Goalballer Thomas Steiger

Parasport Deutschland erreicht WM-Viertelfinale im Goalball

Stand: 14.12.2022 14:46 Uhr

Deutscher Zwischenerfolg im Parasport: Deutschland hat bei der Goalball-WM in Portugal den Sprung ins Viertelfinale geschafft.

Die deutsche Mannschaft gewann am Mittwoch (14.12.2022) im portugiesischen Matosinhos ihr letztes Gruppenspiel gegen Algerien mit 14:6 und hat damit das Viertelfinale der Goalball-WM erreicht. Gegner dort wird am Donnerstag um 12.30 Uhr deutscher Zeit China sein.

Beliebte Sportart bei Sehbehinderten

Goalball gilt weltweit als beliebteste Ballsportart für Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit und ist seit 1976 paralympisch. "Unser Sport hat international einen sehr hohen Stellenwert, deutschlandweit inzwischen auch im Vergleich zu den letzten Jahren. Seit der deutschen Meisterschaft 2019 in Rostock ist das Ansehen von Goalball sehr gestiegen, auch medial", sagte Nationalspieler Thomas Steiger der Sportschau.

Goalballer Thomas Steiger

Goalballer Thomas Steiger

Spiel mit Klingelball

Beim Goalball stehen sich zwei Mannschaften mit je drei Spielern gegenüber. Das Ziel besteht darin, einen 1.250 Gramm schweren Ball, in dem sich drei kleine Glöckchen befinden, ins gegnerische Tor zu werfen. Anhand der Glöckchen können die Spieler Geschwindigkeit und Wurfrichtung des Balls einschätzen.

Gespielt wird zweimal zwölf Minuten, die Pause dauert drei Minuten. Goalball ist ein temporeicher Sport. Abwehr- und Angriffsaktionen wechseln sich ständig ab. Die geworfenen Bälle können bis zu 80 Stundenkilometer erreichen.

Das Spielfeld ist 9 mal 18 Meter groß und entspricht einem Volleyball-Feld. Die Tore sind 9 Meter breit und 1,30 Meter hoch. Da der Grad der Sehbehinderung bei den Akteuren unterschiedlich groß ist, tragen sie aus Gründen der Chancengleichheit lichtundurchlässige Brillen, sogenannte Dunkelbrillen.

Minimalziel bei WM schon erreicht

Mit dem bisherigen WM-Verlauf ist das deutsche Team nach sieben Gruppenspielen, bei denen es vier Siege und drei Niederlagen gab, durchaus zufrieden. "Das Viertelfinale war unser Minimalziel. Wir hatten ein, zwei Stolperer drin gegen Gegner, die natürlich knackig waren wie Brasilien, die Türkei und Japan. Die Leistung an sich war mannschaftsintern aber in Ordnung", sagt Nationalspieler Steiger der Sportschau.

Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass die Mannschaft neu formiert ist. Mit Stefan Hawranke, Felix Rogge und Reno Tiede, der nun als Co-Trainer dabei ist, gehören drei langjährige Spieler nicht mehr zum Team. "Dafür haben wir jüngere Leute hinzugeholt und einen sanften Umbruch eingeleitet, der uns besonders in der zweiten Jahreshälfte gut gelungen ist", sagte Bundestrainer Stefan Weil.

Torschützenkönig Nils Emig am Start

Weil lobt die Qualität und Variabilität in der sechsköpfigen Mannschaft mit den Paralympics-Teilnehmern Michael Dennis, Fabian Diehm, Oliver Hörauf und Steiger sowie Philipp Tauscher und Nils Emig: "Vier von den Jungs sind noch immer nicht alt, aber dafür schon sehr erfahren und gereift. Dazu haben wir mit Philipp Tauscher einen sehr defensivstarken Spieler in unseren Reihen und mit Nils Emig den Torschützenkönig der Goalball-Bundesliga."

Mit China noch eine Rechnung offen

Als Favorit auf den Titel sieht Nationalspieler Steiger die deutsche Mannschaft aber nicht. Dazu zählen für ihn Paralympics-Sieger und Weltmeister Brasilien, die Türkei, Japan - und Deutschlands Viertelfinalgegner China. Und mit den Chinesen haben die Deutschen noch ein Hühnchen zu rupfen.

"Wir haben noch eine Rechnung offen, bei den Paralympics in Tokio haben wir 3:8 gegen China verloren", sagte Steiger der Sportschau. Die Niederlage war umso bitterer, weil Deutschland unglücklich wegen des schlechtesten Torverhältnisses als Gruppenletzter schon in der Vorrunde ausschied.

Schon die Teilnahme am WM-Finale wäre für die Mannen um Bundestrainer Weil allerdings ein großer Erfolg. Die beiden Endspielteilnehmer buchen nämlich die ersten beiden Paralympics-Tickets für Paris 2024.