Markus Ehning (l.) und Otto Becker bei der EM 2019

CHIO in Aachen Nationenpreis: Darum fehlen Deußer und Ehning

Stand: 30.06.2022 07:31 Uhr

Springreit-Bundestrainer Otto Becker verzichtet beim CHIO-Nationenpreis auf namhafte Reiter - und sorgt so für ein spannendes Team.

Der Nationenpreis beim CHIO in Aachen (heute live im WDR und im Stream ab 19.15 Uhr) ist einer der wichtigsten Teamwettbewerbe im Springreit-Sport. Da wirkt es zunächst verwunderlich, dass Bundestrainer Otto Becker auf prominente Namen verzichtet. Daniel Deußer, Vorjahressieger des Großen Preises von Aachen, fehlt genauso im Aufgebot wie Christian Ahlmann und Marcus Ehning. Letzterer steht als Ersatzreiter im Aufgebot.

Stattdessen geht Deutschland mit dieser Aufstellung ins Rennen: Christian Kukuk mit Mumbai, André Thieme mit Chakaria, Jana Wargers mit Limbridge und Janne Friederike Meyer-Zimmermann mit Messi. Für alle vier Pferde und für drei Starter wird es eine Premiere sein, sie waren bis auf Meyer-Zimmermann noch nie beim Nationenpreis von Aachen dabei.

Härtetest für die WM

Das birgt ein gewisses Risiko, ist für ARD-Reitsportkommentator Carsten Sostmeier aber einer der Gründe, warum Becker so aufgestellt hat. Bei den prominenten Etablierten wisse der Bundestrainer, woran er sei. "Er kann sich auf sie verlassen, alle drei sind sehr erfahren auch bei großen Turnieren und sie sollen sich auf den Abschluss, den Großen Preis von Aachen, konzentrieren."

Die Neulinge dagegen bekommen nun eine Bewährungsprobe. "Das Flutlicht, die Championats-Atmosphäre - das ist schon etwas ganz Spezielles. Hier in Aachen ist der Druck besonders groß", sagt Sostmeier: "Otto Becker will wissen, auf wen er setzen kann, wenn die anderen einmal ausfallen sollten."

Sostmeier: "Wer in Aachen patzt, wird nicht dabei sein"

Der Bundestrainer bezeichnete den Nationenpreis von Aachen als "Härtetest für die WM". Am Sonntag wird er voraussichtlich bekanntgeben, wer bei den Weltreiterspielen im dänischen Herning im August startet darf. "Wer jetzt in Aachen patzt, wird nicht dabei sein", prophezeit Sostmeier.

Deußer wirkte im WDR-Interview am Dienstag durchaus enttäuscht über seine Nichtnominierung. "Für mich lief die Nationenpreis-Saison nicht so, wie sie Anfang des Jahres geplant war, weil sich mein Pferd Tobago ein bisschen verletzt hatte. Daraufhin war Killer Queen sehr lange in Amerika und hatte danach ein bisschen Pause. Ich denke, dass sie hier fit gewesen wäre für den Nationenpreis. Aber Otto Becker hat sich dieses Jahr entschieden, fünf andere für das Team zu benennen."

Daniel Deußer möchte wieder auf die Siegertafel

Mittagsmagazin, 29.06.2022 13:00 Uhr

Ehning dagegen verzichtete freiwillig auf seinen Start. "Das habe ich mit Otto (Becker) so abgesprochen", sagte der Routinier. Auch er hat wohl den Großen Preis am Sonntag (Livestream ab 14.25 Uhr, live im Ersten ab 15.30 Uhr) im Blick, hofft auf seinen dritten Titel nach 2006 und 2018 .

Europameister Thieme wohl gesetzt

Eine feste Größe auch im WM-Team dürfte André Thieme sein. Auf seiner Erfolgs-Fuchsstute Chakaria hat er unter anderem 2021 den Europameistertitel geholt. Auch Janne Friederike Meyer-Zimmermann scheint in guter Form, zuletzt ritt sie beim Nationenpreis im polnischen Sopot zwei Nullrunden. Das ist umso bemerkenswerter, weil die Geburt ihres Sohnes erst sechs Monate zurückliegt.

Ihre schnelle Rückkehr in den Sattel kostete sie wegen einer umstrittenen Regel des Reiterverbandes FEI alle Weltranglistenpunkte. Meyer-Zimmermann kämpft nun mit der neu gegründeten Initiative "Equal Equest" für eine Regeländerung und "mehr Chancengerechtigkeit im Reitsport".

"Das ist keine B-Mannschaft"

Auch die 30 Jahre alte Wargers und der zwei Jahre ältere Kukuk haben in diesem Jahr gute Ergebnisse abgeliefert, sodass Sostmeier folgert: "Das deutsche Team ist in der Lage, das Länderspiel zu gewinnen. Das ist keine B-Mannschaft, sie befinden sich alle sportlich auf Augenhöhe." Sehr stark seien allerdings auch die Equipen aus der Schweiz und den USA einzuschätzen. Die Amerikaner gehen als Titelverteidiger ins Rennen.