Schiedsrichter Marco Fritz überprüft eine strittige Szene in der Partie RB Leipzig gegen FC Bayern

BR24 Sport Ende der Funkstille: DFB plant VAR-Reform

Stand: 12.10.2023 13:24 Uhr

Als Konsequenz aus Pannen bei Video-Schiedsrichter-Entscheidungen in der Premier League könnten die Gespräche zwischen Schiedsrichter und Video-Assistenten künftig live ausgestrahlt werden. So soll mehr Transparenz herrschen.

Von BR24Sport

Jürgen Klopp war außer sich. Der Trainer des FC Liverpool sprach nach dem Spiel gegen Tottenham Hotspur von: "unfairsten Umstände und verrücktesten Entscheidungen", die zu der Niederlage seines Teams geführt hatten. Grund für die Aussagen war eine VAR-Panne erheblichen Ausmaßes.

In der 35. Minute hatte Liverpool-Star Mohamed Salah Teamkollegen Luis Díaz mit einem langen Pass bedient, den Díaz mustergültig verwertete. Doch der Schiedsrichter entschied auf Abseits. Der VAR checkte die Spielszene und nahm die Entscheidung nicht zurück. Eine falsche Entscheidung, die umso schlimmer wurde, weil im direkten Gegenzug Tottenham traf. Statt 1:0 für Liverpool stand es nun 0:1.

Missverständnis führt zu folgenschwerer Fehlentscheidung

Zu dem Fehler war es gekommen, weil Videoschiedsrichter und Hauptschiedsrichter Simon Hooper missverständlich miteinander kommunizierten. Aus einem später vom Schiedsrichter-Verband veröffentlichten Audio-Mitschnitt ging hervor, dass der VAR davon ausgegangen war, dass Hooper entschieden hatte, dass das Tor zählt und gab die Information : "Korrekte Entscheidung". Hooper, der auf Abseits entschieden hatte, pfiff das Spiel wieder an. Als Tottenham den Freistoß ausgeführt hatte, bemerkte der VAR seinen Fehler, wollte die Entscheidung wieder zurücknehmen, doch das ging nicht mehr. Der Ball war wieder im Spiel.

DFB plant Funkkontakt zu veröffentlichen

Auch aufgrund dieser Situation plant der DFB eine Reform des VAR. Die Schiedsrichter-Abteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) arbeitet an einem Format, bei dem die Gespräche zwischen den Schiedsrichtern und den Video-Assistenten bei strittigen Entscheidungen im Nachgang eines Spieltags veröffentlicht und erklärt werden. Die entsprechenden Planungen bestätigte der Verband dem SID. Wie genau das Format aussehen wird, ist noch offen. In England (monatlich) und Italien (wöchentlich) gibt es solche Formate seit Saisonbeginn bereits. Schon in der laufenden Saison könnte es zu dieser Umstellung kommen.

Doch auch weitere Reformen sind angedacht: So wird beim International Football Association Board (IFAB) darüber diskutiert, die Gespräche zwischen dem Schiedsrichter und seinen Video-Assistenten künftig bei TV-Übertragungen und im Stadion live auszustrahlen. Überlegungen der Regelhüter zur Aufhebung des entsprechenden Verbots bestätigte das IFAB-Mitglied Mark Bullingham, der Generaldirektor des englischen Verbandes FA. "Ich denke, dass die Live-Übertragung der Gespräche in Zukunft ein Thema bleiben wird", sagte Bullingham dem Guardian: "Die größere Transparenz würde auch die Schwierigkeit der Schiedsrichter-Aufgaben besser verdeutlichen."

Vorbild Frauen-WM: Live-Kommunikation auch im Stadion?

Der FA-Boss räumte allerdings ein, dass die Meinungen im IFAB auseinandergehen, weil "manche darin ein neues Problem für Schiedsrichter befürchten". Bullingham nannte keinen Zeitpunkt für eine IFAB-Entscheidung zu der Thematik. Nach SID-Informationen wird es nicht zeitnah dazu kommen. Dagegen könnte es schon in der laufenden Saison eine Neuerung in der Bundesliga geben.

Um die Transparenz zu erhöhen, hatte der Weltverband FIFA zuletzt bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland Entscheidungen nach Videobeweis von den jeweiligen Schiedsrichterinnen über die Stadionmikrofone erklären lassen. Diese aus der US-Football-Liga NFL bekannte Praxis war bereits bei der Klub-WM und der U20-WM der Männer getestet worden. "Den Versuch der FIFA, bei dem Schiedsrichter ihre Entscheidungen nach einer nochmaligen Überprüfung auch für die Zuschauer im Stadion erläutern, halte ich auch für einen richtigen Schritt", sagte Bullingham.

VAR-Chef Drees will "bildliche Informationen auch im Stadion"

Ähnlich sieht es die deutsche Schiedsrichter-Spitze. Sollte die FIFA dieses Vorgehen für seine Verbände freigeben, wäre der DFB grundsätzlich zur Umsetzung bereit. Allerdings sollten dann auch die entsprechenden Szenen – wie bei der Frauen-WM – gleichzeitig auf den Videoleinwänden in den Stadien zu sehen sein. Für das Zeigen der Szenen auf den Videowürfeln in den Bundesliga-Arenen plädierte Videobeweis-Chef Jochen Drees bereits vor dem Saisonstart: "Ich bin der Überzeugung, dass eine bildliche Information im Stadion dazu führen würde, dass Fans die Entscheidungen besser nachvollziehen können."

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Quelle: BR24Sport im Radio 12.10.2023 - 12:54 Uhr