Die Norweger Johannes Thignes Bö, Sturla Holm Laegreid und Johannes Dale bejubeln ihre jeweiligen Podestplätze.

Biathlon Darum sind Norwegens Biathleten nicht zu stoppen

Stand: 10.01.2023 10:41 Uhr

Einen Monat vor der Biathlon-WM in Oberhof dominieren die Norweger im Weltcup. Die deutsche Konkurrenz wirkt fast schon verzweifelt.

Die Stimmung im norwegischen Team könnte besser kaum sein. Die Skandinavier dominieren einen Monat vor der Biathlon-WM in Oberhof derart, dass man sich fragen muss, ob sie den anderen Nationen überhaupt ein paar Medaillen übrig lassen. Beim Weltcup jetzt in Ruhpolding wollen sie ihren Siegeszug fortsetzen - und das frustriert die Konkurrenz.

Fünf Norweger in den Top 7

"In meiner Welt klammere ich ihn wirklich aus. Es ist noch mal eine andere Liga", sagte Roman Rees zuletzt über Seriensieger Johannes Thingnes Bö. Während die Deutschen hart um jedes Top-Ten-Ergebnis kämpfen müssen, gewann der 29-jährige Bö sieben von zehn Saisonrennen. Der nächste Gesamtweltcupsieg ist für den fünfmaligen Olympiasieger nur eine Frage der Zeit.

Einziger ernsthafter Konkurrent ist Teamkollege Sturla Holm Laegreid, der schon über 100 Punkte Rückstand hat. Unter den Top Sieben der Gesamtwertung tummeln sich derzeit gleich fünf Norweger, in Pokljuka gab es sogar einen Sprint-Dreifacherfolg.

Bö und Co. scheinen außer Reichweite

"Wichtig für uns als deutsches Team ist, zumindest mit Schweden und Frankreich konkurrenzfähig zu sein und die im Zweifel auch mal im Griff zu haben", sagte Rees. Teamkollege Benedikt Doll ergänzte: "Die sind einfach richtig schnell." Und das liegt auch an ihren Skiern. Die "Waxmafia", so nennen sich die Skitechniker bei Instagram scherzhaft, bekommt es immer hin, das beste Material zuliefern. "Wir haben auch das stärkste Wachsteam. Dieser ganze Erfolg ist eine Teamleistung", sagte Olympiasieger Tarjei Bö.

Dazu kommt, dass die Norweger über viele talentierte Athleten verfügen. "Die Kultur in Norwegen ist gerade sehr gut für Biathlon", sagt der 34-Jährige: "Wir haben zehn Leute, die heute im Weltcup mitmachen können und es in die Top Ten schaffen würden, einige könnten immer gewinnen." Im Weltcup dürfen maximal sechs Starter einer Nation antreten, bei der WM sind es sogar nur vier oder maximal fünf. "Im Skilanglauf haben wir dieses "Problem" in Norwegen schon länger - und jetzt ist es im Biathlon genauso", sagte Bö zum Überangebot an Talenten.

Der ältere Bruder von Johannes Thingnes Bö weiß um die eigene Stärke, Kampfansagen gibt es aber nicht. "In Oberhof kann schon alles anders sein, deswegen bleiben wir demütig und fokussiert", sagte er. Im Einzel am Mittwoch (14.10 Uhr/Sportschau) dürften der elfmalige Weltmeister und seine Teamkollegen die Podestplätze in der Chiemgau Arena einmal mehr weitgehend unter sich ausmachen.

Frauen-Feld ausgeglichener

In Deutschland träumt man von einer derartigen Dominanz. "In Norwegen beginnt man mit vier Jahren mit dem Skilaufen, das ist ein Teil des Lebensstils", erklärte Sverre Olsbu Röiseland. Der 32-jährige Norweger ist seit dieser Saison Co-Trainer des deutschen Frauenteams, er kennt das System in seiner Heimat bestens, hält es aber nicht für perfekt. Mit dem richtigen Programm und guten Trainern könnte man auch aus einer kleineren Auswahl Weltklasse-Athleten formen. "Es gibt keinen Grund, warum wir in Deutschland nicht wieder die beste Nation sein können", sagte der Ehemann von Marte Olsbu Röiseland.

Weil die 32-jährige Röiseland nach ihrer Corona-Infektion genauso noch nicht wieder voll da ist wie Tiril Eckhoff, die wegen Long Covid noch immer keine Wettkämpfe bestreitet, ist das Feld bei den Frauen ausgeglichener.