Der ThSV Eisenach gewinnt das Heimspiel gegen die Rhein-Neckar-Lowen

Handball-Bundesliga "Wahnsinn" in der "Hölle" - ThSV Eisenach weiter eine Heimmacht

Stand: 10.10.2023 10:04 Uhr

Der ThSV Eisenach ist endgültig in der Bundesliga angekommen. Mit den Rhein Neckar Löwen wurde nun erstmals einer der Großen der Liga besiegt. Was macht die Heimstärke des Aufsteigers aus?

Erst die Sensation, dann die Tradition. Als der Coup des ThSV Eisenach am späten Montagabend perfekt war, als der Bundesliga-Aufsteiger den Pokalsieger und zweifachen deutschen Meister Rhein Neckar Löwen besiegt hatte, lagen sich die mehr als 3.000 Fans mit den Spielern in den Armen und sangen. "Diesen Weg auf den Höhen bin ich oft gegangen, Vöglein sangen Lieder". Das "Rennsteiglied". Die heimliche Nationalhymne Thüringens, die in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle immer dann gesungen wird, wenn der ThSV einen Erfolg feiert.

Coup gegen die RN Löwen: ThSV Eisenach bleibt zuhause eine Macht

Coach Kaufmann: "Es ist der Irrsinn"

Und das war in den bisherigen vier Heimspielen der Eisenacher Bundesliga-Premierensaison schon überraschend oft. Der Aufsteiger ist zuhause noch ungeschlagen. Der 29:26-(13:13)-Erfolg von Montag (09.10.2023) gegen die Löwen ist der bisherige Höhepunkt der Bundesliga-Reise der Thüringer. Oder, wie es ThSV-Trainer Misha Kaufmann sagt: "Es trifft es am besten, wenn man das Wort Wahnsinn benutzt".

Großen Anteil am "Wahnsinn" hatten wieder einmal die Fans in der heimischen "Aßmann-Hölle". Das weiß Rückraumspieler Alexander Saul: "Wir waren schon immer eine Macht mit den Fans im Rücken. Was die hier jedes Mal leisten, ist der Wahnsinn." Das weiß auch Kaufmann: "Schau Dir diese Halle an. Es ist der Irrsinn, was in dieser Halle an Stimmung und an Emotionen läuft."

Der ThSV Eisenach gewinnt das Heimspiel gegen die Rhein-Neckar-Lowen

Jubel bei Alexander Saul (li.) und Marko Grgic (re.).

Löwe Groetzki: "Das ist unangenehm"

Die Fans, die offensive Abwehr, starke Torhüter und eine Steigerung im Angriff – das dürften die vier Faktoren für den dritten Saisonsieg des Aufsteigers gewesen sein. "Wenn man nur 26 Tore kriegt gegen die Rhein Neckar Löwen, macht man nicht viel falsch", erklärte Kaufmann. Mannheims Nationalspieler und "Löwe" Patrick Groetzki analysierte nach dem Spiel zerknirscht: "Wir scheitern zu oft, wir verwerfen zu viele Bälle, auch Siebenmeter, verwerfen zweimal aufs leere Tor."

Kaufmanns Taktik, den Gegner mit einer hoch stehenden und aggressiven Abwehr unter Druck zu setzen, ging einmal mehr auf. "Unsere Abwehr geht in die Psyche der Spieler. Man sieht an der Entscheidungsfindung der Löwen, dass sie anfangen, Bälle wegzuschmeißen", erklärte Kaufmann. Und Groetzki gestand ein: "Das ist unangenehm."

ThSV-Torhüter entschärfen elf Bälle

Ausdruck der starken ThSV-Abwehr war auch, dass Nationalspieler Juri Knorr nur ein Tor erzielte. Und wenn die Löwen einmal durchkamen, machten die Torhüter Matija Spikic und Mateusz Kornecki einen starken Job. Von 44 Versuchen trafen die Löwen nur 26 Mal. Elf Torwürfe entschärften die ThSV-Keeper, Spikic glänzte dabei mit einer starken Bilanz von 37 Prozent gehaltener Bälle.

Saul: "Das zeichnet uns momentan aus"

In der ersten Hälfte lagen die Löwen nur einmal kurz vor der Pause vorn. Nach dem Wechsel drehte die Eisenach auf und dominierte mit einer Torwurf-Effizienz von 76 Prozent (vs. 62 Prozent bei den Löwen) auch die Offensive. "Wir haben sehr konzentriert im Angriff gespielt", sagte Saul nach dem Spiel. "Das zeichnet uns momentan auch aus, dass wir sehr diszipliniert auf unsere Chancen warten und diese auch sehr gut reinmachen." Saul selbst hatte dabei einen großen Anteil am ThSV-Sieg, mit sieben Toren bei neun Wurfversuchen war er bester Werfer der Partie.

Führt "dieser Weg auf den Höhen" zum ersten Auswärtspunkt?

"Dieser Weg auf den Höhen" der Handball-Bundesliga hat den ThSV mittlerweile auf einen starken zehnten Platz geführt. Kann die Eisenacher Heimmacht nun auch auswärts den ersten Punkt feiern? Am Freitag ist das Kaufmann-Team in Gummersbach gefordert. Ein Zähler beim Tabellen-Fünften wäre die nächste große Überraschung. Mit dem Selbstbewusstsein des Sieges von Montag stehen die Chancen vielleicht gar nicht schlecht, dass die ThSV-Fans auch einmal auswärts das "Rennsteiglied" anstimmen.

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Dirk Hofmeister