Russlands Eishockey-Nationaltorwart Iwan Fedotow

Dienst auf Militärbasis in der Arktis Russlands Nationaltorhüter Fedotow wehrt sich gegen Einberufung

Stand: 06.07.2022 14:39 Uhr

Russlands Eishockey-Nationaltorwart Iwan Fedotow ist auf eine Militärbasis in der Arktis strafversetzt worden - wohl um seinen Wechsel in die NHL zu verhindern. Der Keeper hat nun Einspruch gegen seine Einberufung eingelegt.

Der zwangsweise rekrutierte Eishockey-Star Fedotow hat angekündigt, gegen seine Einberufung bei Russlands Nordmeerflotte zu klagen. "Die Dokumente wurden am Freitag abgeschickt, wir warten auf die Annahme durch das Gericht und werden uns dann in Richtung Prozess bewegen", sagte Alexej Ponomarjow, der Anwalt des 25-Jährigen, am Mittwoch (06.07.2022) der staatlichen russischen Nachrichtenagentur "Ria Nowosti" zufolge.

Fedotow: Zwangsrekrutierung nach Wechsel in die NHL

Zuvor hatte die die russische Nachrichtenagentur "Tass" unter Berufung auf russische Sicherheitsorgane berichtet, dass Fedotow, Silbermedaillengewinner bei Olympia in Peking, einen Strafdienst auf der Arktis-Insel Nowaja Semlja antreten sollte. Fedotows Anwalt bestätigte "RIA Nowosti", dass der 25-Jährige nach Seweromorsk in der Nähe von Murmansk gebracht wurde. Dort befindet sich ein wichtiger Stützpunkt der russischen Nordflotte.

Am Dienstag tauchten beim Telegram-Kanal "Mash" die ersten Fotos von Fedotow in seiner neuen Einheit auf. Demnach wurde er bei der Nordmeerflotte in die Sportkompanie versetzt und soll dort das kommende Jahr beim zur Militärbasis gehörenden Klub "Avantgarde" das Tor hüten.

Fedotow spielte zuletzt beim Armeeklub ZSKA Moskau, hatte seinen auslaufenden Vertrag aber wegen eines bevorstehenden Wechsels in die US-Profiliga NHL nicht verlängern wollen. Der Torhüter war bereits 2015 von den Philadelphia Flyers gedraftet worden, im Mai unterschrieb er einen Vertrag bei dem NHL-Klub.

Nach dem Training in Sankt Petersburg festgenommen

Fedotow wurde Medienberichten zufolge am Freitagabend in St. Petersburg nach dem Training von Unbekannten festgenommen. Den Berichten zufolge soll er in eine Militäreinrichtung gebracht worden sein und später auch in ein Krankenhaus.

Am Sonntag soll Fedotow dann zum Marinestützpunkt Seweromorsk, nördlich von Murmansk, gebracht worden sein. "Voraussichtlich wird er seinen Dienst in einer der Militäreinheiten ableisten, die auf der Insel Nowaja Semlja im Nordpolarmeer liegen", wurde ein Sprecher der russischen Sicherheitsorgane in den Berichten zitiert. Nowaja Semlja ist auch als ehemaliges sowjetisches Atomtestgelände bekannt.

Strafmaßnahme wegen NHL-Engagement?

Als Spieler von ZSKA war der 25-jährige Fedotow offiziell Angehöriger der russischen Streitkräfte. "In unserem Gesetz gibt es eine Militärpflicht", wurde Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag zitiert, "daher sind jegliche emotionalen Kommentare dazu absolut unangebracht." 

Der kremlkritische russische Journalist Anton Orech vermutete jedoch, dass die Einberufung Fedotows damit zusammenhängt, dass die ZSKA-Führung verärgert über den Wechsel in die USA war. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind die Beziehungen zwischen der NHL und Russland belastet. Russische Spieler dürfen weiter in Nordamerika spielen, ihre wirtschaftlichen Kontakte nach Russland hat die Liga aber gekappt.

Russische Stars in der NHL: "Viele sind besorgt"

Die Entwicklung um Fedotow hat in der NHL bei vielen Klubs die Sorge wachsen lassen, dass ihre russischen Stars Probleme bei der Rückkehr zur neuen Saison bekommen könnten. Deshalb rieten mehrere Klubmanager, aber auch Spielerberater den russischen Eishockeyprofis, den Sommer in Nordamerika oder in der EU zu verbringen. Außerdem wurde ihnen untersagt, den Stanley Cup in ihre russische Heimat mitzunehmen. Die meisten reisten jedoch in ihre Heimat, zu ihren Familien. 

"Ich denke, viele von uns sind besorgt", sagte Todd MacLellan, General Manager der Washington Capitals. Niemand wisse, was passieren werde. Es könne sein, dass den Spielern die Ausreise verweigert werde: "Es gibt viele Fragen, aber keine Antworten."

Vor allem Spieler, die für ihre erste NHL-Saison nach Nordamerika wechseln wollen, könnten Probleme bekommen. Die Klubverantwortlichen werden sich beim NHL-Draft wohl dreimal überlegen, ob sie wirklich ein russisches Talent schon in der ersten Runde ziehen. Offiziell zugelassen sind die russischen Juniorenspieler zur alljährlichen Verteilung auf die Klubs. Darauf wies Ligaboss Gary Bettman zuletzt extra noch einmal hin.