BR24 Sport FC Bayern: Wie sieht die Zukunft zwischen den Pfosten aus?

Stand: 16.05.2023 12:50 Uhr

Manuel Neuer, Yann Sommer, Alexander Nübel, Sven Ulreich, oder ein ganz anderer? Der FC Bayern hat in der kommenden Saison ein Überangebot an Torhütern. Doch wer wird die Nummer eins? Verantwortliche und Trainer scheinen einen Favoriten zu haben.

Von Raphael Weiss

Manuel Neuer war am vergangenen Donnerstag zum ersten Mal wieder an der Säbener Straße und flog über den Trainingsplatz. Zwar nicht ganz wie zu alten Zeiten - deutlich verhaltener, noch etwas vorsichtig - doch was Neuer da zeigte, versetzte Bayerntrainer Thomas Tuchel schon in Glückszustände: "Ich muss mich bremsen, um nicht euphorisch zu werden. Das ist nicht angebracht nach der Schwere der Verletzung und der Länge der Ausfallzeit", sagte Tuchel am Freitag. "Aber es ist natürlich eine sensationelle Nachricht und top zu sehen, wie Manu arbeitet und sich schrittweise belohnt und zurück auf dem Platz ist."

Es war der Auftakt für eine Lobeshymne, die er in Richtung Neuer losschickte. Arbeitseinstellung, Stimmung, Motivation - all das sei bei Neuer herausragend und der 37-Jährige dadurch ein "absolutes Vorbild". Bei solch einem Überschwang fällt es schwer zu glauben, dass Tuchel für die neue Saison mit irgendjemand anderem zwischen den Pfosten plant, als mit Neuer.

Kompliziertes Beziehungskonstrukt in München

Und damit ist er ganz auf Linie mit seinen Chefs. Auch die Führungsriege soll derzeit nach übereinstimmenden Medienberichten davon überzeugt sein, dass die langjährige Nummer eins auch in der kommenden Saison der Stammtorwart beim FC Bayern sein soll, sobald die Unterschenkelfraktur ausgestanden ist.

Die Missstimmungen aus dem Winter, als Neuer bei einem Skiunfall sich das Bein brach und seinen Verein unter Zugzwang brachte, als dieser dann nicht nur einen Ersatz, sondern einen möglichen Konkurrenten verpflichtete und Neuer-Kumpel und Torwarttrainer Toni Tapalovic herauswarf, als Neuer dann in einem Interview seine Vorgesetzten kritisierte und dadurch - zumindest kurzzeitig - die Kapitänsbinde verlor: Alles Schnee von gestern.

Auch wenn der Frühling in München noch auf sich warten lässt: Manuel Neuer und der FC Bayern haben sich neu verliebt. Der Abstand hat beiden scheinbar gut getan. Und so passt es auch ganz gut, dass Gerüchte aufkommen, Tapalovic könnte seinen Weg zurück an die Säbener Straße finden. Was dabei derzeit ein wenig in Vergessenheit gerät: An dieser Liebesbeziehung sind nicht nur zwei Seiten beteiligt. Es ist nicht einmal eine Dreiecks-, keine Vierecks-, sondern aktuell eine Fünfecks-Beziehung.

Sommer-Abschied im Sommer?

Die aktuelle, oder besser vorläufige Nummer eins Yann Sommer dürfte sich derzeit nicht allzu begehrt fühlen. Bei den Gefühlen die da aktuell durch die Luft schwirren, gerät er zunehmend in Vergessenheit. Noch im Winter hatte er gesagt, er sei sich bewusst, dass auf ihn ein Konkurrenzkampf zukommen würde und der bessere im Tor stehen solle. Doch dieser Kampf scheint aktuell schon entschieden zu sein, bevor er überhaupt begonnen hat.

Und so scheint der wahrscheinlichste Schritt für Sommer, der sich wohl nicht unbedingt mit der Rolle des Ersatzmannes zufrieden geben wird, den Verein nach nur einem halben Jahr zu verlassen. Manchester United ist seit einiger Zeit interessiert. Es gäbe auch die Option "Pokal-Torwart", doch Neuer hat schon in der Vergangenheit mehrfach zu verstehen gegeben, dass er diesem Konzept nur wenig abgewinnen kann.

Alexander Nübel: Die Zeichen stehen auf Abschied

Das bringt auch Alexander Nübel in eine relativ eindeutige Situation. Der 26-Jährige Torwart hatte seinerseits mit einem viel beachteten Interview im ZDF das Ende von Tapalovic eingeläutet, hatte sich aber auch nicht gerade bereit gezeigt, seinen Leihverein Monaco im Winter vorzeitig zu verlassen um dem FC Bayern während des Neuer-Ausfalls zu helfen.

Zudem hatte Nübel wiederholt ausgeschlossen, beim FC Bayern zu spielen, sollte Neuer noch an der Säbener herumfliegen. So ist auch für ihn die wahrscheinlichste Lösung: München erneut verlassen, diesmal per festem Transfer. Eventuell behält der FC Bayern eine Rückkaufoption, wenn die Beziehung dieser beiden Parteien mittlerweile nicht vollends erkaltet ist.

Neuer Anlauf mit dem Duo Ulreich/Neuer?

Sven Ulreich wird wohl auch im kommenden Jahr den Bankplatz in der Allianz Arena sein zu Hause nennen. Zumindest, wenn es nach ihm geht. Denn die Sommer-Verpflichtung hat auch gezeigt: In Ulreich sehen die Münchner einen verlässlichen Rückhalt. Und will man im steigenden Alter nach dieser schweren Verletzung tatsächlich auf dieses Duo setzen und somit auch Ulreich die Verantwortung bei einem erneuten Neuer Ausfall geben? So könnte tatsächlich doch ein Sommer-Verbleib weiter angedacht bleiben, oder ein weiterer Torhüter verpflichtet werden. Bart Verbruggen (20) vom RSC Anderlecht soll von den Münchnern bereits beobachtet worden sein.

Das einzig unumstößliche scheint derzeit zu sein: Manuel Neuer wird in die kommende Saison als Nummer eins beim FC Bayern gehen. Alles dahinter scheint verhandelbar zu sein. Was bei so viel Vertrauen in Neuer allerdings wieder einmal hinten angestellt wird: Die langfristige Zukunft im Tor des FC Bayern ist alles anderes als geklärt. Und ein Karriereende von Neuer rückt mit jedem Spieltag ein wenig näher.

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Quelle: Heute im Stadion 20.05.2023 - 15:15 Uhr