Lukas Dauser jubelt über seine zweiten Platz.

Weltmeister am Barren Lukas Dauser - Psychologie, Glücks-Unterhose und Flitterwochen

Stand: 10.10.2023 15:11 Uhr

Dieser Erfolg war historisch: Mit Lukas Dauser wurde erstmals seit 1985 wieder ein Deutscher Weltmeister am Barren. Wie tickt der Champion? Wir haben ihn und seinen Trainer in seiner Turnhalle in Halle/Saale getroffen.

Gut zwei Tage ist er her – dieser Moment, als sich Lukas Dauser die oberste Stufe des Turn-Olymps erklomm. Der 30-Jährige krönte sich am Sonntag (08.10.2023) im belgischen Antwerpen zum Weltmeister am Barren. Den kleinen Empfang am Dienstag (10.10.2023) am Olympiastützpunkt seiner Wahlheimat Halle/Saale erlebte der frisch gekürte Champion immer noch "voll unter Adrenalin", wie er am MDR-Mikrofon sagt.

WM-Held Lukas Dauser: "Ich bin noch voll unter Adrenalin"

Dauser: "Das ist die Krönung"

"Auf jeden Fall ist das die Krönung. Absolut", ordnet der Olympia-Zweite von Tokio 2021 die Goldmedaille aber schon im ganz oberen Regal ein. "Das hätte ich mir nicht besser erträumen können", so der gebürtige Bayer, der seit 2020 in Halle trainiert und bei der WM seinen größten Traum erfüllen konnte: "Mein Ziel war immer, die deutsche Hymne zu hören bei einem großen Wettkampf. Das habe ich geschafft. Das ist unglaublich schön."

Mit EM-Silber konnte Dauser bereits 2017 einen ersten internationalen Achtungserfolg landen. Die wichtigen Medaillen kamen aber erst nach seinem Wechsel an die Saale: Neben Olympia-Silber 2021 auch WM-Silber 2022 und nun sogar WM-Gold. Ein Vater des Erfolgs ist dabei Trainer Hubert "Hubi" Brylok. "Er ist menschlich genau der Trainer, den ich brauche. Er sieht nicht nur den Athleten, sondern auch das Drumherum", beschreibt Dauser.

Lukas Dauser jubelt

Dauser: "Ziel war immer, die deutsche Hymne zu hören"

Trainer Brylok: Viel Erfahrung und wenig Druck

Mit großer Turn-Erfahrung und etwas Sportpsychologie hat Brylok seinen Schützling perfekt auf die WM in Antwerpen eingestellt. "Ich versuche, den Druck komplett aus der Mannschaft zu nehmen", verrät der 63-Jährige: "Ich sage, ey Leute, das ist auch nur ein Wettkampf. Konzentriert euch auf die technischen Details. Auf alles andere haben wir ohnehin keinen Einfluss." Eine Ansprache, die nicht nur bei Dauser sondern auch bei seinen Hallenser Trainingskollegen Nils Dunkel und Nick Klessing wirkt. Dunkel wurde WM-Siebter, Klessing schaffte bei seiner WM-Premiere zusammen mit Dauser und Dunkel gleich die Olympia-Qualifikation.

Olympia-Quali sichert finanzielle Unterstützung

Von der Olympia-Quali der deutschen Turn-Männer und dem WM-Gold für Dauser erhofft sich Brylok nun auch Sicherheit für die weitere Arbeit am Olympiastützpunkt. "Das bedeutet, dass wir die finanzielle Unterstützung für den nächsten Olympiazyklus mehr oder weniger sicher haben. Das ist Gold wert."

Weltmeister-Trainer Brylok über den Wert von Dausers WM-Titel

Paris 2024: Showdown Dauser vs. Jingyuan?

Dauser, der nach langer Verletzungspause wegen eines Muskelfaserrisses die WM fast verpasst hätte und erst kurz vor dem Saisonhöhepunkt wieder fit wurde, greift 2024 in Paris nach Olympia-Gold. Vor drei Jahren in Tokio schnappte dem Deutschen noch Zou Jingyuan den Sieg weg. Der chinesische Olympiasieger fehlte bei der WM, weil er lieber bei den Asienspielen an den Start ging.

In Paris könnte es zum Showdown zwischen Olympiasieger und Weltmeister kommen. Daran glaubt Brylok, wenn Dauser seine WM-Leistung wiederholen kann. Denn: "Diese Übung war aus meiner Sicht perfekt", sagt der Coach und erklärt: "Das ist nicht irgendeine Übung. Die ist gespickt mit Höchstschwierigkeiten. Er hat sich von Mal zu Mal ein bisschen gesteigert. Die war wirklich das absolute Finale."

Unterhose: Mit Aberglauben am Barren

In Paris 2024 dabei sein wird sicher auch ein spezieller Talisman. Die Dausersche Glücks-Unterhose. Der Modellathlet turnt seit einigen Jahren mit derselben Unterwäsche: "Das ist mein Aberglaube", so Dauser. "Ich habe seit drei, vier Jahren immer die gleiche Unterhose zu Wettkämpfen an. Das ist mein Glücksbringer. Ich habe dann immer 'Rei in der Tube' dabei, wenn wir lange unterwegs sind. Die wird dann zwischendurch gewaschen."

Und Dauser hoffentlich auch bis Olympia erhalten bleiben wird. Bis dahin sind es aber noch zehn Monate. Für Brylok und Dauser steht nun erst einmal Erholung von der WM im Vordergrund. "Ich bin ein bisschen müde", sagt Brylok. "In den letzten vier Wochen war ich nur 1,5 Tage zu Hause. Das schlaucht." Dauser freut sich auf "ein bisschen Schokolade, Süßigkeiten, Eis" und sagt: "Es ist schön, wenn ich auch mal auf der Couch liege."

Im Dezember endlich in die Flitterwochen

Die große Entspannung kommt aber erst im Dezember, bis dahin will Dauser noch in der Bundesliga und im Weltcup seine Form halten. Im Dezember steht dann aber eine große Reise auf die Malediven an. Als nachträgliche Hochzeitsreise. Dauser hatte im Sommer geheiratet, u.a. wegen der WM aber nicht verreisen können. Nun kann er in der Südsee beides feiern: den privaten und den sportlichen Höhepunkt.

Dirk Hofmeister