Dardai gibt Tabakovic Anweisungen (Imago / Jan Huebner)

Hertha vor Pokal-Viertelfinale Einfach nur weiterkommen

Stand: 30.01.2024 07:31 Uhr

Nach emotionalen Wochen steht das vorläufige Saison-Highlight an: Das Pokal-Viertelfinale gegen Kaiserslautern im vollen Olympiastadion. Doch von einem Spektakel ist nicht auszugehen.

Pal Dardai fehlte bei der Pressekonferenz vor dem Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern wegen eines grippalen Effekts. Hertha-Spordirektor Benny Weber gab aber Entwarnung: "Pal wird am Mittwoch dabei sein. Das ist heute ehrlicherweise eine Vorsichtsmaßnahme. Er wird sicherlich morgen schon wieder auf dem Trainingsplatz stehen."
 
Am Ende wird die Mannschaft jede Hilfe von außen gebrauchen können. "Wir erwarten nicht viel von diesem Spiel", sagte Co-Trainer Tamas Bodog, "nur eine Sache: Dass wir weiterkommen."

Fünf Fakten zum Spiel:

  • Alle 74.000 Karten für das Spiel sind vergriffen. Damit ist es das erste ausverkaufte Spiel von Hertha BSC im Olympiastadion in dieser Saison
  • Das erste Duell beider Teams in der Liga hat Hertha im Dezember in Kaiserslautern mit 2:1 gewonnen. Florian Niederlechner kam mit seinem Fallrückzieher sogar in die Wahl zum Tor des Monats
  • Herthas Weg ins Viertelfinale: 5:0 bei Carl Zeiss Jena, 3:0 zuhause gegen Mainz und dann ein 8:6 im Elfmeterschießen gegen den Hamburger SV
  • Kaiserslautern setzte sich in der ersten Runde bei RW Koblenz mit 5:0 durch, anschließend folgten Siege gegen Köln (3:2) und Nürnberg (2:0)
  • Das Spiel ist das Einzige in der Viertelfinal-Runde, das nicht im Free-TV gezeigt wird. In voller Länge können Sie das Spiel im rbb24 Inforadio und auch auf rbb24.de hören.
Hertha-Trainer Pal Dardai ist nach der Niederlage in Wiesbaden enttäuscht (imago images/Eibner)
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Das 1:3 von Hertha BSC bei Wehen Wiesbaden hat offenbart, dass die Berliner trotz ihrer individuellen Klasse weiterhin große Probleme haben. Probleme, die in dieser Saison wohl nicht mehr gelöst werden können. Von Marc Schwitzkymehr

Das bewegt Hertha

Das Jahr ist am Mittwoch noch keinen Monat alt und schon hat Hertha das komplette psychologische Wechselbad erlebt. Nach dem Schock und der kollektiven Trauer um den Tod von Kay Bernstein soll zwei Wochen später das vorläufige emotionale Highlight der Saison zelebriert werden: Das erste Pokal-Viertelfinale seit acht Jahren. Im in dieser Saison zum ersten Mal ausverkauften Olympiastadion. Eigentlich ist alles angerichtet. Doch ist die Mannschaft bereit?
 
Das Problem: Herthas Auftritt bei der 3:1-Niederlage in Wiesbaden war teils erschreckend. Besonders die desolate Abwehrleistung und Konter-Anfälligkeit scheint Dardai aus dem System seiner Mannen nicht rauszubekommen. Immer wieder sind es individuelle Fehler, die Herthas teils gefälliges Offensivspiel torpedieren. Am Sonntag gab es eine längere Ansprache des Trainer-Teams an die Mannschaft.
 
Dabei hatte es zuvor seit zehn Pflichtspielen keine Niederlage mehr gegeben. War Wiesbaden nur ein Ausrutscher?

Der Gegner-Check

Die vergangenen Wochen waren auch bei Kaiserlautern turbulent. Nur haben sie einen vorläufig anderen Ausgang. Vor dem vergangenen Spieltag verlor der FCK sieben Liga-Spiele in Folge. Trainer Dirk Schuster wurde zwischenzeitlich von Dimitrios Grammozis beerbt. Der gewann zwar das Pokalspiel gegen Nürnberg, verlor in der Liga aber alle drei Spiele.
 
Besonders ungemütlich wurde es für Grammozis vor dem Schalke-Spiel. Zunächst erklärte die bei den Fans beliebte FCK-Legende Miroslav Klose in einem Interview, dass er gerne der Nachfolger von Dirk Schuster geworden wäre. Dann wurde über Whatsapp eine Nachricht verbreitet, in der davon zu lesen war, dass es angeblich eine Revolte gegen den Trainer in der Mannschaft geben würde. Grammozis sprach von Rufmord. Geschäftsführer Thomas Hengen sah sich gezwungen, die Falschmeldungen zu dementieren.
 
Und wie reagierte die Mannschaft? Mit einer 4:1-Demütigung für Grammozis' Ex-Verein Schalke 04. Drei Winterzugänge (Ronstadt, Kaloc und Puchacz) standen in der Startformation. Joker und Darmstadt-Leihe Stojilkovic köpfte zum 3:0 ein. Kapitän und Offensivmotor Marlon Ritter nahm Schalkes Schaltzentrale Paul Seguin in Manndeckung und die Luft zum atmen. So spielt keine Mannschaft, die ihrem Trainer nicht mehr folgt.

So könnte Hertha spielen

Vieles dreht sich dieser Tage um die Rückkehr der blau-weißen Lebensversicherung Fabian Reese. Er wird dabei sein. Wenn auch nur als Option von der Bank. "Fabi wird die nötige Hilfe für die Mannschaft geben", sagt Co-Trainer Bodog. "Wenn nur für fünf Minuten, dann halt nur für fünf Minuten. Wenn für eine halbe Stunde, dann für eine halbe Stunde. Aber er wird den Unterschied zwischen diesen beiden Mannschaften ausmachen." Wenn laut Trainerstab fünf Minuten reichen, um das Spiel zu entscheiden, dann lässt das tief blicken, wie wichtig Reese für Hertha ist.
 
Ein Leistungsträger soll auch der in der Liga gesperrte Florian Niederlechner sein. Der 33-Jährige hatte vor seiner Rotsperre in fünf Spielen sechs Tore erzielt. Er wird wohl wieder für Aymen Barkok in die Mannschaft rücken. Barkok zeigte gegen Wiesbaden gute Ansätze und könnte perspektivisch in dieser Saison auf der Zehn richtig Spaß machen. Gegen Wiesbaden versuchte es Dardai mit Zeefuik auf der Außenbahn, was überhaupt nicht funktionierte. Für ihn kam Marten Winkler zur Halbzeit in die Mannschaft. Der 21-Jährige könnte auch gegen Lautern starten.

Herthas mögliche Startelf

Ernst - Kenny, Leistner, Kempf, Karbownik - Bouchalakis, M. Dardai - Winkler, Niederlechner, Scherhant - Tabakovic

Die Prognose

Obwohl das bis dato wichtigste Spiel der Saison ansteht, wird es wohl kein Spektakel wie gegen den HSV geben. Dafür hat die Alte Dame derzeit nicht die offensive Firepower. Dardai wird der Mannschaft eintrichtern, zunächst defensiv stabil zu stehen. Wenn es bis zu 83. Minute 0:0 steht, dann wird Reeses Einwechslung den Unterschied machen.
 
Das tippt der rbb|24-Autor: Hertha siegt knapp in der Verlängerung mit 2:1.

Sendung: rbb24, 29.01.2024, 13:00 Uhr