Motorsport | Formel 1 Formel 1 in Saudi-Arabien: Probleme bei den Top-Teams

Stand: 24.03.2022 17:41 Uhr

Nur eine Woche nach dem Saisonauftakt in Bahrain steht in Saudi-Arabien am Sonntag (27.03.2022) gleich das zweite Saisonrennen der Formel 1 auf dem Programm. Und das ist bei Menschenrechtsorganisationen höchst umstrittenen. Sportlich bietet der ultraschnelle Stadtkurs in Dschidda unter Flutlicht viel Spannung. Alles, was man zum Rennen wissen muss.

Ferrari erneut Favorit

Ferrari erlebte beim Saisonauftakt in Bahrain eine kleine Wiederauferstehung, Sieger Charles Leclerc und Carlos Sainz hatten das schnellste Auto und den besten Motor. Es ist kaum vorstellbar, dass die "Scuderia" nach dem Doppelerfolg ihren Vorsprung innerhalb einer Woche wieder verliert, zu knapp war die Zeit für die anderen Teams. Die "Roten" waren zum Auftakt auf den Punkt bereit.

Noch viel Arbeit für Red Bull, Mercedes und McLaren

Sollte Red Bull die Probleme mit der Zuverlässigkeit an dem Wagen von Weltmeister Max Verstappen in den Griff bekommen, könnte der Niederländer angreifen. Zum Start war das Team jedenfalls mit Ferrari lange auf Augenhöhe.

Der spektakulär designte "Silberpfeil" ist dagegen noch nicht der große Wurf unter dem neuen Reglement, Lewis Hamilton und George Russell leiden unter dem so genannten Bouncing, dem Gehüpfe des W13 auf den Geraden. Das Problem ist zwar nicht mehr so stark wie bei den Testfahrten, die Lösung kostete aber Tempo. Wirklich optimistisch sind sie bei Mercedes nicht, Ferrari und Red Bull schnell einholen zu können. "Jetzt müssen wir weiter herausfinden, wie wir das Potenzial des Wagens freisetzen können und in der Zwischenzeit unsere Chancen auf Punkte bestmöglich ausschöpfen", sagte Teamchef Toto Wolff. 

Große Ernüchterung herrscht auch bei McLaren, das vom Geheimtipp zum Krisenteam avancierte. Die beiden Fahrer Fahrer Lando Norris und Daniel Ricciardo belegten in Bahrain nur die Plätze 14 und 15.

Vettel muss warten

Der frühere Weltmeister Sebastian Vettel droht auch das zweite Saisonrennen zu verpassen. Der 34-Jährige hat nach seiner Covid-19-Erkrankung noch nicht den nötigen negativen Coronatest abgegeben, um in seinen Aston Martin zurückkehren zu können. Die endgültige Entscheidung soll vor dem ersten Training fallen. Sollte Vettel nicht rechtzeitig fit werden, steht erneut Nico Hülkenberg als Ersatzmann bereit.

Schumacher hofft

Mick Schumacher hatte ein "bittersüßes" Rennen in Bahrain. Sein Haas ist endlich konkurrenzfähig, doch für die ersten WM-Punkte der Karriere reichte es auch wegen einer für ihn unglücklichen Safety-Car-Phase am Ende nicht - im Gegensatz zum neuen Teamkollegen Kevin Magnussen, der Rang fünf belegte. In diese Sphären will Schumacher nun auch vordringen.

Große Kritik am Gastgeber

Die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien gilt als äußerst prekär, zuletzt wurden 81 Menschen an nur einem einzigen Tag hingerichtet. Dissidenten, Menschenrechtsaktivisten und Geistliche werden unterdrückt, die Duldung von Homosexualität, Religionsfreiheit und Gleichberechtigung sind laut Menschenrechtsorganisationen "stark gefährdet bis nicht vorhanden".

Unvergessen ist auch die brutale Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi, der 2018 in der saudischen Botschaft in Istanbul mutmaßlich von einem Spezialkommando aus Riad getötet wurde. Für die Formel 1 ist dies aber kein Grund, das lukrative Rennen abzusagen.

Kurs als Herausforderung

Nur die Ardennen-Achterbahn in Spa ist länger, nur der "Temple of Speed" in Monza schneller: Beim Stadtkurs in Dschidda wurden keine Kompromisse gemacht. Durch 27 flüssige und zumeist ultraschnelle Kurven geht es auf einer Runde. Grobe Fahrfehler im Rennen bedeuten das Aus.

Safety-Car-Phasen sind quasi programmiert, wie die ereignisreiche Premiere im vergangenen Dezember gezeigt hat. Die Fahrer lieben die Mutstrecke entlang des Roten Meeres, die im Vorjahr Schauplatz einer spektakulären Kollision der WM-Anwärter Max Verstappen und Lewis Hamilton war. Der Kurs wurde zwar leicht entschärft, das Spektakel aber dürfte bleiben.