Para Schneesport-WM "Goldhamster" Anna-Lena Forster sticht bei Para-Generalprobe heraus

Stand: 23.01.2022 17:00 Uhr

Die erste gemeinsame Para-Weltmeisterschaft im Ski Alpin, Ski Nordisch mit Langlauf und Biathlon sowie Snowboard ist Geschichte. Das deutsche Team gewann in Lillehammer fünf Goldmedaillen, allein vier davon gehen auf das Konto der Monoskifahrerin Anna-Lena Forster.

Für die 26-Jährige aus Radolfzell war es eine goldige Weltmeisterschaft in Lillehammer. Forster kehrt als vierfache Weltmeisterin zurück. Sogar fünf Titel waren möglich, doch den Sieg im Riesenslalom gab die überragende Monoskifahrerin nach einem leichtsinnigen Patzer kurz vor dem Ziel aus der Hand. Es war ein kleiner Schönheitsfehler - mehr nicht.

Forster auf Wolke sieben: "Es ist gigantisch"

Schon einen Tag nach dem Missgeschick zeigte Forster im Slalom ihre ganze Klasse und konnte ihr Glück kaum fassen: "Es ist gigantisch", jubelte die Seriensiegerin. Es waren ihre Titelkämpfe. Unschlagbar in der Abfahrt, im Super-G, in der Super-Kombination und im Slalom.

Damit reist die Dominatorin von Hafjell auch als eine der Top-Favoritinnen zu den Paralympics, die zwei Wochen nach den Olympischen Spielen am 4. März beginnen sollen. Bundestrainer Justus Wolf blieb trotz der Ausbeute demütig: "Wir müssen uns darauf einstellen, dass da drüben noch die ein oder andere Überraschung auf uns wartet", sagte er im Sportschau-Interview.

Fahrtechnisch Luft nach oben

Forster war trotz der erfolgreichen Medaillenjagd nicht rundherum zufrieden. Fahrtechnisch sah die zweimalige Paralympics-Siegerin von Pyeongchang 2018 nach dem viertem Goldlauf im Slalom Luft nach oben: "Mit meiner Performance bin ich nicht ganz so zufrieden, aber es hat gereicht", sagte sie nach der Titelverteidigung.

Rieder steuert Bronze-Medaille bei

Etwas im Schatten der erfolgreichen Anna-Lena Forster standen ihre Teamkolleginnen. So wie die erst 21-jährige Anna-Maria Rieder, die in der stehenden Konkurrenz in der Super-Kombination Bronze gewann, in ihrer Lieblingsdisziplin, dem Slalom, aber leer ausging.

Medaillenkandidatin Andrea Rothfuss war dagegen vom Pech verfolgt. Mehrfach verfehlte sie das Treppchen um einen Platz. Blech statt Bronze hieß es nach vierten Plätzen in der Abfahrt und im Super-G. In der Super-Kombination wurde die 32-jährige Rothfuß Fünfte.

Para-Ski-Nordisch: Zwei Medaillen und viel Wind

Mit zwei Medaillen fiel die Ausbeute bei den Para-Ski-Nordisch-Athleten etwas magerer aus als erwartet. "Es war klar, dass es auf diesen Strecken hier schwer wird. Sie sind nicht optimal für alle geeignet", schätzte Bundestrainer Ralf Rombach ein. Die Medaillenquote sei "insgesamt okay".

Wicker fährt mit Gold und Bronze nach Hause

Anja Wicker erfüllte mit zwei Medaillen die Erwartungen und überraschte dabei sogar mit Bronze im Langlauf über die mittlere Distanz. Eigentlich ist die "Scharfschützin" im Biathlon noch einen Tick stärker. Das zeigte sie auch im Sprint, wo sie trotz eines Schießfehlers einen hauchdünnen Vorsprung von 1,6 Sekunden vor der favorisierten Amerikanerin Oksana Masters ins Ziel rettete.

Masters war ansonsten in einer eigenen Liga unterwegs, flog förmlich über die Strecke. Nach dem Langlauf-Sprint, den Wicker als Sechste beendete, scherzte sie: "Die seh ich ja gar nicht, so schnell fliegt die vorbei."

Martin Fleig bedient: "Das war vogelwild"

Weitere Medaillen deutscher Para-Biathleten wurden vom Wind verweht. Der blies heftig und irgendwie immer, wenn die Deutschen am Schießstand lagen. Martin Fleig beschrieb das 12,5-Kilometer-Rennen als "vogelwild". Er sei angesichts des Windes machtlos gewesen, erklärte der 32-Jährige, der ohne Edelmetall blieb.

Auch die junge Leonie Walter verfehlte das Siegerpodest bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung, belohnte sich aber kurz nach ihrem 18. Geburtstag mit der erfüllten Qualifikationsnorm für die Paralympics.

Para Snowboard: Keine Medaille, aber viel Erfahrung

Das kleine deutsche Para-Snowboard-Team mit Christian Schmiedt, Matthias Keller und Manuel Ness ging bei der ersten WM leer aus. Cheftrainer André Stötzer zog dennoch "ein positives Resümee".

Es sei für alle ein großer Erfahrungsgewinn in Richtung Paralympics gewesen. "Alle Nationen außer China waren dabei, deshalb wissen wir nun besser, wo wir stehen und woran wir genau arbeiten müssen, um in Peking noch besser abliefern zu können." Einzig Schmiedt hatte jeweils die Finals erreicht, es dann aber nicht auf das Podest geschafft.