ARCHIV - 20.02.2022, China, Peking: Olympia, Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele 2022, im Vogelnest-Nationalstadion. Die Flagge des Russischen Olympischen Komitees weht im Stadion. Die IOC-Spitze will darüber entscheiden, ob russische Sportler in Paris an der Eröffnungsfeier teilnehmen dürfen. (zu dpa: «IOC entscheidet: Olympia-Eröffnung mit Russlands Sportlern?») Foto: Michael Kappeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

BR24 Sport Paris 2024: Zäher Kampf gegen Teilnahme russischer Athleten

Stand: 22.04.2024 10:30 Uhr

Seit mehr als zwei Jahren führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Während weiterhin Bomben auf die Ukraine fallen, sollen russische Sportler bei den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen dürfen. Ein Ukrainer in Berchtesgaden wehrt sich dagegen.

Von Sina-Felicitas Wende

Wenn in weniger als 100 Tagen die Olympischen Sommerspiele in Paris beginnen, werden auch Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus mit dabei sein. Aber nur unter neutraler Flagge und nur, wenn sie den Krieg in der Ukraine nicht unterstützen und keine Verbindungen zum Militär haben. Eine Kommission des Internationen Olympischen Komitees (IOC) soll das garantieren. Doch zu den Kriterien für politisch korrekte Olympia-Teilnehmer gibt es immer noch viele Fragen und Kritik - vor allem aus der Ukraine.

Vladyslav Heraskevych: "Wir haben Belege"

Einer, der scharfe Kritik am IOC übt, ist Vladyslav Heraskevych. Der ukrainische Skeletoni - mittlerweile in Berchtesgaden zuhause und Freund von Rodel-Olympiasieger Felix Loch - versteht nicht, dass russische Sportler an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen dürfen - wenn sie doch klar für den Krieg seien und damit das Leben vieler Ukrainer auf dem Gewissen hätten: "Diese Entscheidung kostet Menschenleben. Ich glaube nicht wirklich an die Neutralität von russischen Athleten. Denn 99 Prozent von ihnen gehören der Armee an und unterstützen den Krieg. Wir haben Belege dafür und haben die ans IOC geschickt. Doch es scheint, als ob das fürs IOC nichts zählt."

Der ukrainischen Sport-Dachverband und das ukrainische Sportministerium haben eine Arbeitsgruppe gebildet, um Informationen über russische Athleten zu sammeln. Heraskevych ist dort Mitglied und erklärt, wie das läuft: "Wenn wir wissen, dass ein Athlet für die Olympischen Spiele qualifiziert wurde, sammeln wir alles über ihn oder sie. Und wenn wir etwas Konkretes herausfinden, senden wir das an das IOC. Wir senden diese Information zweimal in der Woche."

IOC-Prüfkommission lässt Transparenz vermissen

Die Entscheidung, ob russische und belarussische Sportler wirklich an den Spielen teilnehmen dürfen, trifft eine Prüfkommission des IOC. Sie besteht aus IOC-Vizepräsidentin Nicole Hoevertsz, dem früheren Basketballprofi Pau Gasol als Vertreter der Ethikkommisson und dem Tischtennisspieler Ryu Seung-min als Athletenvertreter. In einem mehrstufigen Verfahren prüfen sie, ob die betreffenden Sportler wirklich keine Verbindung zu Armee und Sicherheitsorganen haben. Wer aktiv den Krieg unterstützt, wird disqualifiziert.

Doch eine klare Definition dafür, gibt es nicht. Das kritisiert Heraskevych: "Ich verstehe nicht, warum es nicht einfach transparent sein sollte. Es ist das IOC. Es geht doch um den olympischen Geist, um Freundschaft, Frieden und Gemeinschaft. Warum ist es nicht transparent."

Beispiel: Abdul Rashid Sadulajew. Der zweifache Olympiasieger im Ringen darf nicht in Paris teilnehmen, entschied das IOC. Er sei unter anderem Mitglied bei Dynamo Moskau - ein Verein mit enger Verbindung zu russischen Geheimdiensten. Und: Es habe neue Erkenntnisse über ihn gegeben. Welche genau, wurde nicht gesagt.

Hoffen auf erfolgreiche ukrainische Sportler

Das IOC rechnet im Moment mit knapp 40 russischen Sportlern, die sich für Olympia qualifizieren könnten. Bei den vergangenen Spielen in Tokio waren es noch über 300. "So werden die Olympischen Spiele keine Veranstaltung von Frieden, Freundschaft und Gemeinschaft, sondern sie werden zu einer weiteren Propaganda-Freakshow. Es ist sehr traurig, dass das IOC nichts dagegen unternimmt. Es sollte Athleten anderer Länder schützen, denn sie werden einfach so Teil von etwas, wo sie gar nicht dazugehören wollen."

Vladyslav Heraskevych wird weiter kämpfen - gegen den Krieg und seine Unterstützer - und für den Sport. Denn durch die Zerstörung können sich ukrainische Athleten in ihrer Heimat nicht auf die Spiele in Paris vorbereiten. "Ich hoffe, dass die Ukraine dort stark sein wird und wir tolle Ergebnisse erzielen. Und ich hoffe sehr, dass es ein tolles Event wird und wir die sportliche Werte repräsentieren können."

Auch während der Spiele will er mit der ukrainische Arbeitsgemeinschaft weiter Belege sammeln und Kriegsunterstützern das sportliche Handwerk legen.

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Quelle: Blickpunkt Sport 21.04.2024 - 21:45 Uhr