Felix Wiedwald im Trikot von Werder Bremen (Foto aus dem Jahr 2017)

NDR-Sport Felix Wiedwald - der Elfmeterheld, der aus dem Nichts kam

Stand: 15.08.2023 17:59 Uhr

Der frühere Bundesliga-Torwart Felix Wiedwald hat knapp ein Jahr nach dem Ende seiner Profikarriere ein überraschendes Comeback gefeiert - allerdings nur im Amateurfußball. Der Ex-Keeper von Werder Bremen half beim Bezirksligisten WSC Frisia Wilhelmshaven aus und ließ dabei die Schützen von Gegner SV Atlas Delmenhorst II verzweifeln.

Von Hanno Bode

Dominik Entelmann ist so etwas wie eine lebende Legende beim SV Atlas. Bereits seit 2013 schnürt der Angreifer seine Fußballschuhe für den Club aus dem Oldenburger Land. Weit über 100 Treffer in beinahe 200 Partien hat der "ewige Entelmann", wie sie ihn an der Düsternortstraße rufen, in dieser Zeit für die erste und zweite Mannschaft erzielt. Am vergangenen Sonntag im Duell des Reserveteams von Atlas mit Frisia wäre beinahe eine weitere "Bude" dazugekommen. Exakt elf Meter trennten den 40-Jährigen kurz vor der Halbzeit von einem Torerfolg.

Nach einem Handspiel eines Wilhelmshaveners im eigenen Strafraum hatte Schiedsrichter Tammo Siemoneit auf Strafstoß entschieden. Entelmann schnappte sich den Ball, lief an, schickte das Spielgerät flach ins das von ihm aus gesehen linke untere Eck und war kurz danach ziemlich frustriert. Denn nicht nur, dass sein Versuch nicht zum 1:1-Ausgleich führte. Gäste-Torhüter Wiedwald hatte den allerdings auch nicht sonderlich platziert geschossenen Penalty auch noch festgehalten - die Höchststrafe für den Schützen!

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Zwei gehaltene Elfmeter und drei Siege binnen 24 Stunden

Nach dem verschossenen Elfmeter lief bei den Hausherren nicht mehr viel zusammen. Am Ende kassierte das Team von Trainer Elias Schröder eine empfindliche 0:4-Niederlage gegen den neuen Spitzenreiter und seinen prominenten Torwart. Für Wiedwald endete damit ein perfektes Fußball-Wochenende. Denn am Vortag hatte der 33-Jährige noch das Gehäuse von Werders Traditionsmannschaft bei einem Blitzturnier in Wilhelmshaven gehütet. Zweimal traten die Bremer dort gegen die Altstars von Borussia Dortmund an und gewannen mit 5:0 und 3:1.

Im zweiten Duell mit dem BVB parierte Wiedwald dabei einen Strafstoß des früheren deutschen Nationalspielers David Odonkor. Die beeindruckende Wochenend-Bilanz des aus Thedinghausen (Niedersachsen) stammenden Ballfängers lautete also: drei Siege und zwei parierte Elfmeter.

Weitere Einsätze für Wilhelmshaven nicht geplant

Der Ausflug in den Amateurfußball soll für den Keeper, der für Werder und Eintracht Frankfurt 73 Bundesliga-Spiele bestritt und zudem unter anderem in England und den Niederlanden seinen Lebensunterhalt verdiente, allerdings nach Frisia-Angaben eine Ausnahme gewesen sein. Weitere Einsätze des Ex-Profis für den Bezirksligisten seien zwar nicht ausgeschlossen, kämen jedoch nur in Betracht, wenn im Tor des Teams "eine ähnliche Notsituation" wie am vergangenen Wochenende entstehen würde. Dort hatten die etatmäßige Nummer eins Sascha Theil (gesundheitliche Gründe) sowie dessen Vertreter Deik Oetjen (private Gründe) nicht zur Verfügung gestanden.

Felix Wiedwald im Trikot von Eintracht Frankfurt (Foto aus dem Jahr 2019)

Wiedwald, hier im Trikot von Eintracht Frankfurt, bestritt 73 Bundesliga- und 62 Zweitliga-Partien.

Ex-Werder-Talent Franziskus sorgte für Wiedwald-Comeback

Also ließ Daniel Franziskus, Trainer und Sportlicher Leiter des WSC in Personalunion, seine Beziehungen spielen und überredete Wiedwald zu einem Einsatz für den Amateurclub. "Felix und ich kennen und schätzen uns seit sehr langer Zeit. Als ich ihm erzählt habe, dass bei uns im Tor kurzfristig Not am Mann ist, hat er sich sofort entschieden, uns auszuhelfen. Darüber sind wir sehr glücklich und auch ein bisschen stolz, denn ein Ex-Bundesliga-Kicker bei unserer Elf mit dem F hat es noch nicht gegeben", wird Franziskus auf der Website des Clubs zitiert.

Ex-Bundesliga-Keeper nun Trainee bei Werder

Dert 32-Jährige hat wie Wiedwald eine Werder-Vergangenheit. Er wurde beim Bremer Bundesligisten ausgebildet und spielte bis zur U18 für die Grün-Weißen, bevor er zum VfB Oldenburg wechselte. Während Franziskus Werder aktuell nur aus der Ferne beobachtet, steht Wiedwald bei den Hanseaten seit Anfang Februar wieder in Lohn und Brot - allerdings nicht als Torwart. Der 33-Jährige absolviert ein zweijähriges Traineeprogramm und durchläuft dabei mehrere Abteilungen des Vereins. Teil der Ausbildung ist auch eine Ausbildung zum Bürokaufmann.

Von Montag bis Freitag geht der einstige Erstliga-Schlussmann nun einer ganz normalen Arbeit nach. Und an den Wochenenden stehen dann Einsätze für Werder Traditionsmannschaft auf dem Programm. Am kommenden Sonnabend geht es für die Bremer "Oldies" gegen den SC Schwarz Weiss Bakum.

Sollte Wiedwald anschließend noch Lust auf ein weiteres Spiel haben und bei Frisia erneut Not am Mann sein, könnte er am Tag darauf erneut für den Bezirksligisten auflaufen: Die Wilhelmshavener treten am Sonntag bei Schlusslicht TuS Heidkrug an.