Motorsport | Formel 1 Formel 1: Verstappen lächelt über Hamiltons Gerede

Stand: 17.03.2022 10:38 Uhr

Alles nur Understatement? Der siebenmalige Formel-1-Weltmeister mimt vor dem Saisonstart am Sonntag (20.03.22) den krassen Außenseiter - Max Verstappen lächelt darüber gequält und hat ein Déjà-Vu.

Lewis Hamilton kam so richtig ins Schwärmen. "Geradezu irrwitzig schnell" sei das Auto gewesen, sagte der britische Mercedes-Pilot, der erstmals seit acht Jahren wieder als Herausforderer in eine Saison der Formel 1 geht, mit glänzenden Augen. Er sprach allerdings nicht von seinem Auto.

Hamilton lobte den RB18 des Rivalen, der ihm im vergangenen Jahr in diesem Superdrama von Abu Dhabi auf der letzten Runde des letzten Saisonrennen noch den Weltmeistertitel entrissen hatte. Hamilton lobte Max Verstappen und dessen Red Bull.

"Nicht um Siege mitfahren"

Der Mercedes hingegen, in dem Hamilton bei den letzten Tests in Bahrain wirklich keine Chance gegen Red Bull hatte oder haben wollte, der habe "Potenzial". Immerhin. "Das beste Team", das sei man "zweifelslos" immer noch, schob der Superstar der Szene noch kurz hinterher. Und das Potenzial, ja gut, das müsse man halt noch entfalten.

Wieviel Zeit dieses Entfalten denn wohl in Anspruch nähme, sagte er nicht. Aber ganz so schnell soll es offenbar nicht gehen: "Im Moment denke ich nicht, dass wir um Siege kämpfen können." Da rollt Verstappen ironisch mit den Augen.

Alle Teams und Fahrer der F1-Saison 2022
Team Fahrer I Fahrer II
Red Bull Max Verstappen (NED) Sergio Perez (MEX)
Mercedes Lewis Hamilton (GBR) George Russell (GBR)
Ferrari Charles Leclerc (MON) Carlos Sainz Jr. (ESP)
McLaren Lando Norris (GBR) Daniel Ricciarco (AUS)
Alpha Tauri Pierre Gasly (FRA) Yuki Tsunoda (JPN)
Aston Martin Sebastian Vettel (GER) Lance Stroll (CAN)
Alpine Fernando Alonso (ESP) Esteban Ocon (FRA)
Alfa Romeo Valtteri Bottas (FIN) Gyanyu Zhou (CHN)
Williams Alex Albon (THA) Nicholas Latifi (CAN)
Haas Mick Schumacher (GER) Kevin Magnussen (DEN)

"Ist doch immer so"

Dem Niederländer kommt es spontan so vor, als höre er doppelt. "Das ist doch immer so", sagt Verstappen mehr gequält als belustigt, aber er ringt sich noch ein Lächeln ab. Er erinnert sich noch bestens an die schlechte Laune, mit der Hamilton vor exakt einem Jahr durchs Fahrerlager stapfte, wie er den "großen Nachholbedarf" an Performance in seinem Team anmahnte.

Und dann den Saionauftakt in Bahrain gewann. Und gleich noch zwei weitere der ersten vier Saisonrennen und damit von möglichen 100 Punkten zum Auftakt schon 93 auf der Habenseite hatte: 25-18-25-25.

Rennkalender der Formel 1 2022
Datum Austragungsland Austragungsort
20.03.2022 Bahrain Sachir
27.03.2022 Saudi-Arabien Dschidda
10.04.2022 Australien Melbourne
24.04.2022 Emilia-Romagna (Italien) Imola
08.05.2022 Florida (USA) Miami
22.05.2022 Spanien Barcelona
29.05.2022 Monaco Monte Carlo
12.06.2022 Aserbaidschan Baku
19.06.2022 Kanada Montreal
03.07.2022 Großbritannien Silverstone
10.07.2022 Österreich Spielberg
24.07.2022 Frankreich Le Castellet
31.07.2022 Ungarn Budapest
28.08.2022 Belgien Spa-Francorchamps
04.09.2022 Niederlande Zandvoort
11.09.2022 Italien Monza
02.10.2022 Singapur Singapur
09.10.2022 Japan Suzuka
23.10.2022 USA Austin
30.10.2022 Mexiko Mexiko City
13.11.2022 Brasilien Sao Paulo
20.11.2022 Vereinigte Arabische Emirate Abu Dhabi

Warum Hamilton das so macht, dazu hat Verstappen schon eine Theorie entwickelt. "Die schieben die Favoritenrolle immer von sich und jammern nach den Tests. Und eine Woche später läuft es dann plötzlich gut und dann heißt es: Wow, wir haben es geschafft, das ist ja unglaublich!"

Fakt ist aber, dass der Mercedes bei den Tests tatsächlich größere Probleme im Kurvenverhalten hatte. Das Auto übersteuerte und hüpfte auf der Geraden noch etwas mehr als der Red Bull.

Aber Tests sind Tests, die einen testen das Limit, die anderen setzen ganz andere Schwerpunkte, suchen Schwachstellen und ja, sie bluffen auch, was das Zeug hält. Schwäche zu suggerieren soll den Gegner in Sicherheit wiegen, aber Verstappen hat auf diese Spielchen deutlich weniger Lust als Hamilton.

"Dann blasen sie die anderen weg"

Carlos Sainz kennt das Szenario auch schon länger. "Das ist doch typisch Mercedes. Sie reden die anderen stark, dann kommen sie zum ersten Rennen und blasen die anderen weg", sagt der Ferrari-Pilot Sainz. Auch sein Teamkollege Charles Leclerc erklärt: "Ich bin sicher, dass Mercedes und Red Bull die Teams bleiben werden, die es zu schlagen gilt."

Leclerc und Sainz gehören zu den Kandidaten, denen am Wochenende in Bahrain durchaus etwas zuzutrauen ist. Der Ferrari macht nach vielen mit Peinlichkeiten gespickten Jahren einen stabilen, sehr konkurrenzfähigen Eindruck.

Eher Außenseiter wird erneut Ex-Weltmeister Sebastian Vettel sein. Der Aston-Martin-Pilot wird beim Saisonauftakt zudem wegen einer Infektion mit dem Coronavirus nicht dabei sein. Landsmann Nico Hülkenberg ersetzt den Hessen.

"Größere Gruppe von konkurrenzfähigen Rennställen"

Unabhängig von allen ernst oder nicht ganz so ernst gemeinten Voraussagen der Fahrer könnte am Ende Formel-1-Sportchef Ross Brawn richtig liegen: "Ich denke, dass es viel enger wird. Und dass wir eine größere Gruppe von konkurrenzfähigen Rennställen haben werden."