FC-Bayern-Vorstandschef Jan-Christian Dreesen in Blickpunkt Sport

Fünfjährige Partnerschaft FC Bayern: Vorstandschef Dreesen rechtfertigt Ruanda-Engagement

Stand: 30.10.2023 08:22 Uhr

Der FC Bayern und Ruanda haben sich vor wenigen Monaten auf eine fünfjährige Partnerschaft verständigt. Seitdem schlägt den Münchnern viel Kritik entgegen. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen rechtfertigte nun das Engagement.

Von Bernd R. Eberwein

Das ostafrikanische Land Ruanda steht regelmäßig in der Kritik. Diktatorisch geführt, freie Meinungsäußerung ist laut Amnesty International stark eingeschränkt. Der FC Bayern München hat dennoch im August 2023 eine Partnerschaft mit dem Land und dessen Tourismusbehörde gestartet. Seitdem schlägt dem Klub nicht nur aus den eigenen Reihen viel Kritik entgegen.

Aufstiegschancen durch Fußball bieten

In "Blickpunkt Sport" im BR Fernsehen erläuterte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen die Gründe für das Engagement: "Wir sind mit Ruanda an zwei Stellen unterwegs. Wir wollen auf der einen Seite den Jugendfußball unterstützen, Mädchen und Jungen zum Fußball bringen, ihnen dadurch gesellschaftliche Chancen ermöglichen."

Der FC Bayern ist in Afrika nicht nur im Osten, sondern auch in anderen Ländern unterwegs. In Gambia, im Westen, unterstützt der Verein beispielsweise eine Fußballakademie, erläuterte Dreesen.

"Afrika ist ein Kontinent der Chancen"

"Insgesamt gehört Afrika bei uns in unserer internationalen Strategie mit in den Bereich der Expansion", ergänzte Dreesen: "Afrika ist ein Kontinent der Chancen. Es sind dort ganz viele Möglichkeiten, es sind fußballbegeisterte Menschen dort, ein junger Kontintent."

Auch die Suche nach möglichen Bayernspielern der Zukunft ist ein Punkt für das Engagement der Münchner: "Viele fantastische junge Spieler kommen aus Afrika. Das ist der Grund, warum wir aus sportlichem Gesichtspunkt nach Afrika gehen."

"Ruanda nicht mit Maßstäben aus Deutschland heraus messen"

Daneben gebe es aber noch einen zweiten zentralen Aspekt. Zunächst führte Dreesen aber seine Sicht auf das Land an: "Ruanda hat keinen Zugang zum Meer, Ruanda hat keine größeren Industrien, Ruanda hat bis heute an dem Genozid zu tragen, der vor fast 30 Jahren stattgefunden hat", so der Vorstandschef: "Ruanda ist aber heute eines der stabilsten Länder in Afrika. Natürlich können wir Ruanda nicht mit unseren Maßstäben aus einem Deutschland heraus messen. Wo es uns gutgeht, wo wir groß geworden sind in einer großen freien Welt, in einer freien Gesellschaft."

FC Bayern will Wohlstand und Arbeitsplätze in Ruanda fördern

"Und deswegen sagen wir, wir wollen den Wohlstand unterstützen, deswegen haben wir diese Partnerschaft 'Visit Rwanda', um den Tourismus zu unterstützen. Safari-Tourismus ist ein hochpreisiger Tourismus", erläuterte Dreesen: "Er bringt Wohlstand, er schafft Arbeitsplätze, dadurch kann Infrastruktur geschaffen werden. Und deswegen sind wir da."

Der kritische Blick: Ruanda noch nicht so weit, "wir wir uns das wünschen"

Allerdings räumte Dreesen auch indirekt ein, dass Kritik an Ruanda durchaus gerechtfertigt ist: "Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass womöglich in diesem Fall beispielsweise Dinge noch nicht so sind, wie wir uns das wünschen würden."

Gleichwohl wünschte er sich aber toleranten Umgang: "Nur - und das ist das Einzige, wofür ich plädiere: Man sollte Respekt haben, nicht nur aus einer deutschen, einer europäischen Brille alles zu beurteilen, sondern aus einem Land heraus, in dem ganz andere historische Möglichkeiten da waren. Und insofern ja: Selbstverständlich müssen wir uns an den Werten messen lassen."

Im Video: Das komplette Blickpunkt-Sport-Gespräch mit Jan-Christian Dreesen

Jan-Christian Dreesen

Quelle: Blickpunkt Sport
29.10.2023 - 21:45 Uhr