündig geworden - und das ausgerechnet beim FC Bayern München. Alexander Nübel wechselt auf Leihbasis für eine Saison in die baden-württembergische Landeshauptstadt. Es soll keine Kaufoption für die Schwaben geben. Deshalb ist der Transfer des 26-Jährigen für mich eine Sofort-, aber keine Zukunftslösung.

Alle drei Parteien profitieren

Trotzdem finde ich, dass die Leihe Nübels ein starker Deal ist - und zwar für alle drei beteiligten Parteien. Eine "Win-Win-Win-Situation" sozusagen.

Der VfB Stuttgart bekommt einen Keeper mit viel Erfahrung und einer über die Jahre gewachsenen Ausstrahlung. Nübel hat bereits mehrere Saisons in der Bundesliga gespielt, war beim FC Schalke 04 sogar zwischenzeitlich Kapitän, kam in der Champions League zum Einsatz und konnte zuletzt zwei Jahre lang als Stammkeeper der AS Monaco Auslandserfahrung sammeln. Im Vergleich zu Florian Müller und Fabian Bredlow, die vergangene Saison den Kasten der Schwaben hüteten, in meinen Augen ein klares Upgrade.

Bayern München bekommt einen Keeper von der Payroll

Auch der FC Bayern profitiert. Beim deutschen Rekordmeister stehen mit dem aktuell verletzten Manuel Neuer, Yann Sommer (der auch auf dem Absprung ist) und Sven Ulreich noch drei gestandene Torhüter unter Vertrag. Durch den Nübel-Abgang hat der FCB einen Keeper von der Payroll und kassiert dem Vernehmen nach eine knapp siebenstellige Leihgebühr. Zudem kann Nübel sich in Stuttgart wieder für höhere Aufgaben empfehlen.

Bringt Nübel seine Karriere wieder in Schwung?

Zuletzt ist der Wechsel auch für Nübel eine gute Chance, die eigene Karriere wieder etwas in Schwung zu bringen. Einst galt der 26-Jährige beim FC Schalke 04 als Hochbegabter. Er verdrängte mit 22 Jahren den damaligen Stammkeeper Ralf Fährmann auf die Bank. Relativ schnell lockten dann die Bayern - wo Nübel aber seine Grenzen aufgezeigt bekam. An Stammkeeper Neuer gab es kein Vorbeikommen, frustriert ließ sich Nübel nach Monaco ausleihen. Dort sammelte er zwar viel Erfahrung - national wie international - aber er war zumindest von der Blickfläche der Fußballfans in Deutschland etwas verschwunden. Das wird beim VfB Stuttgart anders sein, denn die Schwaben sind ein absoluter Traditionsklub mit einem riesigen Fan-Reservoir und entsprechendem öffentlichen Interesse.

Nübel kehrt damit sozusagen auf den Präsentierteller zurück. Er kann zeigen, was er kann - und wenn er überzeugt, stehen ihm viele Türen offen. Dann dürften auch wieder Topklubs anklopfen - was als ein großes Ziel für den als sehr ehrgeizig geltenden Torwart gilt.

Oder aber Nübel und der VfB sind ein absolutes "Match" - dann können sich nach Ende der kommenden Saison alle Partien zusammensetzen und über eine feste Verpflichtung des Keepers sprechen. Falls Nübel nicht überzeugt, bleibt es ohnehin bei dem Gastspiel für ein Jahr.

Dennis Seimen ist beim VfB der Mann der Zukunft

Mit der einjährigen Leihe wäre beim VfB Stuttgart zudem Eigengewächs Dennis Seimen nicht der Weg verbaut. Der 17-Jährige, der aktuell die Vorbereitung mit den Profis bestreitet, gilt als Top-Talent und langfristige Nummer eins. Einen Fehler wie 2010 bei Bernd Leno, der an Bayer Leverkusen abgegeben wurde und dann dort eine internationale Karriere startete, soll unbedingt vermieden werden.

Seimen soll beim VfB der Torhüter der Zukunft sein, in der nächsten Saison aber lernen und Spielpraxis bei der U23 der Stuttgarter sammeln. Auch unter diesen Gesichtspunkten ist die Leihe von Alexander Nübel für ein Jahr eine gute Lösung. Ein Deal, bei dem alle drei Parteien gewinnen.