Hamburgs Zoran Ilic im Vorbereitungsspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf.

NDR-Sport HSV Hamburg setzt in neuer Saison auf Eichhörnchen-Strategie

Stand: 24.08.2023 07:52 Uhr

In der vergangenen Saison verpasste Handball-Bundesligist HSV Hamburg knapp die European League. Doch das Thema Europapokal stellt sich nicht für Trainer Torsten Jansen. Sein Team soll einfach nur klug und demütig Punkte sammeln. Gelingt das schon heute bei der SG Flensburg-Handewitt?

Von Jan Kirschner

Ein goldener Pokal wanderte durch die Hände der Spieler - der HSV Hamburg hatte etwas gewonnen. Keinen großen Titel, aber immerhin das letzte Turnier der Vorbereitung. Nach insgesamt 80 Minuten gegen Gastgeber THW Kiel und den polnischen Vizemeister Wisla Plock hatten die Handballer von der Elbe überraschend die Nase vorne.

Die Generalprobe war geglückt, Euphorie wollte Jansen aber gar nicht erst aufkommen lassen. "Das ist sicherlich gut für das Selbstvertrauen", sagte der 46-Jährige. "Aber es waren beides auch nur Zwei-Drittel-Spiele über 40 Minuten – das wissen wir richtig einzuordnen."

HSVH-Trainer Jansen will nicht von "großen Zielen" sprechen

Große Töne, die zum Angriff blasen auf einen Platz im Europapokal, sind von ihm nicht zu hören. Die wären eigentlich naheliegend. Denn im Frühling hatten die Hamburger bis zum letzten Spieltag die Chance, auf den sechsten Platz zu springen. Als Siebter mussten sie letztlich der TSV Hannover-Burgdorf den Vortritt lassen und verpassten die Teilnahme an der European League haarscharf.

Jansen kommt es aber gar nicht in den Sinn, die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb als Saisonziel auszugeben. "Wir werden keine Prognosen abgeben", betonte er. "Es gab in der Vergangenheit schon genug Mannschaften, die von großen Zielen gesprochen hatten, aber dann unten drinsteckten. Wir sollten so klug und demütig sein, jedes Spiel voll anzunehmen und wie ein Eichhörnchen die Punkte zu sammeln, um gar nicht erst nach unten abzurutschen."

Kapitän Weller: Entwickung ist das Ziel

So wird das offenbar auch unter den Spielern gesehen. "Wir gehören gewiss noch nicht zu den etablierten Teams", sagte Niklas Weller. Der Kreisläufer ist der Kapitän, er wirkte komplett am Neuaufbau nach der Insolvenz im Januar 2016 mit. Auch ihm rutschen keine "europäischen" Ziele über die Lippen. "Die Tabelle der Bundesliga ist immer so eng, da ist es nicht sinnvoll, von exakten Plätzen zu sprechen", so der 30-Jährige. "Wir legen mehr Wert darauf, den nächsten Schritt in unserer sportlichen Entwicklung zu machen."

HSVH holt kroatisches und ungarisches Talent

Das soll weitgehend mit der bewährten Truppe geschehen. Lediglich die beiden Halbpositionen im Rückraum erhielten einen internationalen Anstrich, der aber auch die Devise "Perspektive" beinhaltet. Rechtshänder Tomislav Severec reifte beim RK Nexe und stand im Januar im erweiterten kroatischen Aufgebot für die Weltmeisterschaft. Bei eben jener mischte Zoran Ilic bereits aktiv mit. Der ungarische Linkshänder gehört mit seinen 21 Jahren zu den großen Talenten des europäischen Handballs, fehlte zuletzt allerdings krankheitsbedingt.

Die beiden Neuzugänge scheinen aber zumindest vorerst nicht der ersten Sieben anzugehören. "Sie müssen die Hinrunde nutzen, um sich in das Team zu integrieren", erklärte Jansen.

Hamburg mit erfahrenstem Torwart-Duo der Liga

Über die Abwehr wollen die HSV-Ballwerfer an Sicherheit gewinnen. Sie verfügen mit dem 40 Jahre alten Johannes Bitter und dem vier Jahre jüngeren Jens Vortmann über das erfahrenste Torwart-Duo. Allerdings: In der Vorbereitung lief nicht alles rund. Beim Heide-Cup in Schneverdingen blieben die Hamburger sieglos, beim Zweitliga-Aufsteiger TuS Vinnhorst mühten sie sich zu einem knappen Sieg.

Linkshänder Jacob Lassen kehrte nach einem Schlüsselbeinbruch erst vor zwei Wochen in den Kader zurück. Auch Rückraum-Alternative Dominik Axmann verpasste große Teile der Testphase. Zuletzt fehlten neben Ilic auch Rückraum-Ass Dani Baijens und Bundesliga-Torschützenkönig Casper Ulrich Mortensen.

Schwerer Auftakt in Flensburg

Umso überraschender der Turniererfolg von Kiel. "Hoffentlich bestätigt sich nicht das Sprichwort der misslungenen Generalprobe", flachste Niklas Weller. "Denn dann wird es ja nichts mit einer guten Premiere." Die erfolgt für den HSV Hamburg heute um 19 Uhr bei der SG Flensburg-Handewitt.

Interessant: Vor zwölf Monaten gab es gegen die Schleswig-Holsteiner eine knappe 30:31-Auftaktniederlage – zu Hause. Weller: "Letztes Jahr haben wir die Flensburger geärgert, auswärts ist uns das noch nicht gelungen." Das wäre dann sicherlich ein Schritt in der sportlichen Weiterentwicklung.

Dieses Thema im Programm:
NDR 2 Sport | 24.08.2023 | 23:03 Uhr