Kyle Walker mit der Champions-League-Medaille im Mund

BR24 Sport Kyle Walker: FC Bayern auf der Suche nach der Sieg-Garantie

Stand: 20.07.2023 16:50 Uhr

Mit Kyle Walker will der FC Bayern einen Rechtsverteidiger holen, der einiges an Erfahrung vorzuweisen hat. Damit passt er voll und ganz in die Transferplanung des FC Bayern - und zeigt, warum Hasan Salihamidzic entlassen wurde.

Von Raphael Weiss

Der FC Bayern treibt seinen Kaderumbau weiter voran. Mit Kyle Walker steht nun laut übereinstimmenden Medienberichten der nächste Neuzugang bereit. Walker soll laut "Sky" seinen aktuellen Arbeitgeber Manchester City von seinem Wunsch informiert haben, zum FC Bayern zu wechseln. City - gegen die der FC Bayern am 26. Juli in Tokio ein Testspiel bestreitet - wollte Walker zwar halten, doch hat ebenso Bereitschaft signalisiert, dem Wunsch des verdienten Spielers nicht im Weg stehen zu wollen. Für den 33-Jährigen wäre es der letzte große Vertrag der Karriere, das letzte große Abenteuer, nachdem er mit dem Champions-League-Sieg in diesem Jahr mit Manchester City alles erreicht hat.

Für den FC Bayern wäre es ein Transfer, der komplett in die diesjährige Strategie passen würde - die auch ein Gegensteuern zu den Jahren der Transferpolitik von Hasan Salihamidzic ist. Unter dem entlassenen Sportvorstand hieß das gefragteste Profil von Transferzielen: Schnell, entwicklungsfähig, spektakulär und jung. Freilich holte der FC Bayern auch unter Salihamidzic gestandene Spieler, doch zu Königstransfers zählten immer Spieler, die ihre besten Jahre noch vor sich hatten.

FC Bayern und die Suche nach der Garantie

Ob Matthijs De Ligt, Dayot Upamecano, Leroy Sané oder Lucas Hernández - unter Salihamidzic gaben die Münchner immer am meisten Geld für Spieler aus, deren beste Jahre noch in der Zukunft lagen. Auch das könnte zu der Unwucht geführt haben, der den aktuellen Trainer Thomas Tuchel dazu gebracht hat, zu erklären, dass es in seinem Team an psychischer Stabilität, Persönlichkeiten und Aggressivität mangele.

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Nun, das kann man derzeit bestens verfolgen, sucht der FC Bayern jetzt einen anderen Spielertypus: Erfahren, zuverlässig, routiniert. Raphael Guerrerio, 29 Jahre alt, gehört zweifelsohne in diese Kategorie. Auch Konrad Laimer, 26, kommt mit sechs Jahren Bundesliga-Erfahrung an die Isar. Min-jae Kim, 26, ist zwar auf europäischer Ebene recht unerfahren, doch kommt der Innenverteidiger mit der Aura eines Grandseigneur und wird immer mit der Haupteigenschaft "zuverlässig" beschrieben. Und besonders Harry Kane ist die Verkörperung dieser neuen Strategie: Zuverlässig, konstant, ein gestandener Profi, der schon alles miterlebt hat - und ganz nebenbei zu den besten Stürmern der Welt zählt. Sollte Kane und nun auch Walker kommen, wäre das durchschnittliche Alter der diesjährigen Neuverpflichtungen bei 29 Jahren.

FC Bayern ist im "Win now"-Modus

Klar ist: Der FC Bayern wünscht sich mehr Professionalität, mehr Erfahrung und Spieler, die vorangehen, ihre Meinung sagen. Und will somit auch Reibung innerhalb der Kabine erzeugen. Diese hat man im aktuellen Kader, in dem viele Spieler das gleiche charakterliche Profil haben, vermisst. Zu oft hat stumme Einigkeit geherrscht, ein Zustand, den Tuchel und die Bayern-Verantwortlichen gerne ändern würden.

Auch Walker passt in diese Strategie, dessen logisches Ziel nur der Sieg der Champions League sein kann. "Win now" nennt man in der US-Amerikanischen Basketballliga NBA den Modus, in den Sportfunktionäre verfallen, sobald sie bei der Personalplanung nur die kommende Saison im Blick haben. Denn, das verdeutlich sich bei Walker wie kaum bei einem anderen der aktuellen Transfers - die Kehrseite dieser Strategie ist, dass eine langfristige Kaderplanung so nicht unbedingt möglich ist.

Kane und Co - Alles auf eine Karte

Walker ist Champions-League-Sieger, Vize-Weltmeister, vierfacher Premier-League-Sieger und hat schon 13 Profisaisons in Englands höchster Spielklasse in den Beinen. Doch das bedeutet neben der vielen Erfahrung eben auch, dass er genau dort wohl nur noch die Kraft für maximal zwei Jahre auf dem höchsten Niveau hat. Auch bei Guerreiro und Kane grüßt das Karriereende schon am fernen Horizont. Sollten für Walker nun tatsächlich Benjamin Pavard (27) und Noussair Mazraoui (25) den Verein verlassen, würde man diesen Fokus auf die Kurzfrist-Ziele auf die Spitze treiben. Sollte dafür in den kommenden Jahren ein internationaler Titel herausspringen, würde der Plan also voll aufgehen.

Doch das Problem ist: Fußballer, egal wie erfahren, erfolgreich und zuverlässig sie sind, sie kommen eben nicht mit einer Garantie. Sollte es also mit der "Win now"-Strategie nicht klappen, wäre das Transferfenster um Kane und Co eine Fehlinvestition. Denn in diesem Falle würde ein erneuter teurer Wiederaufbau der Mannschaft finanziert werden - ohne dass aus den Verpflichtungen von heute ein in ein paar Jahren signifikanter finanzieller Gegenwert erzielt werden könnte. Denn - zumindest das ist der Vorteil der Salihamidzic-Strategie - nun können einige Spieler auch wieder gewinnbringend veräußert werden.

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Quelle: BR24Sport im Radio 20.07.2023 - 13:54 Uhr