Ryan Crouser bei der Leichtathletik-WM 2022

So lief der dritte WM-Tag Crouser bärenstark - Fraser-Pryce schreibt Geschichte

Stand: 18.07.2022 07:43 Uhr

Shelly-Ann Fraser-Pryce ist zum fünften Mal Weltmeisterin über 100 m. Im Kugelstoßen gab es ein Duell der Giganten, im Siebenkampf belegt WM-Debütantin Sophie Weißenberg nach dem ersten Tag Platz neun. Der dritte Wettkampftag im Überblick.

100 m Frauen: Fraser-Pryce gewinnt - schon wieder

Shelly-Ann Fraser-Pryce schrieb mit ihrem fünften WM-Titel über 100 m Geschichte. 13 Jahre nach ihrem ersten Triumph 2009 in Berlin setzte sich die 35-Jährige in der WM-Rekordzeit von 10,67 Sekunden durch. "Pocket Rocket" Fraser-Pryce, für die es der insgesamt zehnte WM-Triumph war, hat damit als einzige Leichtathletin fünfmal Gold in der gleichen Einzeldisziplin gewonnen. Shericka Jackson (10,73) und Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah (10,82) machten Jamaikas Dreifachtriumph perfekt.

Die zuletzt wiedererstarkte Sprinterin Gina Lückenkemper hatte das Finale verpasst. Die Vize-Europameisterin kam erneut schlecht aus den Blöcken und wurde in 11,08 Sekunden in ihrem Halbfinallauf Vierte.

Kugelstoßen Männer: Crouser Stärkster der Starken

Weltrekordler Ryan Crouser gewann das Giganten-Duell der US-Kugelstoßer gegen Titelverteidiger Joe Kovacs und verbuchte seinen ersten Weltmeistertitel. Der 29-Jährige setzte sich mit dem Meisterschaftsrekord von 22,94 m vor dem drei Jahre älteren Kovacs (22,89) durch, der seinen dritten Titel nach 2015 und 2019 verpasste. Josh Awotunde machte mit 22,29 m den nächsten "Sweep" der Amerikaner nach dem Dreifach-Erfolg über 100 m am Vortag perfekt. Kovacs hatte im vorletzten Versuch die Führung übernommen, der zweimalige Olympiasieger Crouser schlug aber prompt zurück.

110 m Hürden: Holloway triumphiert

Und noch ein US-Sieg: Grant Holloway verteidigte seinen Weltmeistertitel über 110 m Hürden in 13,03 Sekunden erfolgreich. Rang zwei ging an seinen Teamkollegen Trey Cunningham, der 0,05 Sekunden langsamer war. Bronze holte Asier Martínez aus Spanien (13,17). Der mit Weltrekordambitionen an den Start gegangene Amerikaner Devon Allen, der einen NFL-Vertrag bei den Philadelphia Eagles unterschrieben hat und künftig Football spielen will, wurde wegen eines Fehlstarts disqualifiziert. Auch bitter: Olympiasieger Hansle Parchment aus Jamaika verletzte sich beim Aufwärmen und musste fürs Finale passen.

Siebenkampf: Weißenberg nach erstem Tag Neunte

Zufrieden darf Sophie Weißenberg mit dem ersten Tag im Siebenkampf sein. Die 24-Jährige belegt nach vier Disziplinen einen guten neunten Platz und hält mit 3.692 Punkten Anschluss an die vorderen Ränge. Weißenberg erzielte über 100 m Hürden (13,51 Sekunden) eine persönliche Bestleistung und im Kugelstoßen (13,57 m) eine Saisonbestleistung. Über die abschließenden 200 m ging ihr allerdings die Puste aus, in ihrem Lauf wurde sie in 24,06 Sekunden nur Vorletzte.

Die Belgierin Nafissatou Thiam, Olympiasiegerin 2016 und 2021, führt nach dem ersten Tag mit 4.071 Punkten vor der Niederländerin Anouk Vetter (4.010) und der US-Amerikanerin Anna Hall (3.991).

Stabhochsprung Frauen: Otchere Zehnte

Last-Minute-WM-Debütantin Jacqueline Otchere, die erst kurz vor den Titelkämpfen nachnominiert worden war, belegte im Stabhochsprung-Finale den zehnten Platz. Beim Doppelerfolg der USA übersprang die Mannheimerin 4,45 m, scheiterte aber an 4,60 m und damit an der Norm für die Heim-EM in München in vier Wochen.

Jaqueline Otcheres Sprung über 4,45 m

Sportschau, 18.07.2022 02:59 Uhr

Gold ging an Olympiasiegerin Katie Nageotte, die gleich im ersten Versuch 4,85 m meisterte. Zweite wurde US-Teamkollegin Sandi Morris, die dieselbe Höhe erst im zweiten Versuch schaffte. Damit muss die auch in diesem Jahr bis dato wieder dominierende Ausnahmeathletin weiter auf einen großen Freiluft-Titel warten. Bronze holte Nina Kennedy aus Australien (4,80 m).

Diskus Männer: Deutsches Trio scheitert früh

Die deutschen Diskuswerfer scheiterten geschlossen in der Qualifikation. Routinier Martin Wierig belegte mit 62,28 m den 17. Rang und verfehlte das Finale der besten Zwölf am Mittwoch (3.33 Uhr MESZ) um knapp zwei Meter. Henrik Janssen kam auf Platz 19 (61,85), der zuletzt durch eine Corona-Infektion geschwächte Torben Brandt (Berlin), der wie Janssen sein WM-Debüt gab, musste sich mit 54,11 m und Rang 29 unter 30 Startern begnügen.

Die Topfavoriten rund um den schwedischen Weltmeister und Olympiasieger Daniel Stahl (65,95 m) und den auftrumpfenden Slowenen Kristjan Ceh (68,23 m) zogen ins Finale ein. Die Bestweite erzielte U20-Weltmeister Mykolas Alekna, Sohn von Litauens Diskus-Volksheld Virgilijus Alekna, mit 68,91 m. Das Finale verspricht große Spannung.

Marathon: Äthiopier Tola gewinnt Gold in WM-Rekordzeit

Das Marathon-Rennen der Männer endete mit einem äthiopischen Doppelerfolg: Tamirat Tola gewann in WM-Rekordzeit (2:05:36 Stunden) vor Mosinet Geremew (2:06:44). Bashir Abdi aus Belgien (2:06:48) sicherte sich Bronze, Tom Gröschel aus Rostock wurde in 2:14:57 Stunden 43.

10.000 m: Gold und Bronze für Uganda

Über 10.000 m lieferten sich die afrikanischen Läufer nach einem taktischen Rennen ein spannendes Finish. In 27:27,43 Minuten hatte Titelverteidiger und Weltrekordler Joshua Kiprui Cheptegei im Ziel einen hauchdünnen Vorsprung auf den Kenianer Stanley Waithaka Mburu (27:27,90) und seinem ugandischen Landsmann Jacob Kiplimo (27:27,97). Olympiasieger Selemon Barega (Äthiopien) wurde überraschend nur Fünfter.

Hammerwurf: US-Amerikanerin Andersen siegt deutlich

Das Hammerwurf-Finale war eine klare Angelegenheit: Brooke Andersen aus den USA gewann in Abwesenheit der polnischen Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk, die sich bei der Verfolgung eines Autodiebes eine Verletzung zugezogen hatte, Gold mit 78,96 m. Damit lag sie fast dreieinhalb Meter vor Camryn Rogers, die mit 75,52 m für Kanada Silber holte. Dritte wurde Andersens Teamkollegin Janee Kassanavoid (74,86). DLV-Werferin Samantha Borutta war in der Qualifikation ausgeschieden.

400 m Hürden Männer Halbfinale: Warholm überzeugt

Das Traumfinale über 400 m Hürden am Mittwoch (4.50 Uhr MESZ) ist perfekt. Olympiasieger und Titelverteidiger Karsten Warholm aus Norwegen, der vor der WM verletzungsbedingt kein Rennen bestritt, räumte Zweifel an seiner möglicherweise fehlenden Form mit einem starken Halbfinalrennen aus.

Seine 48,00 Sekunden waren die zweitschnellste Zeit hinter dem Tokio-Dritten und Weltjahresbesten Alison dos Santos aus Brasilien (47,85). Auch der Olympia-Zweite Rai Benjamin unterstrich seine Goldambitionen in seinem Halbfinalrennen, das er in 48,44 Sekunden locker gewann.

400 m Vorläufe: WM-Favoriten sprinten ins Halbfinale

In den Vorläufen über 400 m zeigten die Favoriten keine Schwächen: Der US-amerikanische Weltjahresbeste Michael Norman (45,37 Sekunden), London-Olympiasieger Kirani James aus Grenada (45,29) und der südafrikanische Weltrekordhalter und Rio-Olympiasieger Wayde van Niekerk (45,18) qualifizierten sich souverän für das Halbfinale am Donnerstag (4.15 Uhr MESZ).

Bei den Frauen lief die Jamaikanerin Stephanie Ann McPherson die schnellste Vorlaufzeit (50,15). Auch Shaunae Miller-Uibo von den Bahamas (51,10) und Marileidy Paulino aus der Dominikanischen Republik (50,76) sind im Halbfinale am Donnerstag (3.45 Uhr MESZ) dabei.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 15.07.2022 | 20:20 Uhr