Der US-amerikanische Sprinter Fred Kerley (M.) gewinnt das Finale über 100 m bei der Leichtathletik-WM 2022 in Eugene.

So lief der zweite WM-Tag Kerley Weltmeister über 100 m - Lückenkemper und Krause weiter

Stand: 17.07.2022 14:56 Uhr

Sprinter Fred Kerley war beim Dreifach-Triumph der Gastgeber der Schnellste, auch Gina Lückenkemper lieferte über 100 m. In den Hindernis-Vorläufen der Frauen spielten sich Dramen ab. Der zweite WM-Tag in Eugene in der Zusammenfassung.

100 m: Kerley wird Favoritenrolle gerecht

Fred Kerley ist der schnellste Mann der Welt. Der Topfavorit setzte sich im Finale um den prestigeträchtigen Titel in Eugene nach 9,86 Sekunden vor seinen Landsleuten Marvin Bracy und Trayvon Bromell (beide 9,88) durch.

Titelverteidiger Christian Coleman wurde nur Sechster (10,01), dennoch gab es zum dritten Mal in Folge 100-m-Gold für die USA. "Wir haben gesagt, dass wir das hier zu Hause holen wollen. Und wir haben es getan. Ich bin so stolz", sagte Kerley.

100 m Vorläufe Frauen: Lückenkemper direkt weiter

Gina Lückenkemper schaffte mit Platz drei in ihrem 100-m-Vorlauf die direkte Qualifikation fürs Halbfinale und hat damit ihr Minimalziel bei der WM erreicht. Die EM-Zweite von 2018 lief in der ersten Runde nach einem schwachen Start noch gute 11,09 Sekunden.

Alexandra Burghardt, in diesem Jahr von Verletzungen und Krankheit gebeutelt, schied als Sechste ihres Vorlaufs in 11,29 Sekunden aus. Vier Hundertstel fehlten zur Norm für die Heim-EM in vier Wochen.

Mit Saisonbestleistung von 10,84 Sekunden war die britische Europameisterin Dina Asher-Smith Vorlaufschnellste. Shelly-Ann Fraser-Pryce legte 10,87 Sekunden auf die Bahn. Die Jamaikanerin greift nach ihrem fünften WM-Titel auf der kurzen Sprintdistanz. Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah gewann ebenfalls ihren Lauf, hinterließ in 11,15 Sekunden aber nicht den starken Eindruck ihrer Landsfrau.

3.000 m Hindernis: Krause glückselig, Meyer stürzt

Gesa Krause steht trotz schwieriger Saisonvorbereitung im WM-Finale über 3.000 m Hindernis am Donnerstag (4.45 Uhr MESZ). Bis es soweit war, musste die 29-Jährige aber lange zittern. In ihrem Vorlauf war die zweimalige Europameisterin in 9:21,02 Minuten Siebte geworden, ergatterte jedoch schließlich über die Zeitschnellsten-Regelung mit acht Hundertstelsekunden Vorsprung noch den letzten Finalplatz.

Die deutsche Meisterin Lea Meyer stürzte zu Beginn ihres Laufs spektakulär am Wassergraben. "Als ich unten im Wasser drin war und mal die Augen aufgemacht habe, habe ich kurz gedacht: So, ist das Rückgrat noch ganz?", sagte sie im ARD-Interview.

In 9:30,81 Minuten kämpfte sich die Kölnerin danach noch ins Ziel, verpasste das Finale aber deutlich. "Ich bin nicht aggressiv genug auf das Hindernis zugelaufen. Das war doof und ärgerlich", so Meyer.

Kugelstoßen Frauen: Ealey entthront Gong

Nicht Olympiasiegerin und Titelverteidigerin Lijiao Gong aus China, sondern die US-Amerikanerin Chase Ealey siegte im Kugelstoß-Finale der Frauen. Die Weltjahresbeste setzte sich mit 20,49 m vor Gong (20,39) durch, die 2017 und 2019 triumphiert hatte. Bronze ging an die Niederländerin Jessica Schilder (19,77). Katharina Maisch und Julia Ritter waren knapp in der Qualifikation gescheitert.

Weitsprung: Chinese Wang holt den Titel

Wang Jianan gewann als erster Chinese WM-Gold im Weitsprung. Der 25-Jährige übertrumpfte im letzten Durchgang mit 8,36 m den bis dahin führenden Griechen Miltiadis Tentoglou (8,32), der nach Olympia-Gold von Tokio den nächsten großen Coup knapp verpasste. Bronze holte der Schweizer Simon Ehammer (8,16). Die große Weitsprung-Nation USA ging leer aus.

Hammerwurf: Fünftes WM-Gold für Fajdek

Das Hammerwurf-Finale der Männer war eine Machtdemonstration der Favoriten aus Polen: Pawel Fajdek gewann mit Weltjahresbestleistung von 81,98 m zum fünften Mal in Folge WM-Gold. Zweiter wurde Olympiasieger Wojciech Nowicki (81,03 m), Dritter der Norweger Eivind Henriksen (80,87 m). Der deutsche Starter Tristan Schwandke war in der Qualifikation ausgeschieden.

10.000 m: Äthiopierin Gidey gewinnt im Schlussspurt Gold

Die Äthiopierin Letesenbet Gidey gewann in Eugene die erste Lauf-Entscheidung. Im Finale über 10.000 m siegte die Weltrekordlerin in der Weltjahresbestleistung von 30:09,94 Minuten in einem packenden Foto-Finish vor Titelverteidigerin Hellen Obiri aus Kenia (30:10,02). Bronze ging an deren Landsfrau Margaret Kipkemboi (30:10,07). Doppel-Olympiasiegerin Sifan Hassan aus den Niederlanden (30:10,56) wurde Vierte. Die deutsche Topläuferin Konstanze Klosterhalfen wird nur über 5.000 m antreten. Daher war keine deutsche Athletin über die 25 Stadionrunden am Start.

1.500 m: Halbfinal-Aus für Klein und Trost

Hanna Klein (4:04,62), der zum Weiterkommen die Frische des Vortags fehlte, und Katharina Trost (4:05,85) wurden in ihren Halbfinals über 1.500 m jeweils Achte.

Bei den Männern gab der Karlsruher Christoph Kessler sein WM-Debüt, Platz zehn seines Vorlaufs in 3:37,57 Minuten reichte nicht für die nächste Runde. Topfavorit Jakob Ingebrigtsen lief ein sehr kontrolliertes Rennen und ließ auf der Schlussgerade sogar Konkurrenten vorbeiziehen. WM-Edelmetall fehlt dem Oympiasieger aus Norwegen noch in der schon mit 21 Jahren gut gefüllten Vitrine.

Dreisprung: Eckhardt-Noack und Maduka unter 14 m

In der Dreisprung-Qualifikation verpassten die beiden deutschen Springerinnen das Finale der besten Zwölf deutlich: Neele Eckhardt-Noack (13,93 m) und Jessie Maduka (13,30 m) blieben klar unter der 14-m-Marke. Für die Teilnahme am Kampf um die Medaillen wären 14,27 m nötig gewesen.

110 m Hürden: Trabers Lauf "war leider gar nichts"

Im Hürdensprint blieb Gregor Traber im Vorlauf regelrecht "hängen". Nach dem Touchieren mehrerer Hürden kam der Tübinger nach 13,81 Sekunden als Siebter seines Rennens ins Ziel - das reichte nicht fürs Halbfinale. "Ich bin nicht gut reingekommen und wollte dann Gas geben. Ich war zwar schön aggressiv, aber das war leider gar nichts", sagte Traber im ZDF. Vorlaufschnellster war Titelverteidiger Grant Holladay aus den USA in 13,14 Sekunden.

Hochsprung: Kein Finalplatz für Marie-Laurence Jungfleisch

Auch die EM-Dritte Marie-Laurence Jungfleisch kam nicht weiter. Die 31-Jährige stellte mit übersprungenen 1,86 m zwar eine persönliche Saisonbestleistung auf, schaffte es aber als 21. klar nicht ins Hochsprung-Finale.

400 m Hürden: Warholm ohne Probleme

Norwegens Hürdenstar Karsten Warholm scheint trotz seiner Oberschenkelverletzung gerüstet für das Projekt Titelverteidigung. Der Olympiasieger und Weltrekordler gewann seinen Vorlauf mühelos und anscheinend fit in 49,34 Sekunden. Er nahm vor dem Ziel schon sichtbar Tempo raus. Das Halbfinale findet am Montag (3 Uhr MESZ), das Finale am Mittwoch (4.50 Uhr MESZ) statt.

Sieben Corona-Fälle in Japans Marathon-Team

In der japanischen Delegation sind zwei Marathonläufer, vier Betreuer und der Cheftrainer positiv getestet worden. Das teilten der Weltverband, das WM-Organisationskomitee und der japanische Verband in einer gemeinsamen Erklärung mit. Namen wurden nicht genannt. Gemäß der Corona-Richtlinien bei der WM sind die betroffenen Athleten bereits isoliert worden und müssen für fünf Tage in Isolation bleiben. Der Marathon der Männer wird an diesem Sonntag ausgetragen. Die Frauen laufen am Montag um die Medaillen (jeweils 15.15 Uhr MESZ).

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 15.07.2022 | 20:20 Uhr