Die deutsche Stabhochspringerin Jacqueline Otchere bei der Leichtathletik WM 2022 in Eugene.

So lief der erste WM-Tag Licht und Schatten im DLV-Team zum Auftakt in Eugene

Stand: 16.07.2022 07:58 Uhr

Licht und Schatten für das deutsche Team am ersten Tag der Leichtathletik-WM in Eugene: Stabhochspringerin Jacqueline Otchere jubelte, Geher Christopher Linke stieg aus. Drei Entscheidungen gab es - und einen emotionalen Abschied. Der erste Wettkampftag in der Zusammenfassung.

Mixed-Staffel: Bronze zum Abschied für Allyson Felix

Leichtathletik-Legende Allyson Felix wurde am Freitag (15.07.2022) vom Heim-Publikum frenetisch gefeiert, verpasste aber beim Abschied von der WM-Bühne überraschend ihr 14. WM-Gold. In der Mixed-Staffel über 4x400 m kamen die hoch favorisierten Gastgeber nur auf Platz drei (3:10,16 Minuten). Schlussläuferin Kennedy Simon brach in Führung liegend auf der Zielgeraden ein. Gold ging an die Dominikanische Republik (3:09,82) vor den Niederlanden (3:09,90) um Hürdenstar Femke Bol.

Für die erfolgreichste Leichtathletin der WM-Geschichte war es die 19. Medaille bei Weltmeisterschaften. Das DLV-Quartett hatte den Endlauf zuvor verpasst.

20 km Gehen: Christopher Linke gibt auf

Die Konkurrenz legte in der brütenden Hitze von Eugene von Beginn an ein Höllentempo vor - zu viel für Geher Christopher Linke, der 2019 in Doha Vierter und in Tokio Fünfter geworden war. Nach zwölf Kilometern stieg der Potsdamer im 20-km-Rennen aus.

"Wenn es mein einziger Start gewesen wäre, hätte ich gekämpft bis zum letzten Meter. Aber ich hatte im Hinterkopf, dass ich in neun Tagen noch die 35 Kilometer machen möchte, und so habe ich entschieden, dass ich lieber die Kraft spare um dann dort zu performen", erklärte der 33-Jährige.

Alter und neuer Weltmeister ist der Japaner Toshikazu Yamanishi (1:19:07 Stunden), der vor seinem Landsmann Koki Ikeda (1:19:14) triumphierte. Bronze ging an den Schweden Perseus Karlström (1:19:18).

Feige auf Platz 15 - Historisches Gold für Peru

Bei den Frauen setzte sich die Peruanerin Kimberly Garcia in 1:26:58 Stunden vor der Polin Katarzyna Zdzieblo (1:27:31) und der Chinesin Qieyang Shijie (1:27:56) durch und gewann damit die erste Medaille in der WM-Geschichte für ihr Land. Die zweimalige deutsche Meisterin Saskia Feige belegte nach 1:32:12 Stunden einen guten 15. Platz. "Unter die ersten 20 Starterinnen zu kommen, das war mein Ziel", sagte die Leipzigerin. Bei der WM 2019 in Doha war sie Elfte geworden, bei Olympia in Tokio musste sie vorzeitig aufgeben.

Stabhochsprung: Otchere überrascht in der Qualifikation

Stabhochspringerin Jacqueline Otchere hat offenbar Nerven wie Drahtseile. Erst in der Vorwoche hatte die Mannheimerin von ihrer Nachnominierung erfahren und reiste ganz knapp an. Nun steht sie im WM-Finale am Montag (18.07.2022/2.25 Uhr MESZ). Und das, obwohl sie wegen eines technischen Fehlers bei der Lattenapparatur minutenlang auf ihren ersten Versuch in der Qualifikation warten musste.

4,50 m ohne jeden Fehlversuch und damit Saisonbestleistung begeisterten nicht zuletzt sie selbst: "Irgendwie bin ich bei mir geblieben. Es ist der Wahnsinn!" Da nur elf Athletinnen diese Höhe meisterten, waren die ursprünglich für den Einzug in die Medaillenentscheidung geforderten 4,65 m nicht nötig.

Hochsprung: Europameister Przybylko im Finale

Europameister Mateusz Przybylko musste in der Hochsprung-Qualifikation bis zum letzten Springer zittern. Erst dann stand fest, dass seine 2,25 m reichten, um ins Finale der besten Zwölf am Dienstag (19.07.2022/2.45 Uhr MESZ/im Livestream bei sportschau.de) einzuziehen. "Ich bin so froh. Heute war mein Glückstag", sagte der Leverkusener. "Aber im Finale ist mehr drin. Definitiv." Tobias Potye, gemeinsam mit Przybylko deutscher Meister, schied aus. Der Münchner, dessen Bestleistung bei 2,30 m liegt, überquerte lediglich 2,21 m.

1.500 m Frauen: Trost und Klein stark

Überzeugende Leistungen zeigten Hanna Klein und Katharina Trost, die beide die 1.500-m-Halbfinals am Sonntag (17.07.2022/4.05 Uhr MESZ/im Liveticker bei sportschau.de) erreichten. Trost kam als starke Gesamtfünfte in persönlicher Bestzeit von 4:03,53 Minuten weiter. "Ich freue mich wahnsinnig", jubelte die Münchnerin.

Klein teilte sich das Rennen perfekt ein, beschleunigte zum Schluss eindrucksvoll und sicherte sich mit Platz fünf in ihrem Lauf (4:05,13) den begehrten Halbfinal-Startplatz. "Ich war bereit, alle Attacken mitzugehen. Ich bin so happy", sagte sie.

100 m Männer: Wagner raus - Kerley glänzt in 9,79 Sekunden

Sprinter Julian Wagner zeigte eine gute Leistung, schied aber in seinem Vorlauf über 100 m in 10,21 Sekunden aus. Schnellster in der ersten Runde war der US-amerikanische Top-Favorit Fred Kerley mit starken 9,79 Sekunden - eine Demonstration.

Kugelstoßen: Katharina Maisch im Pech

Die Kugelstoß-Finals finden ohne deutsche Beteiligung statt. Der Sindelfinger Simon Bayer kam in der Qualifikation auf 19,71 m und schied klar aus. Mit einem überragenden Stoß auf 22,28 m zog Ryan Crouser (USA) als Bester ins Finale am Montag (3.27 Uhr MESZ/im Liveticker bei sportschau.de) ein und packte schon nach einem Versuch wieder seine Tasche.

Pech hatte Katharina Maisch, die den fürs Weiterkommen nötigen zwölften Platz mit 18,57 m als 13. hauchdünn verpasste. Bitter: Die Schwedin Axelina Johansson stieß ebenfalls 18,57 m, zog aber an der 25-Jährigen vorbei, weil sie die bessere zweitgrößte Weite hat. Julia Ritter schied als 15. (18,22 m) aus. Olympiasiegerin Lijiao Gong unterstrich als Vorkampf-Beste mit Saisonbestleistung von 19,51 m ihre Ambitionen auf den dritten WM-Titelgewinn in Folge.

Hammerwurf: Aus für Schwandke und Borutta

Auch für Tristan Schwandke war in der Hammerwurf-Qualifikation Schluss. Der 30 Jahre alte deutsche Vizemeister, der kurzfristig nachnominiert worden war, belegte mit 72,87 m Rang 22. Mit der besten Vorleistung geht der Pole Pawel Fajdek ins Finale. Der Titelverteidiger wuchtete sein Arbeitsgerät als einziger Teilnehmer über 80 m (80,09). Olympiasieger Wojciech Nowicki folgte mit 79,22 m.

Bei den Frauen reichte auch Samantha Borutta mit 67,48 m längst nicht an ihre Bestleistung (72,14 m) heran. "Ich hatte mir Würfe über 70 m vorgestellt. Es hat ein bisschen an allem gefehlt", sagte die WM-Debütantin, die am Ende sang- und klanglos ausschied. "Für die EM in München nehme ich die Erfahrung aus Eugene aber mit."

3.000 m Hindernis: Ruppert und Bebendorf ausgeschieden

Das gilt auch für die beiden deutschen Hindernisläufer. Für Frederik Ruppert und Karl Bebendorf, der in 8:25,73 Minuten immerhin Saisonbestleistung lief, war nichts zu holen - das frühe Aus.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 15.07.2022 | 20:20 Uhr