Die deutsche Staffel mit Alexandra Burghardt (v.l.n.r.), Gina Lückenkemper, Rebekka Haase und Tatjana Pinto feiert den dritten Platz im Finale bei der Leichtathletik-WM in Eugene.

Erste deutsche WM-Medaille DLV-Frauen sprinten in Eugene zu Bronze

Stand: 24.07.2022 05:38 Uhr

Das deutsche Sprint-Quartett der Frauen hat die erste deutsche Medaille bei der Leichtathletik-WM in Eugene gewonnen. Über 4x100 m holte die DLV-Staffel in 42,03 Sekunden beim Sieg der USA Bronze.

Sie jubelten, lagen sich in den Armen und machten glücklich Selfies: Tatjana Pinto, Alexandra Burghardt, die wiedererstarkte Gina Lückenkemper und Rebekka Haase ließen sich feiern und feierten sich selbst für die Bronzemedaille, die sie nach einer famosen Vorstellung erkämpft hatten.

Schlussläuferin Haase konnte auf der Zielgeraden den Angriff der Nigerianerin Nzubechi Nwokocha abwehren. Gina Lückenkemper schrie ihre Staffelfreundin wild hüpfend in Richtung Ziel. "Die Medaille bedeutet uns unfassbar viel", sagte Lückenkemper. "Als ich Becki den Stab in Hand gedrückt habe, wusste ich, was möglich ist. Ich habe so einen Adrenalinschub bekommen, dass ich am liebsten Hand in Hand mit ihr weiter gestürmt wäre."

Wir haben das so lange schon gehofft, heute stand das Glück auf unserer Seite. Es fühlt sich an wie ein Traum. Ich hoffe, ich wache nicht auf.
Tatjana Pinto

WM-Gold ging in 41,14 Sekunden an die US-Frauen, die 0,04 Sekunden vor Jamaika um die 100-m-Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce und 200-m-Weltmeisterin Shericka Jackson ins Ziel kamen. Das deutsche Team profitierte allerdings auch davon, dass sich die britische Topläuferin Dinah Asher-Smith auf dem dritten Teilstück verletzte, die Mitfavoritinnen wurden damit nur Sechste.

"Der Ruck, den wir gebraucht haben"

Dennoch: "Die Medaille ist eine Sensation. Den Männern hätte man das eigentlich zugetraut. Das ist der Ruck, den wir gebraucht haben", sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing. Die deutsche Männer-Staffel mit Kevin Kranz, Joshua Hartmann, Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah, die vor der WM gute Leistungen gezeigt hatte, hatte wegen zwei verpatzter Stabübergaben den Finaleinzug verpasst.

Pinto als Prophetin

Für eine deutsche 4x100-m-Staffel war es die erste Medaille seit Bronze bei der WM 2009 in Berlin. Vor einem Jahr hatte es bei den Olympischen Spielen in der gleichen Besetzung wie nun in den USA immerhin zu Rang fünf gereicht.

"Mir ging Bronze durch den Kopf, als ich da stand, und so bin ich angerannt", sagte Startläuferin Pinto der Sportschau. "Das war einfach crazy." Teamkollegin Burghardt ergänzte: "Endlich. Wir waren schon so oft Vierter oder Fünfter und wollten schon oft diese Medaille haben."

Nun Gold bei Heim-EM in München?

Die 28-Jährige, die bei den Olympischen Winterspielen als Anschieberin im Bob im Februar Silber gewonnen hatte, blickte aber auch schon auf die anstehende EM in München voraus. Dort will sie ihren Medaillensatz vollmachen - und traf damit bei ihren Mitstreiterinnen auf keinerlei Widerspruch: "Jetzt fehlt noch Gold. Ich will keinen Druck aufbauen. Aber ich glaube, das Ziel ist klar."

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 15.07.2022 | 20:20 Uhr