Renars Uscins (r.) im Länderspiel gegen Algerien

Qualifikationsturnier Olympia rückt näher: Handballer mit Auftaktsieg gegen Algerien

Stand: 14.03.2024 21:52 Uhr

Die deutschen Handballer sind am Donnerstag in Hannover zwar mit einem 41:29 (16:13) gegen Algerien in das Olympia-Qualifikationsturnier gestartet. Doch gegen den krassen Außenseiter blieb das Team von Trainer Alfred Gislason lange Zeit weit hinter den Erwartungen zurück.

Von Christian Görtzen

Eines stand sofort nach dem Schlusspfiff fest: Will die DHB-Auswahl das Ticket für die Olympischen Spiele in Paris (26. Juli bis 11. August) lösen, wird sie sich in ihren weiteren beiden Partien der Vierergruppe erheblich steigern müssen. Am Samstag (14.20 Uhr) geht es an gleicher Stätte gegen Kroatien, am Sonntag (14.10 Uhr, live im Ersten) dann gegen Österreich. Nur die zwei besten Teams lösen das Ticket für das olympische Turnier in Frankreich. Und nur im Fall der Qualifikation verlängert sich Gislasons Vertrag bis 2027. Am Abend gewann Kroatien mit 35:29 (16:16) gegen Österreich.

Hannoveraner Uscins zum "Man of the Match" gekürt

"Als wir uns am Ende gesteigert haben und einen deutlichen Sieg einfahren konnten, haben wir es dann auch genossen", sagte Rückraumspieler Renars Uscins. Der Linkshänder von der TSV Hannover-Burgdorf war am Donnerstagabend in der mit 10.099 Zuschauern ausverkauften Arena mit zehn Toren der beste Werfer für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB). Zudem wurde er zum "Man of the Match" gekürt.

Kapitän Golla: "Zum Glück geschafft, den Hebel umzulegen"

"Es war super-schön. Das ist die Heim-Arena, hier spielt man mit den 'Recken'. Und dass man dann mit der Nationalmannschaft hier auflaufen kann und dann auch einen guten Tag erwischt - das ist wirklich etwas sehr Besonderes", sagte Uscins.

Auch Gislason attestierte dem U21-Weltmeister ein "sehr gutes Spiel". Gegen die Kroaten müsse man "natürlich jetzt stabiler spielen. Wir dürfen nicht so viel verwerfen", sagte der Isländer, der am im zweiten Spiel an der Seitenlinie auf einen Landsmann trifft. Der frühere Bundestrainer Dagur Sigurdsson trainiert seit Ende Februar die Kroaten, gegen die Deutschland im Januar bei der EM den sportlich unbedeutenden Hauptrunden-Abschluss mit 24:30 verloren hatte.

Veränderungen im DHB-Kader gegenüber der EM

Gislason hatte im Vergleich zur Heim-EM im Januar einige personelle Änderungen vorgenommen. So stand Spielmacher Marian Michalczik von der TSV Hannover-Burgdorf nach ausgestandener Verletzung wieder im Aufgebot. Anders als Philipp Weber, der zuletzt beim SC Magdeburg nicht mehr allzu viele Spielanteile bekam.

Auch Franz Semper vom SC DHfK Leipzig feiert sein Comeback im DHB-Dress, er ersetzte Routinier Kai Häfner im rechten Rückraum. Kreisläufer Justus Fischer von der TSV Hannover-Burgdorf musste wegen eines Daumenbruchs passen, auch Martin Hanne (Rückenverletzung), sein Teamkollege im Verein, musste auf die Länderspiele in bekannter Umgebung verzichten.

Deutschland vor der Pause von der Rolle

Nach zehn Minuten hatte schon alles danach ausgesehen, also sollte gegen den WM-Vorletzten von 2023 alles seinen Gang nehmen. Das DHB-Team führte mit 9:5 - Lokalmatador Uscins hatte mit seinem dritten Treffer dafür gesorgt. Da sich auch in der Folgezeit die 6-0-Deckung der DHB-Auswahl als recht erwies, den einen oder anderen Ball abfing oder Torhüter Andreas Wolff mit starken Paraden zur Stelle war, wuchs der Vorsprung bis auf sieben Tore (13:6/17. und 16:9/25.) an. Doch dann war es auf einmal wie abgeschnitten.

Dem Gislason-Team kam die Konsequenz im Angriff abhanden, und die Nordafrikaner nutzten die Lücken in der deutschen Abwehr aus, um in den Schlussminuten der ersten Hälfte Treffer um Treffer heranzukommen. Vor allem ein Spieler in der algerischen Mannschaft tat sich dabei hervor: Messaoud Berkous steuerte drei Tore zum 4:0-Lauf bei. Deutschland führte somit nach der Hälfte der Spielzeit plötzlich nur noch mit drei Toren Unterschied, mit 16:13, und das entsprach so gar nicht den eigenen Erwartungen.

Nach klarer Ansage von Gislason: Deutschland setzt sich ab

"Es war zur Halbzeit knapper, als wir uns das gewünscht haben" sagte Kapitän Johannes Golla von der SG Flensburg-Handewitt: "Nach der Pause konnten wir nach einer klaren Ansprache in der Kabine von Alfred den Schalter umlegen." Allerdings nicht sofort. Zunächst schmolz der Vorsprung bis auf zwei Tore, ehe die DHB-Auswahl dann endlich ein, zwei Gänge höher schaltete.

Deutschland - Algerien 41:29 (16:13)

Deutschland: Späth, Wolff - Uscins 10, Golla 7, Köster 5, Mertens 4, Semper 3, Zerbe 3/1, Dahmke 2, Kastening 2, Knorr 2, Heymann 1, Lichtlein 1, Steinert 1, Kohlbacher, Michalczik
Algerien: Ghedbane, Zemouchi - Ayoub 8, Berkous 6, Nori Selim 4, Blida 2, Hadj Sadok 2, Khermouche 2, Hichem 1, Kaabeche 1, Rayane 1, Saker 1, Zennadi 1, Hacene-Djaballah, Hani Abderrafik, Meddahi
Schiedsrichter: Julian Lopez Grillo (Argentinien)/Sebastián Lenci (Argentinien)
Zuschauer: 10.099
Strafminuten: 4 / 6

Immer wieder kam Uscins im rechten Rückraum durch. Mit seinem neunten Treffer sorgte er in der 49. Minute für das 30:21. Die Partie war damit vorzeitig entschieden. Zwar kämpften die Nordafrikaner auch in den Schlussminuten aufopferungsvoll, doch es war auch zu sehen, dass ihnen auch etwas die Kräfte ausgingen. Bei den Deutschen ging der Blick schnell voraus. "Wir haben gegen Österreich und Kroatien Punkte gelassen bei der EM. Das wollen wir besser machen und dann am Sonntag sagen können, dass wir nach Paris zu den Olympischen Spielen fahren", sagte Uscins.