Die belgische Siebenkämpferin Nafissatou Thiam feiert ihren Sieg bei der Leichtathletik-WM 2022 in Eugene.

So lief der vierte WM-Tag Thiam die Königin der Athleten - Barshim schwebt zu Gold

Stand: 19.07.2022 07:35 Uhr

An einem grandiosen Leichtathletik-Abend in Eugene siegte die Belgierin Thiam im Siebenkampf-Showdown, Hochspringer Barshim holte sein drittes WM-Gold in Serie. Gleich drei starke DLV-Frauen stehen im Diskus-Finale. Gut fürs deutsche Team, das nach vier Wettkampftagen noch ohne einstellige Platzierung ist. Die Zusammenfassung.

Siebenkampf: Thiam die Königin der Athleten

Nafissatou Thiam sicherte sich zum zweiten Mal nach 2017 in London den WM-Titel im Siebenkampf. Die Doppel-Olympiasiegerin aus Belgien entschied den spannenden Showdown im 800-m-Rennen für sich und schnappte mit 6.947 Punkten der Niederländerin Anouk Vetter (6.867), die vor der letzten Einzeldisziplin ein Polster von gerade einmal 19 Zählern gehabt hatte, das Gold vor der Nase weg. Anna Hall (USA) wurde Dritte (6.755).

Weißenberg patzt im Weitsprung und gibt auf

Sophie Weißenberg zahlte bei ihrer ersten WM-Teilnahme viel Lehrgeld. Zum Start in den zweiten Siebenkampf-Tag waren der 24-Jährigen, die nach vier Disziplinen einen guten neunten Rang belegt hatte, ausgerechnet in ihrer starken Disziplin Weitsprung drei ungültige Versuche unterlaufen. "Heute hat es nicht gepasst. Es hat sich nicht ausgezahlt, ins Risiko zu gehen", sagte Weißenberg. Sie verzichtete auf den Speerwurf und die 800 m, um Körner für die Heim-EM in vier Wochen zu sparen: "Es ist vernünftiger, jetzt hier aufzuhören und den vollen Fokus auf München zu richten."

Hochsprung-Finale Männer: Nichts zu holen für Przybylko

Mutaz Essa Barshim aus Katar schwebte mit 2,37 m zu seinem dritten WM-Titel in Serie. Er hatte auf dem Weg dorthin keinen Fehlversuch im Finale und scheiterte erst an 2,42 m, als er schon als Weltmeister feststand. Zweiter wurde der Südkoreaner Sanghyeok Woo (2,35) vor Andrij Prozenko (2,33), der mit Bronze die erste Medaille für die Ukraine in Eugene gewann. Barshim war in einer denkwürdigen Entscheidung im Vorjahr in Tokio gemeinsam mit seinem Kumpel Gianmarco Tamberi Olympiasieger geworden. Diesmal reichte es für den Italiener (2,33) nur zu Rang vier.

Mateusz Przybylko enttäuschte seine eigenen Erwartungen und belegte im Finale nur Rang zwölf. Der Leverkusener kam nicht über 2,24 m hinaus und brauchte für diese Höhe schon drei Versuche. "Mir haben die Kräfte gefehlt. Ich dachte, ich kippe gleich um. Ich weiß nicht, was da los war", sagte der Europameister im Ersten.

Diskus Qualifikation Frauen: DLV-Trio im Finale

Die deutschen Diskuswerferinnen überzeugten dagegen in der Qualifikation und greifen am Donnerstag (3.30 Uhr MESZ) selbstbewusst in den Kampf um die Medaillen ein. Die Olympia-Zweite Kristin Pudenz erzielte 64,39 m und übertraf damit die geforderten 64,00 m im zweiten Versuch. Überraschend war die Potsdamerin damit aber nur Drittbeste eines starken deutschen Trios hinter Claudine Vita (64,89) und Shanice Craft (64,55). "Wir wollen zeigen, dass wir immer noch werfen können. Es wäre schön, wenn eine von uns eine Medaille für Deutschland holen könnte", sagte Pudenz.

Deutsches Trio im Diskusfinale

Sportschau, 19.07.2022 02:10 Uhr

Tokio-Olympiasiegerin und Topfavoritin Valarie Allman (USA) warf nach zwei ungültigen Versuchen im entscheidenden Durchgang 68,36 m und damit die beste Qualifikationsweite. Die Kroatin Sandra Perkovic, Olympiasiegerin in London und Rio, qualifizierte sich mit 64,23 m, Titelverteidigerin Yaime Perez (Kuba) mit 65,32 m.

200 m Vorläufe: Wessolly im Halbfinale - Aus für Ansah

Jessica-Bianca Wessolly sprintete ins Halbfinale über 200 m. Die Mannheimerin verpasste als Vierte ihres Vorlaufs zwar den zur direkten Qualifikation nötigen dritten Platz, 22,87 Sekunden bei deutlichem Rückenwind reichten aber über die Zeitregel zum Platz in der nächsten Runde am Mittwoch (3.05 Uhr MESZ). Sophia Junk (LG Rhein-Wied) lief als Vorlauf-Fünfte in 23,27 Sekunden zwar Saisonbestzeit, kam damit aber nicht weiter. 

200 m: Wessolly im Halbfinale - Junk scheitert

Sportschau, 19.07.2022 02:10 Uhr

Titelverteidigerin Shelly-Ann Fraser-Pryce ließ es einen Tag nach ihrem 100-m-Triumph ruhig angehen und wurde in 22,26 Sekunden Zweite ihres Rennens. Auch die Jahresschnellste Shericka Jackson (22,33) und Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah (22,41), die am Sonntag das rein jamaikanische 100-m-Podest komplettiert hatten, hielten sich noch zurück.

US-Stars glänzen bei den Männern

Bei den Männern kam Owen Ansah im Vorlauf über 200 m im letzten der sieben Rennen in achtbaren 20,52 Sekunden auf Platz vier, schied aber aus. "Es war eigentlich ein guter Job von mir. Ich bin noch jung, ich hoffe, das waren nicht meine letzten Weltmeisterschaften", sagte der deutsche Meister aus Hamburg. Als Sieger in Ansahs Lauf erzielte Titelverteidiger Noah Lyles (USA) in 19,98 Sekunden die beste Vorlaufzeit. Auch das 18 Jahre alte US-Ausnahmetalent Erriyon Knighton (20,01) sowie 100-m-Weltmeister Fred Kerley (20,17/USA) gewannen ihre Vorläufe locker. 

Olympiasieger Andre De Grasse (Kanada) hatte seinen Start kurzfristig abgesagt. Nach überstandener Corona-Infektion war er nicht rechtzeitig in Form gekommen und über 100 m bereits im Halbfinale ausgeschieden.

Dreisprung-Finale Frauen: Drittes Gold in Folge für Rojas

Yulimar Rojas - wer sonst? Die Weltrekordhalterin aus Venezuela holte sich zum dritten Mal in Folge die Goldmedaille im Dreisprung. Die große Favoritin dominierte die Konkurrenz und sprang mit grandiosen 15,47 m über einen halben Meter weiter als Silbermedaillen-Gewinnerin Shanieka Ricketts aus Jamaika (14,89 m). Bronze ging an Tori Franklin aus den USA (14,72 m).

3.000 m Hindernis Männer: El Bakkali holt Gold

Olympiasieger Soufiane El Bakkali ist erstmals Weltmeister über 3.000 m Hindernis. Der Marokkaner setzte sich wie bei den Sommerspielen von Tokio vor dem Äthiopier Lamecha Girma (8:26,01) durch. Titelverteidiger Conseslus Kipruto aus Kenia kam auf Platz drei (8:27,92). El Bakkalis Sieg war zu erwarten. Nicht zu erwarten war, dass ein vom Dreisprung gefesselter Kameramann mitten im Finale mitten auf der Laufbahn stand - mit dem Rücken zum herannahenden Feld. Die Läufer umkurvten den erschrockenen Medienschaffenden.

1.500 m Finale Frauen: Kipyegon im schnellen Rennen vorn

Das Finale über 1.500 m war ein echter Leichtathletik-Leckerbissen und würdiger Abschluss einer spektakulären und stimmungsvollen Abendsession im Hayward Field. Die zweimalige Olympiasiegerin Faith Kipyegon gewann ihren zweiten WM-Titel über diese Strecke. Die 28-Jährige triumphierte in hochklassigen 3:52,96 Minuten vor der Äthiopierin Gudaf Tsegay (Äthiopien/3:54,52) und der Britin Laura Muir (3:55,28).

Kipyegon siegt in irrem Temporennen über 1.500 m

Sportschau, 19.07.2022 02:10 Uhr

Marathon Frauen: Gebreslase holt nächstes Gold für Äthiopien

Die Äthiopierin Gotytom Gebreslase triumphierte im Marathon und stellte mit ihrer Zeit von 2:18:11 Stunden einen WM-Rekord auf. Die 27-Jährige war neun Sekunden schneller als Judith Jeptum Korir aus Kenia, die über weite Strecken des Rennens geführt hatte, einem Angriff etwas weniger als zwei Kilometer vor dem Ende aber nicht mehr folgen konnte und Silber gewann.

Lonah Chemtai Salpeter aus Israel holte Bronze und blieb mit ihrer Zeit von 2:20:18 Stunden ebenfalls noch unter dem alten WM-Rekord von 2:20:57 Stunden, den die Britin Paula Radcliffe 2005 in Helsinki aufgestellt hatte. Titelverteidigerin und Favoritin Ruth Chepgngetich aus Kenia war nach etwa der Hälfte der Distanz ausgestiegen.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 15.07.2022 | 20:20 Uhr