Der norwegische Hürdensprinter Karsten Warholm reagiert nach dem Finale über 400 m Hürden während der Leichtathletik-WM 2022 in Eugene.

So lief der fünfte WM-Tag Ingebrigtsen geschlagen - Warholm bricht ein

Stand: 20.07.2022 06:29 Uhr

Es war kein großer Tag für die Favoriten bei der Leichtathletik-WM. Und auch nicht für die Norweger. Aber für den Sport. Überraschungssieger, Meisterschaftsrekord und Spannung pur - so lief es am fünften Wettkampftag in Eugene.

1.500 m Männer Finale: Wightman siegt 39 Jahre nach Cram

Im Ziel lag Jake Wightman ungläubig auf dem Boden und machte große Augen: Der Brite ist neuer Weltmeister über 1.500 m. Der 28-Jährige setzte sich im Finale in hochklassigen 3:29,23 Minuten überraschend vor Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen (Norwegen/3:29,47) durch und holte 39 Jahre nach dem Erfolg von Steve Cram bei der Premiere in Helsinki das zweite Gold für das Vereinigte Königreich über diese Strecke.

1.500-m-Finale: Wightman schlägt Ingebrigtsen

Sportschau, 20.07.2022 02:35 Uhr

Bronze ging an Mohamed Katir (Spanien/3:29,90), Titelverteidiger Timothy Cheruiyot (Kenia) wurde nur Sechster.

400 m Hürden Männer: Warholm bricht bei Dos-Santos-Sieg ein

Auch Karsten Warholm konnte den Abend für die Norweger nicht retten. Der Weltrekordler und Olympiasieger, der vor der WM verletzungsbedingt kein Rennen bestritten hatte, musste dem Trainingsrückstand und der fehlenden Wettkampfhärte Tribut zollen und brach auf der Schlussbahn über 400 m Hürden brutal ein. Aus der Traum vom dritten Weltmeister-Titel in Serie. Am Ende wurde er nur Siebter (48,42) - unerwartet, aber menschlich. "Ich habe mit allem gekämpft, was ich hatte", sagte er.

Zum Sieger kürte sich der Brasilianer Alison dos Santos. Der Olympiadritte und Jahresbeste triumphierte in 46,29 Sekunden deutlich vor dem Olympiazweiten Rai Benjamin (USA/46,89). Bronze ging an dessen Landsmann Trevor Bassitt (47,39). Das Rennen war die Revanche für Olympia in Tokio. Da waren Sieger Warholm (45,94) und der zweitplatzierte Benjamin (46,17) deutlich unter dem bisherigen Weltrekord Warholms (46,70) geblieben, dos Santos (46,72) knapp darüber.

Hochsprung Finale Frauen: Silber für Favoritin Mahutschich

Topfavoritin Jaroslawa Mahutschich verpasste im Hochsprung-Finale überraschend das erste Gold für die Ukraine. Die 20-Jährige musste sich nach einem packenden Wettkampf mit 2,02 m hinter der höhengleichen Australierin Eleanor Patterson einreihen. Nach einer mentalen Meisterleistung in so schwierigen Zeiten ist sie dennoch eine Siegerin. Bronze sicherte sich die Italienerin Elena Vallortigara (2,00).

Von 2011 bis 2019 war der Hochsprung-Titel fünfmal in Folge an russische Sportlerinnen gegangen. Diesmal findet die WM wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine komplett ohne Sportlerinnen und Sportler aus Russland statt.

Diskus Finale Männer: Ceh holt mit WM-Rekord Gold

Olympiasieger und Titelverteidiger Daniel Stahl blieb im Diskus-Finale mit 67,10 m nur Platz vier. Die neue Diskus-Generation trumpfte groß auf. Der 23-jährige Slowene Kristjan Ceh sicherte sich mit dem Meisterschaftsrekord von 71,13 m souverän den Titel, Mykolas Alekna wurde Zweiter. Der 20 Jahre alte Sohn von Litauens Diskus-Volksheld Virgilijus Alekna (je zweimal Olympiasieger und Weltmeister) kam auf 69,27 m. Bronze ging an London-Weltmeister Andrius Gudzius (67,55) und damit ebenfalls an Litauen.

200 m Frauen: Wessolly im Halbfinale ohne Chance

Ihr WM-Ziel Halbfinale hat Sprinterin Jessica-Bianca Wessolly erreicht. Dort war für die Mannheimerin Endstation. Die 25-Jährige kam nach 23,33 Sekunden und mit der drittschlechtesten Zeit aller Halbfinalistinnen ins Ziel.

Als Schnellste zog die Jahresbeste Shericka Jackson (21,67) ins Finale am Freitag (4.35 Uhr MESZ) ein, 100-m-Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce (21,82) hinterließ ebenfalls einen starken Eindruck.

200-m-Halbfinale: Keine Chance für Wessolly

Sportschau, 20.07.2022 02:35 Uhr

Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah verpasste in 21,97 Sekunden zwar die direkte Qualifikation, kam aber mit der insgesamt fünftschnellsten Zeit als eine von zwei Zeitbesten weiter. Die drei Jamaikanerinnen hatten in der Reihenfolge Fraser-Pryce, Jackson und Thompson-Herah Gold, Silber und Bronze über 100 m geholt.

200 m Halbfinale Männer: Kerley scheidet aus

US-Topsprinter Fred Kerley vergab die Chance auf das Gold-Double bereits im Halbfinale. Der 100-m-Weltmeister sprintete als Sechster seines Rennens über 200 m in 20,68 Sekunden am Finale (Freitag, 4.50 Uhr MESZ) vorbei.  Auf den letzten Metern lief Kerley unrund und wirkte angeschlagen. Eine Verletzung des schnellsten Menschen der Welt wäre eine Schwächung für die US-Staffel.

Über 200 m greifen die Amerikaner dennoch nach Gold und möglicherweise erneut drei Medaillen. Titelverteidiger Noah Lyles zog in 19,62 Sekunden als Bester vor Ausnahmetalent Erriyon Knighton (19,77) und Kenneth Bednarek (19,84) ins Finale ein.

400 m Hürden Frauen: Vorlauf-Aus für Krafzik

Carolina Krafzik verpasste über 400 m Hürden das Halbfinale um 15 Hundertstel. Die deutsche Meisterin, die in dieser Saison mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte, wurde in ihrem Vorlauf in 56,24 Sekunden nur Fünfte und war bitter enttäuscht. Sie hatte wie bei Olympia in Tokio und bei der WM in Doha die Vorschlussrunde erreichen wollen.

Die große Favoritin Sydney McLaughlin aus den USA, die im Juni ihren eigenen Weltrekord auf 51,41 Sekunden verbessert hatte, nutzte ihr Rennen für eine intensive Joggingeinheit, gewann ihren Vorlauf aber dennoch locker in 53,95 Sekunden. Die schnellste Zeit verbuchte die niederländische Olympia-Dritte Femke Bol (53,90). Titelverteidigerin Dalilah Muhammad (USA) kam ebenfalls sicher weiter (54,45).

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 15.07.2022 | 20:20 Uhr