Melanie Leupolz hat gut lachen

Frauen-Nationalmannschaft Mama Melanie Leupolz will mit Baby zur WM

Stand: 05.07.2023 20:08 Uhr

Die Geschichte von Melanie Leupolz ist eine besondere. Die ehemalige Bayern-Spielerin will mit ihrem neun Monate alten Baby zur Frauen-WM und beweisen, dass sich das Dasein als Nationalspielerin und Mutter nicht ausschließen.

Von BR24Sport

Sie ist das großes Thema am Mittwoch im Trainingslager der deutschen Frauen-Nationalmannschaft im fränkischen Herzogenaurach: Melanie Leupolz kämpft um ihren Platz im WM-Kader von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Von 28 nominierten Spielerinnen schaffen es nur 23 zur Endrunde nach Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August - Live in der ARD).

Doch was ist das Besondere? Die Antwort dafür findet sich nicht auf, sondern neben dem Platz. Leupolz ist Mutter eines neun Monate alten Sohnes. Die Allgäuerin ist die einzige Mutter in der DFB-Auswahl, überhaupt ist sie erst die dritte deutsche Spielerin in der Geschichte, die mit Kind wieder Teil des Nationalteams wird.

WM-Trainingslager mit Kind: "Es ist wunderschön"

"Es ist wunderschön, dass ich den Kleinen auch mit hierher nehmen kann, dass ich beides vereinbaren kann", sagte Leupolz am Mittwoch im Interview mit BR24. Für die Mittelfeldspielerin des FC Chelsea ist dies keine Selbstverständlichkeit. Sie freut sich, "dass ich um einen Platz im Kader der Nationalmannschaft kämpfen darf."

Dass ihr Kind dabei kein Hindernis ist, hat Leupolz bereits in der abgelaufenen Saison eindrucksvoll unter Beweis gestellt. „Meine Trainerin bei Chelsea hat schon sehr früh auf mich gesetzt. Ich war nach dreieinhalb Monaten wieder im Mannschaftstraining und hab in der Champions League gegen Barcelona und Lyon auf höchstem Niveau gespielt."

Nach ihrem schnellen Comeback erkämpfte sich Leupolz ihren Stammplatz bei den Blues zurück und absolvierte 15 Partien in der Rückrunde. Bei allen vier Einsätze in der Königsklasse stand die 29-Jährige dabei in der Startelf.

"Kinder bringen eine gewisse Leichtigkeit mit, weil sie sich keine Gedanken machen", beschreibt Leupolz ihren Alltag als Profisportlerin und Mutter: "Egal wie das Training oder das Spiel gelaufen ist, man schaut ihnen in die Augen und es fällt so eine gewisse Last von einem ab."

Leupolz fordert "Umdenken von Vereinen"

Nach ihrer Schwangerschaftspause habe die Ex-Bayern-Spielerin von Chelsea-Coach Emma Hayes "direkt das Vertrauen bekommen“, sodass sie schnell zu alter Stärke finden konnte. Leupolz' Erfolgsgeschichte wäre in der Vergangenheit unter Umständen so nicht zustande gekommen.

"Spielerinnen mussten sich bislang eigentlich immer zwischen Kinderkriegen oder Fußball entscheiden", sagte Leupolz im April der Sports Illustrated und forderte "ein Umdenken" von den Profi-Klubs: "Es einheitliche Regelungen geben."

Martina Voss-Tecklenburg als Verbündete

Wie schwer es frischgebackene Mütter vor noch nicht allzu langer Zeit im Profifußball hatten, berichtete Bundestrainerin Voss-Tecklenburg vor Mitte Mai in der ARD-Doku "Mehr als nur Fußball". "Ich bin schwanger geworden, als wir schon in der Trennung waren. Und ich wusste, ich bin alleine", sagte Voss-Tecklenburg. Die damals 25-Jährige war die erste Nationalspielerin, die während ihrer aktiven Laufbahn ein Kind zur Welt brachte.

Martina-Voss Tecklenburg gibt Richtung vor

Dass sich die Zeiten geändert haben, zeigte Wolfsburgs Torhüterin Almuth Schult bei der EM 2021, als sie als zweite Torhüterin im Kader stand. Leupolz verpasste das Großevent in England aufgrund ihrer Schwangerschaft. Umso größer ist ihr Hunger, nun bei der WM auf der anderen Seite der Welt dabei zu sein - mit Kind selbstverständlich.

"Ich hoffe, dass der Kleine auch eine Bereicherung für die Mannschaft ist", sagte Leupolz am Mittwoch. Nach dem letzten Testspiel am Freitag (20.30 Uhr) gegen Sambia in Fürth fällt die Entscheidung, ob das DFB-Team mit 23 Spielerinnen und einem kleinen menschlichen Maskottchen nach Australien und Neuseeland reist.

Quelle: BR24 05.07.2023 - 18:30 Uhr