Deutsche Triathletin Anne Haug

Triathlon auf Ibiza Haug gewinnt nach famosem Lauf - Frodeno Vierter beim Comeback

Stand: 06.05.2023 14:26 Uhr

Anne Haug hat den Triathlon auf Ibiza gewonnen, auch weil sie auf der Laufstrecke überzeugte. Der deutsche Triathlon-Star Jan Frodeno hat bei seinem Comeback das Podest nur knapp verpasst.

Anne Haug huschte schon weit vor dem diesmal blauen Teppich ein Lächeln durchs Gesicht, dann nahm sie noch schnell die Sonnenbrille ab und ergriff das Zielband: Die 40 Jahre alte Ironman-Weltmeisterin hat am Samstag (06.05.2023) eine erneute Demonstration ihrer größten Stärke beim Triathlon abgeliefert. Nach zwei Kilometern Schwimmen und 80,2 Kilometern auf dem Rad startete die Bayreutherin auf der 17,8 Kilometer langen abschließenden Laufstrecke die Aufholjagd zum Sieg bei den PTO European Open auf Ibiza.

"Ich bin wirklich happy mit meinem Rennen", sagte Haug: "Es war das erste Rennen des Jahres gegen die Besten der Welt. Ich habe immer dran geglaubt, dass ich es schaffen könnte." Nach den insgesamt 100 Kilometern und 3:38:01 Stunden lag Haug am Samstag knapp zweieinhalb Minuten vor der Australierin Ashleigh Gentle. Die lange Zeit führende dreimalige Hawaii-Zweite Lucy Charles-Barclay kam auf Platz drei.

Das Laufen ist Haugs große Stärke

Haug konnte sich einmal mehr auf ihrer außergewöhnlichen Laufqualitäten verlassen. Als 17. mit 2:44 Minuten Rückstand auf die Top-Schwimmern Charles-Barclay kam sie aus dem Wasser. Die 29 Jahre alte Britin verteidigte ihre Führung auch auf der Radstrecke. Haug, 1,64 Meter groß und etwa 51 Kilogramm leicht, überholte Charles-Barclay beim Laufen zehn Kilometer vor dem Ziel. Beide klatschten sich voller Respekt ab. Die Britin wurde auch noch von Gentle passiert.

Den Ironman 70.3 Lanzarote hatte Haug im März gewonnen, im April folgte der Sieg bei der Challenge Gran Canaria. Und nun der Erfolg auf Ibiza, für den sie eine Siegprämie von 100.000 US-Dollar kassierte: "Es geht um Beständigkeit", sagte Haug.

Nach diesem erneut starken Auftritt geht Haug nicht nur bei ihrem Heimrennen, der Challenge Roth, in diesem Jahr als Topfavoritin an den Start. Auch auf Hawaii im Oktober, wo diesmal nur der Titel für die Frauen vergeben wird, ist mit der Weltmeisterin von 2019 zu rechnen.

Frodeno beim Comeback starker Vierter

Zuvor hatte Jan Frodeno bei den Männern bereits ein überzeugendes Comeback gefeiert. Am Ende schloss er noch schnell den Reißverschluss seines schweißnassen Rennanzugs, fürs Siegerfoto auf dem Platja de ses Figueretes reichte die Leistung bei seinem Finish-Comeback nach über 600 Tagen nicht.

Der 41 Jahre alte Olympiasieger von 2008 und dreimalige Ironman-Weltmeister verpasste als Vierter auch noch das Podest - im viel beschworenen Kampf der Generationen konnte Frodeno mit den deutlich jüngeren Widersachern nicht mithalten.

"Es war ein hartes Wiederkommen", sagte er im Ziel. Er habe ordentlich gelitten, aber keine Schmerzen. "Ich bin dementsprechend froh, dass ich jetzt weitermachen kann und mich auf eine weiterhin tolle Saison vorbereiten kann, auch wenn es nicht der Traumeinstieg war", betonte Frodeno. Schon in einem Monat steht die Ironman-EM in Hamburg an.

Sieg geht an Norweger

Den Sieg über zwei Kilometer Schwimmen, 80,2 Kilometer Radfahren und 17,8 Kilometer Laufen auf Ibiza sicherte sich allerdings auch nicht der neue Superstar der Szene. Der 29 Jahre alte Olympiasieger von Tokio und Ironman-Weltmeister von St. George, Kristian Blummenfelt aus Norwegen, musste Platz eins und die 100.000 US-Dollar Prämie dem zwei Jahre jüngeren Max Neumann aus Australien überlassen. Dritter wurde der Däne Magnus Ditlev. 

Frodeno fehlten auf den Sieger der Challenge Roth im vergangenen Jahr 26 Sekunden. "Natürlich erhoffe ich mir immer mehr", sagte er, räumte aber auch ein, am Vorabend mit seinem Physio ein bisschen gefeiert zu haben, es überhaupt bis nach Ibiza geschafft zu haben. 

616 Tage war es her, dass Frodeno zuletzt ein Rennen beendet hatte. 2022 war ein Jahr zum Vergessen gewesen mit einem Teilanriss der Achillessehne, einem Radsturz und Hüftoperationen. Das Comeback Anfang April dieses Jahres musste Frodeno wegen eines Virus verschieben. "Die Kids können sich gar nicht an ein Rennen von ihm erinnern", erzählte Frodenos Frau Emma, selbst einst Triahtlon-Olympiasiegerin.  

"Den ganzen Tag Diesel-Ironman-Beine"

Erschöpft, aber schon zu Späßen mit seinen Kindern aufgelegt, musste sich der gebürtige Rheinländer im Ziel erst einmal hinsetzen und durchschnaufen. "Die Distanz war natürlich auch extrem hart, ich hatte den ganzen Tag Diesel-Ironman-Beine", sagte Frodeno, der das Rennen aggressiv wie immer angehen wollte. 

Er stieg als Zweiter aus dem Wasser, wechselte schneller als der bis dahin Führende, kam dann aber nicht in den Radschuh und wurde von einigen Rivalen wieder überholt. Blummenfelt kam rund eine Minute später aus dem Wasser. Zusammen mit Ditlev arbeitete sich der Norweger nach vorn und schloss zu der Gruppe um Frodeno auf.

An der Spitze setzte sich zunächst ein Trio mit Neumann, Frodenos Trainingspartner Kyle Smith und dem zweimaligen Olympiasieger Alistair Brownlee ab. Aus den dreien wurden alsbald vier: Ditlev schloss auf. Frodeno und auch Blummenfelt konnten oder wollten das Tempo des 25 Jahre alten Dänen nicht mitfahren. Die beiden verloren weitere Sekunden auf die Spitze auf dem Rad. 

Rund eine Minute war es für die beiden beim zweiten Wechsel. Vorn machte Brownlee vor Smith das Tempo und zog sogar noch mal an - zu sehr, wie schon so oft. Der Brite fiel zurück. Neumann ging in Führung und verteidigte sie bis ins Ziel.